derung die gesammte Zahl des Volkes auf etwa 20,000 Männer schätzen 1. -- Auch die früheren Einwanderungen der Achäer und Jonier waren nicht bedeutender. Denn die Jonier erscheinen ja, wie aus den Stammsagen klar ist, als Kriegerstamm in Attika, und bildeten wahrschein- lich, noch dazu mit vielen fremden Geschlechtern ge- mischt, nur eine und sicher die kleinste von vier Phylen. Die Ankunft der Achäer stellt die alte Sage höchst ein- fach so dar: Achäos Söhne, Archander und Architeles, kamen, aus Phthiotis vertrieben, nach Argos und La- kedämon. Die Namen besagen den herrschenden Mann und den Verwalter der Obrigkeitstellen. Sicher kamen die Achäer nicht, um das Land zu bauen, wie auch daraus hervorgeht, daß, als sie, von den Doriern ver- trieben und auf die Nordküste geworfen, Paträ einnah- men, sie auch hier nur die Stadt bewohnten und sich nicht in die kleineren Ortschaften zerstreuten 2.
Daß die Dorier mit Frau und Kind wanderten, ist wohl gewiß. Frauen aus fremden Stämmen hätte der Spartiat nicht so ungemeine Achtung erwiesen, wie er that, und es müßte sich dann das ganze Dorische Fami- lienverhältniß anders gestaltet haben, als es sich gestal- tete. Das unterscheidet diese Wanderung sehr von der der Jonier, welche, nach Herodot, ohne Frauen aus Attika auswandernd, eingeborne Karerinnen zu Frauen oder vielmehr zu Sklavinnen nahmen, die den helleni- schen Mann nicht bei seinem Namen, sondern nur "Herrn" nennen durften, -- und wohl von allen ältern Niederlassungen über Meer, da die Gestalt der altgriechischen Ruderschiffe schwerlich irgend das Mitnehmen der Frauen gestattete.
1 Isokr. Panathen. 100. sagt: dast in den ältesten Zeiten nur 2000 Dorier zu Sparta gewesen sein, aber ich möchte darauf keine Rechnung bauen.
2 Paus. 7, 18, 3. Buch 3, 4.
derung die geſammte Zahl des Volkes auf etwa 20,000 Maͤnner ſchaͤtzen 1. — Auch die fruͤheren Einwanderungen der Achaͤer und Jonier waren nicht bedeutender. Denn die Jonier erſcheinen ja, wie aus den Stammſagen klar iſt, als Kriegerſtamm in Attika, und bildeten wahrſchein- lich, noch dazu mit vielen fremden Geſchlechtern ge- miſcht, nur eine und ſicher die kleinſte von vier Phylen. Die Ankunft der Achaͤer ſtellt die alte Sage hoͤchſt ein- fach ſo dar: Achaͤos Soͤhne, Archander und Architeles, kamen, aus Phthiotis vertrieben, nach Argos und La- kedaͤmon. Die Namen beſagen den herrſchenden Mann und den Verwalter der Obrigkeitſtellen. Sicher kamen die Achaͤer nicht, um das Land zu bauen, wie auch daraus hervorgeht, daß, als ſie, von den Doriern ver- trieben und auf die Nordkuͤſte geworfen, Patraͤ einnah- men, ſie auch hier nur die Stadt bewohnten und ſich nicht in die kleineren Ortſchaften zerſtreuten 2.
Daß die Dorier mit Frau und Kind wanderten, iſt wohl gewiß. Frauen aus fremden Staͤmmen haͤtte der Spartiat nicht ſo ungemeine Achtung erwieſen, wie er that, und es muͤßte ſich dann das ganze Doriſche Fami- lienverhaͤltniß anders geſtaltet haben, als es ſich geſtal- tete. Das unterſcheidet dieſe Wanderung ſehr von der der Jonier, welche, nach Herodot, ohne Frauen aus Attika auswandernd, eingeborne Karerinnen zu Frauen oder vielmehr zu Sklavinnen nahmen, die den helleni- ſchen Mann nicht bei ſeinem Namen, ſondern nur “Herrn” nennen durften, — und wohl von allen aͤltern Niederlaſſungen uͤber Meer, da die Geſtalt der altgriechiſchen Ruderſchiffe ſchwerlich irgend das Mitnehmen der Frauen geſtattete.
1 Iſokr. Panathen. 100. ſagt: daſt in den aͤlteſten Zeiten nur 2000 Dorier zu Sparta geweſen ſein, aber ich moͤchte darauf keine Rechnung bauen.
2 Pauſ. 7, 18, 3. Buch 3, 4.
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derung die geſammte Zahl des Volkes auf etwa 20,000
Maͤnner ſchaͤtzen 1. — Auch die fruͤheren Einwanderungen
der Achaͤer und Jonier waren nicht bedeutender. Denn die
Jonier erſcheinen ja, wie aus den Stammſagen klar iſt,
als Kriegerſtamm in Attika, und bildeten wahrſchein-
lich, noch dazu mit vielen fremden Geſchlechtern ge-
miſcht, nur eine und ſicher die kleinſte von vier Phylen.
Die Ankunft der Achaͤer ſtellt die alte Sage hoͤchſt ein-
fach ſo dar: Achaͤos Soͤhne, Archander und Architeles,
kamen, aus Phthiotis vertrieben, nach Argos und La-
kedaͤmon. Die Namen beſagen den herrſchenden Mann
und den Verwalter der Obrigkeitſtellen. Sicher kamen
die Achaͤer nicht, um das Land zu bauen, wie auch
daraus hervorgeht, daß, als ſie, von den Doriern ver-
trieben und auf die Nordkuͤſte geworfen, Patraͤ einnah-
men, ſie auch hier nur die Stadt bewohnten und ſich
nicht in die kleineren Ortſchaften zerſtreuten 2.
Daß die Dorier mit Frau und Kind wanderten, iſt
wohl gewiß. Frauen aus fremden Staͤmmen haͤtte der
Spartiat nicht ſo ungemeine Achtung erwieſen, wie er
that, und es muͤßte ſich dann das ganze Doriſche Fami-
lienverhaͤltniß anders geſtaltet haben, als es ſich geſtal-
tete. Das unterſcheidet dieſe Wanderung ſehr von der
der Jonier, welche, nach Herodot, ohne Frauen aus
Attika auswandernd, eingeborne Karerinnen zu Frauen
oder vielmehr zu Sklavinnen nahmen, die den helleni-
ſchen Mann nicht bei ſeinem Namen, ſondern nur
“Herrn” nennen durften, — und wohl von allen
aͤltern Niederlaſſungen uͤber Meer, da die Geſtalt
der altgriechiſchen Ruderſchiffe ſchwerlich irgend das
Mitnehmen der Frauen geſtattete.
1 Iſokr. Panathen. 100. ſagt: daſt in den aͤlteſten Zeiten nur
2000 Dorier zu Sparta geweſen ſein, aber ich moͤchte darauf keine
Rechnung bauen.
2 Pauſ. 7, 18, 3. Buch 3, 4.
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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/106>, abgerufen am 22.11.2024.
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