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Müller, Johannes: Über die phantastischen Gesichtserscheinungen. Koblenz, 1826.

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sind. Setzt es nicht die größte Unbekanntschaft mit den op-
tischen Gesetzen des Sehens voraus, wenn man behauptet, ein
äußeres Leuchtendes könne durch eine thierische Fläche gesehen
werden, ohne ein Organ, durch welches das von dem Gegen-
stand ausgehende, verschiedene Lichte, das sonst die empfindende
Fläche in allen Theilen zugleich beleuchtet, auch auf dieser em-
pfindenden Fläche wie im leuchtenden Objecte gesondert wer-
de. Die Herzgrube kann sehend doch nur das von dem Gegen-
stand ausgehende Licht sehen. Dieses Licht beleuchtet die Herz-
grube allgemein. Alle Theile des Objectes beleuchten mit ver-
schiedenem Licht denselben Theil der Fläche, und dennoch soll
diese Fläche das specificirte Licht, wie im Gegenstand ge-
sondert empfinden!

95.

Ohne hier entscheiden zu wollen, wie weit die
Wahrheit des sogenannten thierischen Magnetismus gehe,
sehen wir auf unserm Standpuncte ein, daß in einem dem
natürlichen Somnambulismus ähnlichen Zustande, der un-
serm gewöhnlichen höchst seligen Schlafwachen fast ganz
ähnlich, ja wahrscheinlich mit ihm identisch ist, leuchtende
Phantasiebilder entstehen.

96.

Wenn es also künstliche Mittel giebt, in den Zustand
zu versetzen, in den wir jeden Abend vor dem Einschlafen
verfallen, so werden auch die inneren phantastischen Erre-
gungen der Sehsinnsubstanz statt finden müssen wie dort.
Der magnetisch hellsehende gleicht durchaus dem Schlaf-
wachenden oder Halbwachenden, er träumt zum Theil schon
wie dieser einzelne Träume seiner einzelnen Geistesvermö-
gen, du kannst dich mit ihm unterhalten über seine Phan-
tasieen, wie du dich mit mir noch unterhalten könntest,

ſind. Setzt es nicht die groͤßte Unbekanntſchaft mit den op-
tiſchen Geſetzen des Sehens voraus, wenn man behauptet, ein
aͤußeres Leuchtendes koͤnne durch eine thieriſche Flaͤche geſehen
werden, ohne ein Organ, durch welches das von dem Gegen-
ſtand ausgehende, verſchiedene Lichte, das ſonſt die empfindende
Flaͤche in allen Theilen zugleich beleuchtet, auch auf dieſer em-
pfindenden Flaͤche wie im leuchtenden Objecte geſondert wer-
de. Die Herzgrube kann ſehend doch nur das von dem Gegen-
ſtand ausgehende Licht ſehen. Dieſes Licht beleuchtet die Herz-
grube allgemein. Alle Theile des Objectes beleuchten mit ver-
ſchiedenem Licht denſelben Theil der Flaͤche, und dennoch ſoll
dieſe Flaͤche das ſpecificirte Licht, wie im Gegenſtand ge-
ſondert empfinden!

95.

Ohne hier entſcheiden zu wollen, wie weit die
Wahrheit des ſogenannten thieriſchen Magnetismus gehe,
ſehen wir auf unſerm Standpuncte ein, daß in einem dem
natuͤrlichen Somnambulismus aͤhnlichen Zuſtande, der un-
ſerm gewoͤhnlichen hoͤchſt ſeligen Schlafwachen faſt ganz
aͤhnlich, ja wahrſcheinlich mit ihm identiſch iſt, leuchtende
Phantaſiebilder entſtehen.

96.

Wenn es alſo kuͤnſtliche Mittel giebt, in den Zuſtand
zu verſetzen, in den wir jeden Abend vor dem Einſchlafen
verfallen, ſo werden auch die inneren phantaſtiſchen Erre-
gungen der Sehſinnſubſtanz ſtatt finden muͤſſen wie dort.
Der magnetiſch hellſehende gleicht durchaus dem Schlaf-
wachenden oder Halbwachenden, er traͤumt zum Theil ſchon
wie dieſer einzelne Traͤume ſeiner einzelnen Geiſtesvermoͤ-
gen, du kannſt dich mit ihm unterhalten uͤber ſeine Phan-
taſieen, wie du dich mit mir noch unterhalten koͤnnteſt,

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[54/0070] ſind. Setzt es nicht die groͤßte Unbekanntſchaft mit den op- tiſchen Geſetzen des Sehens voraus, wenn man behauptet, ein aͤußeres Leuchtendes koͤnne durch eine thieriſche Flaͤche geſehen werden, ohne ein Organ, durch welches das von dem Gegen- ſtand ausgehende, verſchiedene Lichte, das ſonſt die empfindende Flaͤche in allen Theilen zugleich beleuchtet, auch auf dieſer em- pfindenden Flaͤche wie im leuchtenden Objecte geſondert wer- de. Die Herzgrube kann ſehend doch nur das von dem Gegen- ſtand ausgehende Licht ſehen. Dieſes Licht beleuchtet die Herz- grube allgemein. Alle Theile des Objectes beleuchten mit ver- ſchiedenem Licht denſelben Theil der Flaͤche, und dennoch ſoll dieſe Flaͤche das ſpecificirte Licht, wie im Gegenſtand ge- ſondert empfinden! 95. Ohne hier entſcheiden zu wollen, wie weit die Wahrheit des ſogenannten thieriſchen Magnetismus gehe, ſehen wir auf unſerm Standpuncte ein, daß in einem dem natuͤrlichen Somnambulismus aͤhnlichen Zuſtande, der un- ſerm gewoͤhnlichen hoͤchſt ſeligen Schlafwachen faſt ganz aͤhnlich, ja wahrſcheinlich mit ihm identiſch iſt, leuchtende Phantaſiebilder entſtehen. 96. Wenn es alſo kuͤnſtliche Mittel giebt, in den Zuſtand zu verſetzen, in den wir jeden Abend vor dem Einſchlafen verfallen, ſo werden auch die inneren phantaſtiſchen Erre- gungen der Sehſinnſubſtanz ſtatt finden muͤſſen wie dort. Der magnetiſch hellſehende gleicht durchaus dem Schlaf- wachenden oder Halbwachenden, er traͤumt zum Theil ſchon wie dieſer einzelne Traͤume ſeiner einzelnen Geiſtesvermoͤ- gen, du kannſt dich mit ihm unterhalten uͤber ſeine Phan- taſieen, wie du dich mit mir noch unterhalten koͤnnteſt,

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Zitationshilfe: Müller, Johannes: Über die phantastischen Gesichtserscheinungen. Koblenz, 1826, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_gesichtserscheinungen_1826/70>, abgerufen am 23.11.2024.