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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824.

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hängt, und damit durch einen vielfach durchbrochenen
und deswegen an Schluchten und Höhlen reichen
Bergstrich (daher Treton) 1 verbunden ist, durch
welchen die berühmte wie zwischen Felsenmauern ge-
bahnte Straße Kontoporia geht 2, die Argos mit Ko-
rinth verbindet. Durch ähnliche Pässe hängen Kleonä,
Nemea, Phlius, südlicher Mykenä und Tiryns, östlich
Epidauros unter einander zusammen; und diese natür-
liche Trennung vieler kleinen Landschaften hat Argolis
politische Geschichte vornweg zum Theil bestimmt.
Gegen Mittag von jenem Gebirgszuge öffnet sich die
Ebene, an deren Anfange jenem Passe zunächst My-
kenä und in deren Ausbreitung Argos liegt. Höchst
merkwürdig ist die Natur dieser alten Kulturebene, wel-
che offenbar erst nach und nach von den Gebirgsflüssen
gebildet worden ist, die den Busen zwischen den Bergen
mehr und mehr ausfüllten; daher sie ursprünglich sum-
pfig und morastig war 3. Inachos, der Strom, und
Melia, die feuchte Niederung, sind die Eltern der alten
Argiver. Und wenn Argos in alten Sagen das durstige
heißt: so bezog sich dies nur auf den Mangel des Quell-
wassers in der Nähe. -- So gebirgig das übrige Ar-
golis ist, so öffnen sich doch hie und da im Innern und an
Meerbusen kleine Ebenen, welche durch die Güte des Bo-
dens den Ackerbau begünstigen und anregen; die Südost-
küste senkt sich niedrig und flach dem Meere zu. Besonders
erstreckt sich nördlich von jenem Bergstriche vom Isthmos
bis an einen engen Paß an den Grenzen Achaias eine schöne

1 Sehr schön sagt der Grieche von dieser Gegend: ophrua te
kai koilainetai. Str. 8, p. 381.
2 Polyb. 16, 16, 4. setzt
sie etwa WSW. von Korinth. vgl. Athen. 2, 43 e. Pind. O.
11, 30. meint dieselbe.
3 Aristot. Meteor. 1, 14. S. 755. c.
und Aristeid. Aegypt. Th. 2, S. 351. Jebb.

haͤngt, und damit durch einen vielfach durchbrochenen
und deswegen an Schluchten und Hoͤhlen reichen
Bergſtrich (daher Τρητὸν) 1 verbunden iſt, durch
welchen die beruͤhmte wie zwiſchen Felſenmauern ge-
bahnte Straße Kontoporia geht 2, die Argos mit Ko-
rinth verbindet. Durch aͤhnliche Paͤſſe haͤngen Kleonaͤ,
Nemea, Phlius, ſuͤdlicher Mykenaͤ und Tiryns, oͤſtlich
Epidauros unter einander zuſammen; und dieſe natuͤr-
liche Trennung vieler kleinen Landſchaften hat Argolis
politiſche Geſchichte vornweg zum Theil beſtimmt.
Gegen Mittag von jenem Gebirgszuge oͤffnet ſich die
Ebene, an deren Anfange jenem Paſſe zunaͤchſt My-
kenaͤ und in deren Ausbreitung Argos liegt. Hoͤchſt
merkwuͤrdig iſt die Natur dieſer alten Kulturebene, wel-
che offenbar erſt nach und nach von den Gebirgsfluͤſſen
gebildet worden iſt, die den Buſen zwiſchen den Bergen
mehr und mehr ausfuͤllten; daher ſie urſpruͤnglich ſum-
pfig und moraſtig war 3. Inachos, der Strom, und
Melia, die feuchte Niederung, ſind die Eltern der alten
Argiver. Und wenn Argos in alten Sagen das durſtige
heißt: ſo bezog ſich dies nur auf den Mangel des Quell-
waſſers in der Naͤhe. — So gebirgig das uͤbrige Ar-
golis iſt, ſo oͤffnen ſich doch hie und da im Innern und an
Meerbuſen kleine Ebenen, welche durch die Guͤte des Bo-
dens den Ackerbau beguͤnſtigen und anregen; die Suͤdoſt-
kuͤſte ſenkt ſich niedrig und flach dem Meere zu. Beſonders
erſtreckt ſich noͤrdlich von jenem Bergſtriche vom Iſthmos
bis an einen engen Paß an den Grenzen Achaias eine ſchoͤne

1 Sehr ſchoͤn ſagt der Grieche von dieſer Gegend: ὀφϱυᾷ τε
καὶ κοιλαίνεται. Str. 8, p. 381.
2 Polyb. 16, 16, 4. ſetzt
ſie etwa WSW. von Korinth. vgl. Athen. 2, 43 e. Pind. O.
11, 30. meint dieſelbe.
3 Ariſtot. Meteor. 1, 14. S. 755. c.
und Ariſteid. Aegypt. Th. 2, S. 351. Jebb.
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[71/0101] haͤngt, und damit durch einen vielfach durchbrochenen und deswegen an Schluchten und Hoͤhlen reichen Bergſtrich (daher Τρητὸν) 1 verbunden iſt, durch welchen die beruͤhmte wie zwiſchen Felſenmauern ge- bahnte Straße Kontoporia geht 2, die Argos mit Ko- rinth verbindet. Durch aͤhnliche Paͤſſe haͤngen Kleonaͤ, Nemea, Phlius, ſuͤdlicher Mykenaͤ und Tiryns, oͤſtlich Epidauros unter einander zuſammen; und dieſe natuͤr- liche Trennung vieler kleinen Landſchaften hat Argolis politiſche Geſchichte vornweg zum Theil beſtimmt. Gegen Mittag von jenem Gebirgszuge oͤffnet ſich die Ebene, an deren Anfange jenem Paſſe zunaͤchſt My- kenaͤ und in deren Ausbreitung Argos liegt. Hoͤchſt merkwuͤrdig iſt die Natur dieſer alten Kulturebene, wel- che offenbar erſt nach und nach von den Gebirgsfluͤſſen gebildet worden iſt, die den Buſen zwiſchen den Bergen mehr und mehr ausfuͤllten; daher ſie urſpruͤnglich ſum- pfig und moraſtig war 3. Inachos, der Strom, und Melia, die feuchte Niederung, ſind die Eltern der alten Argiver. Und wenn Argos in alten Sagen das durſtige heißt: ſo bezog ſich dies nur auf den Mangel des Quell- waſſers in der Naͤhe. — So gebirgig das uͤbrige Ar- golis iſt, ſo oͤffnen ſich doch hie und da im Innern und an Meerbuſen kleine Ebenen, welche durch die Guͤte des Bo- dens den Ackerbau beguͤnſtigen und anregen; die Suͤdoſt- kuͤſte ſenkt ſich niedrig und flach dem Meere zu. Beſonders erſtreckt ſich noͤrdlich von jenem Bergſtriche vom Iſthmos bis an einen engen Paß an den Grenzen Achaias eine ſchoͤne 1 Sehr ſchoͤn ſagt der Grieche von dieſer Gegend: ὀφϱυᾷ τε καὶ κοιλαίνεται. Str. 8, p. 381. 2 Polyb. 16, 16, 4. ſetzt ſie etwa WSW. von Korinth. vgl. Athen. 2, 43 e. Pind. O. 11, 30. meint dieſelbe. 3 Ariſtot. Meteor. 1, 14. S. 755. c. und Ariſteid. Aegypt. Th. 2, S. 351. Jebb.

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/101>, abgerufen am 24.11.2024.