dung von Megara an 1. Die alte Tradition knüpft dieselbe ganz an den Zug des Peloponnes gegen Athen 2, und zwar mit Recht, da Megara vor dieser Epoche mit Attika eng verbunden und in Jonien inbegriffen war. An diesem Zuge nahmen, nach den meisten Erzählern, die sämmtlichen Peloponnesier Theil; doch nennen Andere die Korinthier als die eigentlichen Unternehmer und Ale- tes als den Anführer, dem man indeß Althämenes, Kei- sos Sohn, von Argos beigesellt. Wie der Dorische Ein- fall durch den freiwilligen Heldentod des Kodros abge- wehrt worden, haben Dichter und Redner vielfach aus- geschmückt 3. Uns genügt hier, der vielgefeierten Sage die sehr dunkle entgegenzustellen, nach der Athener, die Lykophron Kodroi nennt, Antheil nehmen an dem Zuge der Herakliden 4. Wie nun immer auch hier an der Gränze Jonier und Dorier sich begegnet sein mögen: so ist doch gewiß, daß Megara durch diese Unternehmung eine Dorische Stadt, und zwar zunächst eine Korinthische Colonie wurde 5. Lange blieb es auch noch ganz in der- selben Abhängigkeit, wie Aegina von Epidauros; als Zeugniß derselben wird angeführt, daß die Einwohner des Landes gehalten waren, jeden Todten aus der Familie der Bakchiaden zu Korinth zu betrauern 6. Als es aber im
1 Vgl. Blanchard recherches sur la ville de Megare, Mem. de l'Ac. des Inscr. T. 16. p. 121.
2 Herod. 5, 76. Lykurg. g. Leokr. S. 196. Str. 9, 293. 14, 653. Konon 26. Stymn. Ch. 503.
3 Vgl. Raoul-Roch 3, S. 56., wo die merkwürdige Stelle Paus. 7, 25, 1. zuzufügen ist, wonach die La- kedämonier schon zum Theil Athen eingenommen hatten. Es gab ein Delphisches Geschlecht Kleomantiden in Athen, deren Ahnherr den Athenern den Spruch über den Tod des Königs mitgetheilt haben sollte. Lykurg gegen Leokr. 196.
4 Lykophr. 1388. nebst Tzetzes.
5 S. bes. Schol. Pind. N. 7, 155. zu Aristoph. Fröschen V. 440. Paus. 1, 39, 4.
6 Schol. zu Pind. und Arist. a. O.
dung von Megara an 1. Die alte Tradition knuͤpft dieſelbe ganz an den Zug des Peloponnes gegen Athen 2, und zwar mit Recht, da Megara vor dieſer Epoche mit Attika eng verbunden und in Jonien inbegriffen war. An dieſem Zuge nahmen, nach den meiſten Erzaͤhlern, die ſaͤmmtlichen Peloponneſier Theil; doch nennen Andere die Korinthier als die eigentlichen Unternehmer und Ale- tes als den Anfuͤhrer, dem man indeß Althaͤmenes, Kei- ſos Sohn, von Argos beigeſellt. Wie der Doriſche Ein- fall durch den freiwilligen Heldentod des Kodros abge- wehrt worden, haben Dichter und Redner vielfach aus- geſchmuͤckt 3. Uns genuͤgt hier, der vielgefeierten Sage die ſehr dunkle entgegenzuſtellen, nach der Athener, die Lykophron Kodroi nennt, Antheil nehmen an dem Zuge der Herakliden 4. Wie nun immer auch hier an der Graͤnze Jonier und Dorier ſich begegnet ſein moͤgen: ſo iſt doch gewiß, daß Megara durch dieſe Unternehmung eine Doriſche Stadt, und zwar zunaͤchſt eine Korinthiſche Colonie wurde 5. Lange blieb es auch noch ganz in der- ſelben Abhaͤngigkeit, wie Aegina von Epidauros; als Zeugniß derſelben wird angefuͤhrt, daß die Einwohner des Landes gehalten waren, jeden Todten aus der Familie der Bakchiaden zu Korinth zu betrauern 6. Als es aber im
