Dann hört die Reihe der Korinthischen Kolonien auf, welche indeß auch so ein festes und anschließendes Band um die Länder zog, durch welches selbst die Barbaren des Binnenlandes, namentlich die Epeiroten Thespro- tiens, in dauernde Verbindung mit Korinth traten 1; daher auch die Könige der Lynkesten in Makedonien eine Ehre darin fanden, sich vom Bakchiadenstamme herzuleiten 2. Höher hinauf war noch die Insel Issa Syrakusisch 3; Korkyra aber besaß vielleicht noch Orte bis in den Flanatischen Meerbusen 4. -- So viel er- hellt, daß es eine Zeit gegeben hat, wo die Stadt Korinth in diesen Meeren mit der Macht eines ausge- dehnten Staates herrschte, und vermittelst Korkyra's, Ambrakia's und andrer Städte Völker von Barbaren leitete. Aber die gewaltsame Losreißung Korkyra's, welches schon vor Periander, Olymp. 27.5, mit der Mutterstadt Krieg geführt hatte, aber hernach durch die entschiedenen Kypseliden wieder zum Gehor- sam gebracht war, worauf es sich zum zweitenmal losriß, war eine unheilbare Wunde für die Mutter- stadt. Indessen zeigten die andern Colonien dafür eine besondere Anhänglichkeit an dieselbe 6. Erst nach Verlust der Seeherrschaft in diesen Gegenden -- doch schon vor den Perserkriegen -- scheint Korinth nach der entgegengesetzten Seite hin in Chalkidike Potidäa gegründet zu haben, welches es durch stärkeres Ein- greifen in dessen innere Verwaltung -- es sandte jähr- lich Epidemiurgen 7 -- in seiner Gewalt zu halten suchte.
1 Thuk. 1, 47.
2 Str. 7, 326. Skymn. Ch. 620.
3 Skymn. Ch. 412. Nach Raoul-Roch. 4. p. 86. zur selben Zeit, da Dionys Lissos gründete, angelegt.
4 Orchom. S. 297.
5 Thuk. 1, 13.
6 malista upo apoikon stergometha die Ko- rinther bei Thuk. 1, 38. vgl. 1, 26.,
7 1, 56.
Dann hoͤrt die Reihe der Korinthiſchen Kolonien auf, welche indeß auch ſo ein feſtes und anſchließendes Band um die Laͤnder zog, durch welches ſelbſt die Barbaren des Binnenlandes, namentlich die Epeiroten Thespro- tiens, in dauernde Verbindung mit Korinth traten 1; daher auch die Koͤnige der Lynkeſten in Makedonien eine Ehre darin fanden, ſich vom Bakchiadenſtamme herzuleiten 2. Hoͤher hinauf war noch die Inſel Iſſa Syrakuſiſch 3; Korkyra aber beſaß vielleicht noch Orte bis in den Flanatiſchen Meerbuſen 4. — So viel er- hellt, daß es eine Zeit gegeben hat, wo die Stadt Korinth in dieſen Meeren mit der Macht eines ausge- dehnten Staates herrſchte, und vermittelſt Korkyra’s, Ambrakia’s und andrer Staͤdte Voͤlker von Barbaren leitete. Aber die gewaltſame Losreißung Korkyra’s, welches ſchon vor Periander, Olymp. 27.5, mit der Mutterſtadt Krieg gefuͤhrt hatte, aber hernach durch die entſchiedenen Kypſeliden wieder zum Gehor- ſam gebracht war, worauf es ſich zum zweitenmal losriß, war eine unheilbare Wunde fuͤr die Mutter- ſtadt. Indeſſen zeigten die andern Colonien dafuͤr eine beſondere Anhaͤnglichkeit an dieſelbe 6. Erſt nach Verluſt der Seeherrſchaft in dieſen Gegenden — doch ſchon vor den Perſerkriegen — ſcheint Korinth nach der entgegengeſetzten Seite hin in Chalkidike Potidaͤa gegruͤndet zu haben, welches es durch ſtaͤrkeres Ein- greifen in deſſen innere Verwaltung — es ſandte jaͤhr- lich Epidemiurgen 7 — in ſeiner Gewalt zu halten ſuchte.
