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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824.

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9.

Dagegen war Megara durch seine Lage ver-
anlaßt, seine Colonien von Anfang an nach der entge-
gengesetzten Seite, an die Thrakische Küste, zu senden.
So schon Ol. 17, 3. Astakos in Bithynien 1; dann
Chalkedon am Eingange des Bosporos 2 im zweiten
Jahre der 26. Olympiade nach Euseb.; und 17 Jahre
später (30, 3.) gegenüber an einer vortheilhaftern
Stelle 3 Byzanz. An der Gründung dieser Stadt
nahmen auch Argeier Antheil, in welchem Punkte wir
der allgemeinen Versicherung des Hesychius Milesius
trauen dürfen, daß seine weitläuftige und fabelhafte
Urgeschichte der Stadt aus alten Dichtern und Ge-
schichtschreibern geschöpft sei. Denn die Uebertragung
des Cultus der Hera, der auch hier die Burg occu-
pirte, und der Sagen von Jo, der Argivischen Hera
Dienerin, bestätigen auf eine sehr unzweideutige Weise
die Annahme Argivischer Kolonisten. Jo soll hier von
Zeus eine Tochter, Keroessa, geboren haben, (das ist
sie aber wieder selbst), die, von der Landesnymphe Se-
mestra gesäugt, hernach den Byzas gebar 5. Daher
auch hier die Fabel von der meerschwimmenden Kuh
lokal wurde 6. Sonst entspricht die Verbindung von
Götterdiensten, wie sie in Byzanz statt fand, fast ganz
der in Megara gegebenen. Ja so sehr hingen die von
der Mutterstadt weit getrennten Byzantier an den hei-
mathlichen Erinnerungen, daß sie auch die Namen der
4)

1 Nach Euseb. Chron. S. Raoul-Roch. 3. p. 233.
2 Nach
Hesych Miles. de Constant. p. 48. hieß der ktistes Dineos.
3 Byzanz Lage von politischen und Handels-Gesichtspunkten über-
aus trefflich geschildert bei Polyb. 4, 44.
5 Ebendas.
6 S.
außer andern Palat. Anthol. 7, 169. -- Warum nimmt Raoul-
Roch. nicht auch hier, wie sonst, eine uralte Colonie unter An-
führung der Argivischen Princeß Jo an?
4) Dionys. Byzant.
de Thracio Bosdoro
bei Hudson Geogr. min. T. 3. Man
opferte ihr am ersten Tage des Jahres.
9.

Dagegen war Megara durch ſeine Lage ver-
anlaßt, ſeine Colonien von Anfang an nach der entge-
gengeſetzten Seite, an die Thrakiſche Kuͤſte, zu ſenden.
So ſchon Ol. 17, 3. Aſtakos in Bithynien 1; dann
Chalkedon am Eingange des Boſporos 2 im zweiten
Jahre der 26. Olympiade nach Euſeb.; und 17 Jahre
ſpaͤter (30, 3.) gegenuͤber an einer vortheilhaftern
Stelle 3 Byzanz. An der Gruͤndung dieſer Stadt
nahmen auch Argeier Antheil, in welchem Punkte wir
der allgemeinen Verſicherung des Heſychius Mileſius
trauen duͤrfen, daß ſeine weitlaͤuftige und fabelhafte
Urgeſchichte der Stadt aus alten Dichtern und Ge-
ſchichtſchreibern geſchoͤpft ſei. Denn die Uebertragung
des Cultus der Hera, der auch hier die Burg occu-
pirte, und der Sagen von Jo, der Argiviſchen Hera
Dienerin, beſtaͤtigen auf eine ſehr unzweideutige Weiſe
die Annahme Argiviſcher Koloniſten. Jo ſoll hier von
Zeus eine Tochter, Keroeſſa, geboren haben, (das iſt
ſie aber wieder ſelbſt), die, von der Landesnymphe Se-
meſtra geſaͤugt, hernach den Byzas gebar 5. Daher
auch hier die Fabel von der meerſchwimmenden Kuh
lokal wurde 6. Sonſt entſpricht die Verbindung von
Goͤtterdienſten, wie ſie in Byzanz ſtatt fand, faſt ganz
der in Megara gegebenen. Ja ſo ſehr hingen die von
der Mutterſtadt weit getrennten Byzantier an den hei-
mathlichen Erinnerungen, daß ſie auch die Namen der
4)

