Müller, Johannes: Über die phantastischen Gesichtserscheinungen. Koblenz, 1826.I. Das Lebensgesetz für die Metamor- phose der Phantasiebilder. 164. Da die Sinnesthätigkeit nie ganz ohne Phantasie ist, 165. Wenn aber die Lebensform des Gesichtssinnes, Licht I. Das Lebensgeſetz fuͤr die Metamor- phoſe der Phantaſiebilder. 164. Da die Sinnesthaͤtigkeit nie ganz ohne Phantaſie iſt, 165. Wenn aber die Lebensform des Geſichtsſinnes, Licht <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb n="93" facs="#f0109"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#aq">I.</hi><hi rendition="#g">Das Lebensgeſetz fuͤr die Metamor-<lb/> phoſe der Phantaſiebilder</hi>.</head><lb/> <div n="3"> <head>164.</head><lb/> <p>Da die Sinnesthaͤtigkeit nie ganz ohne Phantaſie iſt,<lb/> wie wir denn in jeder Sinnesanſchauung bald dieſes bald<lb/> jenes von dem Objecte lebhafter dem Sinneeinbilden, aus<lb/> einer Menge gleichzeitiger harmoniſcher Toͤne, bald dieſe<lb/> bald jene Succeſſion vorzugsweiſe verfolgen, und da ander-<lb/> ſeits die Phantaſie nie ganz ohne Wirkung auf den Sinn<lb/> zu <hi rendition="#g">ſey</hi>n ſcheint, indem auch die phantaſtiſche Vorſtellung<lb/> als <choice><sic>Begrenznng</sic><corr>Begrenzung</corr></choice> und Umriß in dem dunkeln oder lichten Seh-<lb/> feld der Sehſinnſubſtanz vorgeſtellt wird, ſo koͤnnte Einer<lb/> behaupten, es ſeien eben nur die inneren Urſpruͤnge der<lb/> Sinnesſubſtanzen ſelbſt, welche phantaſiren, die Phantaſie<lb/> ſei nur in dieſen thaͤtig und habe kein anderes Organon,<lb/> die Extremitaͤt der Sehſinnſubſtanz im Auge ſei zwar nur<lb/> der leuchtenden Reaction gegen aͤußere Eindruͤcke faͤhig,<lb/> aber der innere Urſprung der Sehſinnſubſtanz ſei ſelbſt<lb/> thaͤtig, und ſein Leben ſei Formen phantaſirend, die<lb/> bei lebhafterer Thaͤtigkeit in demſelben Organe leuchtend<lb/> werden.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>165.</head><lb/> <p>Wenn aber die Lebensform des Geſichtsſinnes, Licht<lb/> und Farbe zu ſehen, des Tonſinnes, Ton zu hoͤren u. ſ.<lb/> w., die Phantaſie aber bei ſich und ihrem Weſen bleibt,<lb/> auch wenn ihre Gebilde bloß vorſtellte Begrenzung ohne<lb/> eigenthuͤmliches Licht und Farbe ſind, da uͤberdieß die<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [93/0109]
I. Das Lebensgeſetz fuͤr die Metamor-
phoſe der Phantaſiebilder.
164.
Da die Sinnesthaͤtigkeit nie ganz ohne Phantaſie iſt,
wie wir denn in jeder Sinnesanſchauung bald dieſes bald
jenes von dem Objecte lebhafter dem Sinneeinbilden, aus
einer Menge gleichzeitiger harmoniſcher Toͤne, bald dieſe
bald jene Succeſſion vorzugsweiſe verfolgen, und da ander-
ſeits die Phantaſie nie ganz ohne Wirkung auf den Sinn
zu ſeyn ſcheint, indem auch die phantaſtiſche Vorſtellung
als Begrenzung und Umriß in dem dunkeln oder lichten Seh-
feld der Sehſinnſubſtanz vorgeſtellt wird, ſo koͤnnte Einer
behaupten, es ſeien eben nur die inneren Urſpruͤnge der
Sinnesſubſtanzen ſelbſt, welche phantaſiren, die Phantaſie
ſei nur in dieſen thaͤtig und habe kein anderes Organon,
die Extremitaͤt der Sehſinnſubſtanz im Auge ſei zwar nur
der leuchtenden Reaction gegen aͤußere Eindruͤcke faͤhig,
aber der innere Urſprung der Sehſinnſubſtanz ſei ſelbſt
thaͤtig, und ſein Leben ſei Formen phantaſirend, die
bei lebhafterer Thaͤtigkeit in demſelben Organe leuchtend
werden.
165.
Wenn aber die Lebensform des Geſichtsſinnes, Licht
und Farbe zu ſehen, des Tonſinnes, Ton zu hoͤren u. ſ.
w., die Phantaſie aber bei ſich und ihrem Weſen bleibt,
auch wenn ihre Gebilde bloß vorſtellte Begrenzung ohne
eigenthuͤmliches Licht und Farbe ſind, da uͤberdieß die
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_gesichtserscheinungen_1826 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_gesichtserscheinungen_1826/109 |
Zitationshilfe: | Müller, Johannes: Über die phantastischen Gesichtserscheinungen. Koblenz, 1826, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_gesichtserscheinungen_1826/109>, abgerufen am 03.03.2025. |