1 Thuk. 1, 47.
2 Str. 7, 326. Skymn. Ch. 620.
3 Skymn. Ch. 412. Nach Raoul-Roch. 4. p. 86. zur ſelben Zeit, da Dionys Liſſos gruͤndete, angelegt.
4 Orchom. S. 297.
5 Thuk. 1, 13.
6 μάλιστα ὑπὸ ἀποίκων στεϱγόμεϑα die Ko- rinther bei Thuk. 1, 38. vgl. 1, 26.,
7 1, 56.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0149"n="119"/>
Dann hoͤrt die Reihe der Korinthiſchen Kolonien auf,<lb/>
welche indeß auch ſo ein feſtes und anſchließendes Band<lb/>
um die Laͤnder zog, durch welches ſelbſt die Barbaren<lb/>
des Binnenlandes, namentlich die Epeiroten Thespro-<lb/>
tiens, in dauernde Verbindung mit Korinth traten <noteplace="foot"n="1">Thuk. 1, 47.</note>;<lb/>
daher auch die Koͤnige der Lynkeſten in Makedonien<lb/>
eine Ehre darin fanden, ſich vom Bakchiadenſtamme<lb/>
herzuleiten <noteplace="foot"n="2">Str. 7, 326. Skymn. Ch. 620.</note>. Hoͤher hinauf war noch die Inſel <hirendition="#g">Iſſa</hi><lb/>
Syrakuſiſch <noteplace="foot"n="3">Skymn. Ch. 412. Nach Raoul-Roch. 4. <hirendition="#aq">p.</hi> 86. zur ſelben Zeit,<lb/>
da Dionys Liſſos gruͤndete, angelegt.</note>; Korkyra aber beſaß vielleicht noch Orte<lb/>
bis in den Flanatiſchen Meerbuſen <noteplace="foot"n="4">Orchom. S. 297.</note>. — So viel er-<lb/>
hellt, daß es eine Zeit gegeben hat, wo die Stadt<lb/>
Korinth in dieſen Meeren mit der Macht eines ausge-<lb/>
dehnten Staates herrſchte, und vermittelſt Korkyra’s,<lb/>
Ambrakia’s und andrer Staͤdte Voͤlker von Barbaren<lb/>
leitete. Aber die gewaltſame Losreißung Korkyra’s,<lb/>
welches ſchon vor Periander, Olymp. 27.<noteplace="foot"n="5">Thuk. 1, 13.</note>, mit der<lb/>
Mutterſtadt Krieg gefuͤhrt hatte, aber hernach durch<lb/>
die entſchiedenen Kypſeliden wieder zum Gehor-<lb/>ſam gebracht war, worauf es ſich zum zweitenmal<lb/>
losriß, war eine unheilbare Wunde fuͤr die Mutter-<lb/>ſtadt. Indeſſen zeigten die andern Colonien dafuͤr eine<lb/>
beſondere Anhaͤnglichkeit an dieſelbe <noteplace="foot"n="6">μάλισταὑπὸἀποίκωνστεϱγόμεϑα die Ko-<lb/>
rinther bei Thuk. 1, 38. vgl. 1, 26.,</note>. Erſt nach<lb/>
Verluſt der Seeherrſchaft in dieſen Gegenden — doch<lb/>ſchon vor den Perſerkriegen —ſcheint Korinth nach<lb/>
der entgegengeſetzten Seite hin in Chalkidike <hirendition="#g">Potidaͤa</hi><lb/>
gegruͤndet zu haben, welches es durch ſtaͤrkeres Ein-<lb/>
greifen in deſſen innere Verwaltung — es ſandte jaͤhr-<lb/>
lich Epidemiurgen <noteplace="foot"n="7">1, 56.</note>— in ſeiner Gewalt zu halten<lb/>ſuchte.</p></div><lb/></div></div></body></text></TEI>
[119/0149]
Dann hoͤrt die Reihe der Korinthiſchen Kolonien auf,
welche indeß auch ſo ein feſtes und anſchließendes Band
um die Laͤnder zog, durch welches ſelbſt die Barbaren
des Binnenlandes, namentlich die Epeiroten Thespro-
tiens, in dauernde Verbindung mit Korinth traten 1;
daher auch die Koͤnige der Lynkeſten in Makedonien
eine Ehre darin fanden, ſich vom Bakchiadenſtamme
herzuleiten 2. Hoͤher hinauf war noch die Inſel Iſſa
Syrakuſiſch 3; Korkyra aber beſaß vielleicht noch Orte
bis in den Flanatiſchen Meerbuſen 4. — So viel er-
hellt, daß es eine Zeit gegeben hat, wo die Stadt
Korinth in dieſen Meeren mit der Macht eines ausge-
dehnten Staates herrſchte, und vermittelſt Korkyra’s,
Ambrakia’s und andrer Staͤdte Voͤlker von Barbaren
leitete. Aber die gewaltſame Losreißung Korkyra’s,
welches ſchon vor Periander, Olymp. 27. 5, mit der
Mutterſtadt Krieg gefuͤhrt hatte, aber hernach durch
die entſchiedenen Kypſeliden wieder zum Gehor-
ſam gebracht war, worauf es ſich zum zweitenmal
losriß, war eine unheilbare Wunde fuͤr die Mutter-
ſtadt. Indeſſen zeigten die andern Colonien dafuͤr eine
beſondere Anhaͤnglichkeit an dieſelbe 6. Erſt nach
Verluſt der Seeherrſchaft in dieſen Gegenden — doch
ſchon vor den Perſerkriegen — ſcheint Korinth nach
der entgegengeſetzten Seite hin in Chalkidike Potidaͤa
gegruͤndet zu haben, welches es durch ſtaͤrkeres Ein-
greifen in deſſen innere Verwaltung — es ſandte jaͤhr-
lich Epidemiurgen 7 — in ſeiner Gewalt zu halten
ſuchte.
1 Thuk. 1, 47.
2 Str. 7, 326. Skymn. Ch. 620.
3 Skymn. Ch. 412. Nach Raoul-Roch. 4. p. 86. zur ſelben Zeit,
da Dionys Liſſos gruͤndete, angelegt.
4 Orchom. S. 297.
5 Thuk. 1, 13.
6 μάλιστα ὑπὸ ἀποίκων στεϱγόμεϑα die Ko-
rinther bei Thuk. 1, 38. vgl. 1, 26.,
7 1, 56.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/149>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.