1 Vgl. Blanchard recherches sur la ville de Megare, Mem. de l’Ac. des Inscr. T. 16. p. 121.
2 Herod. 5, 76. Lykurg. g. Leokr. S. 196. Str. 9, 293. 14, 653. Konon 26. Stymn. Ch. 503.
3 Vgl. Raoul-Roch 3, S. 56., wo die merkwuͤrdige Stelle Pauſ. 7, 25, 1. zuzufuͤgen iſt, wonach die La- kedaͤmonier ſchon zum Theil Athen eingenommen hatten. Es gab ein Delphiſches Geſchlecht Kleomantiden in Athen, deren Ahnherr den Athenern den Spruch uͤber den Tod des Koͤnigs mitgetheilt haben ſollte. Lykurg gegen Leokr. 196.
4 Lykophr. 1388. nebſt Tzetzes.
5 S. beſ. Schol. Pind. N. 7, 155. zu Ariſtoph. Froͤſchen V. 440. Pauſ. 1, 39, 4.
6 Schol. zu Pind. und Ariſt. a. O.
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Attika eng verbunden und in Jonien inbegriffen war.
An dieſem Zuge nahmen, nach den meiſten Erzaͤhlern, die
ſaͤmmtlichen Peloponneſier Theil; doch nennen Andere
die Korinthier als die eigentlichen Unternehmer und Ale-
tes als den Anfuͤhrer, dem man indeß Althaͤmenes, Kei-
ſos Sohn, von Argos beigeſellt. Wie der Doriſche Ein-
fall durch den freiwilligen Heldentod des Kodros abge-
wehrt worden, haben Dichter und Redner vielfach aus-
geſchmuͤckt 3. Uns genuͤgt hier, der vielgefeierten Sage
die ſehr dunkle entgegenzuſtellen, nach der Athener, die
Lykophron Kodroi nennt, Antheil nehmen an dem Zuge
der Herakliden 4. Wie nun immer auch hier an der
Graͤnze Jonier und Dorier ſich begegnet ſein moͤgen: ſo
iſt doch gewiß, daß Megara durch dieſe Unternehmung
eine Doriſche Stadt, und zwar zunaͤchſt eine Korinthiſche
Colonie wurde 5. Lange blieb es auch noch ganz in der-
ſelben Abhaͤngigkeit, wie Aegina von Epidauros; als
Zeugniß derſelben wird angefuͤhrt, daß die Einwohner
des Landes gehalten waren, jeden Todten aus der Familie
der Bakchiaden zu Korinth zu betrauern 6. Als es aber im
1 Vgl. Blanchard recherches sur la ville de Megare,
Mem. de l’Ac. des Inscr. T. 16. p. 121.
2 Herod. 5, 76.
Lykurg. g. Leokr. S. 196. Str. 9, 293. 14, 653. Konon 26.
Stymn. Ch. 503.
3 Vgl. Raoul-Roch 3, S. 56., wo die
merkwuͤrdige Stelle Pauſ. 7, 25, 1. zuzufuͤgen iſt, wonach die La-
kedaͤmonier ſchon zum Theil Athen eingenommen hatten. Es gab
ein Delphiſches Geſchlecht Kleomantiden in Athen, deren Ahnherr
den Athenern den Spruch uͤber den Tod des Koͤnigs mitgetheilt
haben ſollte. Lykurg gegen Leokr. 196.
4 Lykophr. 1388. nebſt
Tzetzes.
5 S. beſ. Schol. Pind. N. 7, 155. zu Ariſtoph. Froͤſchen
V. 440. Pauſ. 1, 39, 4.
6 Schol. zu Pind. und Ariſt. a. O.
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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/118>, abgerufen am 16.02.2025.
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