1 Nach Euſeb. Chron. S. Raoul-Roch. 3. p. 233.
2 Nach
Heſych Mileſ. de Constant. p. 48. hieß der κτίστης Dineos.
3 Byzanz Lage von politiſchen und Handels-Geſichtspunkten uͤber-
aus trefflich geſchildert bei Polyb. 4, 44.
5 Ebendaſ.
6 S.
außer andern Palat. Anthol. 7, 169. — Warum nimmt Raoul-
Roch. nicht auch hier, wie ſonſt, eine uralte Colonie unter An-
fuͤhrung der Argiviſchen Princeß Jo an?
4) Dionys. Byzant.
de Thracio Bosdoro
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[120/0150] 9. Dagegen war Megara durch ſeine Lage ver- anlaßt, ſeine Colonien von Anfang an nach der entge- gengeſetzten Seite, an die Thrakiſche Kuͤſte, zu ſenden. So ſchon Ol. 17, 3. Aſtakos in Bithynien 1; dann Chalkedon am Eingange des Boſporos 2 im zweiten Jahre der 26. Olympiade nach Euſeb.; und 17 Jahre ſpaͤter (30, 3.) gegenuͤber an einer vortheilhaftern Stelle 3 Byzanz. An der Gruͤndung dieſer Stadt nahmen auch Argeier Antheil, in welchem Punkte wir der allgemeinen Verſicherung des Heſychius Mileſius trauen duͤrfen, daß ſeine weitlaͤuftige und fabelhafte Urgeſchichte der Stadt aus alten Dichtern und Ge- ſchichtſchreibern geſchoͤpft ſei. Denn die Uebertragung des Cultus der Hera, der auch hier die Burg occu- pirte, und der Sagen von Jo, der Argiviſchen Hera Dienerin, beſtaͤtigen auf eine ſehr unzweideutige Weiſe die Annahme Argiviſcher Koloniſten. Jo ſoll hier von Zeus eine Tochter, Keroeſſa, geboren haben, (das iſt ſie aber wieder ſelbſt), die, von der Landesnymphe Se- meſtra geſaͤugt, hernach den Byzas gebar 5. Daher auch hier die Fabel von der meerſchwimmenden Kuh lokal wurde 6. Sonſt entſpricht die Verbindung von Goͤtterdienſten, wie ſie in Byzanz ſtatt fand, faſt ganz der in Megara gegebenen. Ja ſo ſehr hingen die von der Mutterſtadt weit getrennten Byzantier an den hei- mathlichen Erinnerungen, daß ſie auch die Namen der 4) 1 Nach Euſeb. Chron. S. Raoul-Roch. 3. p. 233. 2 Nach Heſych Mileſ. de Constant. p. 48. hieß der κτίστης Dineos. 3 Byzanz Lage von politiſchen und Handels-Geſichtspunkten uͤber- aus trefflich geſchildert bei Polyb. 4, 44. 5 Ebendaſ. 6 S. außer andern Palat. Anthol. 7, 169. — Warum nimmt Raoul- Roch. nicht auch hier, wie ſonſt, eine uralte Colonie unter An- fuͤhrung der Argiviſchen Princeß Jo an? 4) Dionys. Byzant. de Thracio Bosdoro bei Hudſon Geogr. min. T. 3. Man opferte ihr am erſten Tage des Jahres.

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/150>, abgerufen am 24.11.2024.