Richtungen aller in einander greifender ökonomischen Kräfte wirklich convergirend, so wird sich die Größe aller dieser Kräfte von selbst schon verhältnißmäßig, und so, daß die gesammten Richtungen der Thätigkeiten dabey bestehen kön- nen, ergeben. Hingegen folgt umgekehrt aus der augenblick- lichen Größe der einzelnen Kräfte die gerechte und convergi- rende Richtung derselben noch nicht. Die einzelne Kraft kann heraustreten aus dem concentrischen Vereine, in dem sie sich entwickelte, sie kann in Beziehung treten auf einen Mittel- punct der außerhalb dieses Vereines, oder des Staates liegt, und augenblickliche große Wirkungen hervorbringen, wie die- jenigen Kräfte eines Staates, die an dem Welthandel Theil nehmen: wer möchte aber aus der Größe dieser Wirkungen einen Schluß auf die dauerhafte Richtung solcher ökonomi- scher Thätigkeit ziehen. Was aber wäre von einem Ge- schlecht zu halten, das, berauscht durch den augenblicklichen Glanz dieser Wirkungen, den bestimmten vaterländischen Mit- telpunct ganz außer Acht ließe, die Erhaltung der alten concentrischen Richtungen der ökonomischen Thätigkeit (ich darf mich jetzt des Ausdrucks bedienen) des geometrischen Verhältnisses der Kräfte unter einander für unwesentlich hielte, oder die Bedeutung dieser Richtungen nur anerkennen wollte, in wie fern sie einem solchen divergenten Streben nach dem Weltmarkt hinderlich wären. -- Dieß ist der innerste Sinn der Klagen über den Feudalismus und der Verfolgungen desselben: es war allerdings in allen ökono- mischen Kräften des Mittelalters eine gewisse innere Rich- tung nach einem Mittelpunct, nach einer von allen Einzelnen
Richtungen aller in einander greifender oͤkonomiſchen Kraͤfte wirklich convergirend, ſo wird ſich die Groͤße aller dieſer Kraͤfte von ſelbſt ſchon verhaͤltnißmaͤßig, und ſo, daß die geſammten Richtungen der Thaͤtigkeiten dabey beſtehen koͤn- nen, ergeben. Hingegen folgt umgekehrt aus der augenblick- lichen Groͤße der einzelnen Kraͤfte die gerechte und convergi- rende Richtung derſelben noch nicht. Die einzelne Kraft kann heraustreten aus dem concentriſchen Vereine, in dem ſie ſich entwickelte, ſie kann in Beziehung treten auf einen Mittel- punct der außerhalb dieſes Vereines, oder des Staates liegt, und augenblickliche große Wirkungen hervorbringen, wie die- jenigen Kraͤfte eines Staates, die an dem Welthandel Theil nehmen: wer moͤchte aber aus der Groͤße dieſer Wirkungen einen Schluß auf die dauerhafte Richtung ſolcher oͤkonomi- ſcher Thaͤtigkeit ziehen. Was aber waͤre von einem Ge- ſchlecht zu halten, das, berauſcht durch den augenblicklichen Glanz dieſer Wirkungen, den beſtimmten vaterlaͤndiſchen Mit- telpunct ganz außer Acht ließe, die Erhaltung der alten concentriſchen Richtungen der oͤkonomiſchen Thaͤtigkeit (ich darf mich jetzt des Ausdrucks bedienen) des geometriſchen Verhaͤltniſſes der Kraͤfte unter einander fuͤr unweſentlich hielte, oder die Bedeutung dieſer Richtungen nur anerkennen wollte, in wie fern ſie einem ſolchen divergenten Streben nach dem Weltmarkt hinderlich waͤren. — Dieß iſt der innerſte Sinn der Klagen uͤber den Feudalismus und der Verfolgungen desſelben: es war allerdings in allen oͤkono- miſchen Kraͤften des Mittelalters eine gewiſſe innere Rich- tung nach einem Mittelpunct, nach einer von allen Einzelnen
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Richtungen aller in einander greifender oͤkonomiſchen Kraͤfte
wirklich convergirend, ſo wird ſich die Groͤße aller dieſer
Kraͤfte von ſelbſt ſchon verhaͤltnißmaͤßig, und ſo, daß die
geſammten Richtungen der Thaͤtigkeiten dabey beſtehen koͤn-
nen, ergeben. Hingegen folgt umgekehrt aus der augenblick-
lichen Groͤße der einzelnen Kraͤfte die gerechte und convergi-
rende Richtung derſelben noch nicht. Die einzelne Kraft kann
heraustreten aus dem concentriſchen Vereine, in dem ſie ſich
entwickelte, ſie kann in Beziehung treten auf einen Mittel-
punct der außerhalb dieſes Vereines, oder des Staates liegt,
und augenblickliche große Wirkungen hervorbringen, wie die-
jenigen Kraͤfte eines Staates, die an dem Welthandel Theil
nehmen: wer moͤchte aber aus der Groͤße dieſer Wirkungen
einen Schluß auf die dauerhafte Richtung ſolcher oͤkonomi-
ſcher Thaͤtigkeit ziehen. Was aber waͤre von einem Ge-
ſchlecht zu halten, das, berauſcht durch den augenblicklichen
Glanz dieſer Wirkungen, den beſtimmten vaterlaͤndiſchen Mit-
telpunct ganz außer Acht ließe, die Erhaltung der alten
concentriſchen Richtungen der oͤkonomiſchen Thaͤtigkeit (ich
darf mich jetzt des Ausdrucks bedienen) des geometriſchen
Verhaͤltniſſes der Kraͤfte unter einander fuͤr unweſentlich
hielte, oder die Bedeutung dieſer Richtungen nur anerkennen
wollte, in wie fern ſie einem ſolchen divergenten Streben
nach dem Weltmarkt hinderlich waͤren. — Dieß iſt der
innerſte Sinn der Klagen uͤber den Feudalismus und der
Verfolgungen desſelben: es war allerdings in allen oͤkono-
miſchen Kraͤften des Mittelalters eine gewiſſe innere Rich-
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Müller, Adam Heinrich: Versuche einer neuen Theorie des Geldes mit besonderer Rücksicht auf Großbritannien. Leipzig u. a., 1816. , S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_geld_1816/85>, abgerufen am 26.11.2024.
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