Müller, Adam Heinrich: Versuche einer neuen Theorie des Geldes mit besonderer Rücksicht auf Großbritannien. Leipzig u. a., 1816.einem gemeinschaftlichen Mittelpunct convergiren *). Derge- Jedermann steht hierbey ein, daß die Größe und die *) Eine gerade Linie individualisirt sich, wird zur be-
stimmten Linie, nur durch eine andere auf sie in Beziehung gesetzte, das heißt: mit ihr in der Verlängerung convergi- rende Linie. Meistentheils vergessen wir, daß der Rand der Tafel oder des Papiers, worauf wir unsere Linie verzeichnen, diese Linie schon individualisirt, oder die Antilinie darbiethet, durch die sie erst zu einer Linie wird, und so übersehen wir den wichtigsten Umstand in der Geometrie, daß es nähmlich zwey Linien geben müsse, damit eine. Daher die Unmöglichkeit die Parallellinien auf dem gewöhnlichen Wege zu demonstri- ren. Es sind identische Linien, wie sich ausweist, wenn sie, wie beym Euklides geschehen, durch eine dritte convergirende Linie individualisirt werden. einem gemeinſchaftlichen Mittelpunct convergiren *). Derge- Jedermann ſteht hierbey ein, daß die Groͤße und die *) Eine gerade Linie individualiſirt ſich, wird zur be-
ſtimmten Linie, nur durch eine andere auf ſie in Beziehung geſetzte, das heißt: mit ihr in der Verlaͤngerung convergi- rende Linie. Meiſtentheils vergeſſen wir, daß der Rand der Tafel oder des Papiers, worauf wir unſere Linie verzeichnen, dieſe Linie ſchon individualiſirt, oder die Antilinie darbiethet, durch die ſie erſt zu einer Linie wird, und ſo uͤberſehen wir den wichtigſten Umſtand in der Geometrie, daß es naͤhmlich zwey Linien geben muͤſſe, damit eine. Daher die Unmoͤglichkeit die Parallellinien auf dem gewoͤhnlichen Wege zu demonſtri- ren. Es ſind identiſche Linien, wie ſich ausweiſt, wenn ſie, wie beym Euklides geſchehen, durch eine dritte convergirende Linie individualiſirt werden. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0084" n="70"/> einem gemeinſchaftlichen Mittelpunct convergiren <note place="foot" n="*)">Eine gerade Linie individualiſirt ſich, wird zur be-<lb/> ſtimmten Linie, nur durch eine andere auf ſie in Beziehung<lb/> geſetzte, das heißt: mit ihr in der Verlaͤngerung convergi-<lb/> rende Linie.<lb/> Meiſtentheils vergeſſen wir, daß der Rand der Tafel oder<lb/> des Papiers, worauf wir unſere Linie verzeichnen, dieſe<lb/> Linie ſchon individualiſirt, oder die Antilinie darbiethet,<lb/> durch die ſie erſt zu einer Linie wird, und ſo uͤberſehen wir<lb/> den wichtigſten Umſtand in der Geometrie, daß es naͤhmlich<lb/> zwey Linien geben muͤſſe, damit eine. Daher die Unmoͤglichkeit<lb/> die Parallellinien auf dem gewoͤhnlichen Wege zu demonſtri-<lb/> ren. Es ſind identiſche Linien, wie ſich ausweiſt, wenn ſie,<lb/> wie beym <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118638955">Euklides</persName> geſchehen, durch eine dritte convergirende<lb/> Linie individualiſirt werden.</note>. Derge-<lb/> ſtalt werden nun alle dieſe verſchiedenen Linien zu den Ra-<lb/> dien einer Kugel, welche die Haushaltung eines Staates<lb/> unter allen gedenkbaren Figuren am richtigſten abbildet.<lb/> Wenn es dagegen erlaubt iſt, den Theorien unſerer Zeit,<lb/> die in ihren durcheinander ſchwelgenden Widerſpruͤchen ei-<lb/> gentlich kein einziges bleibendes und feſtzuhaltendes Kenn-<lb/> zeichen aufkommen laſſen, ein mathematiſches Schema un-<lb/> terzulegen, ſo moͤchte ich in ihren vorwalteten Grundſaͤtzen<lb/> uͤber die Richtungen der oͤkonomiſchen Thaͤtigkeiten die Pa-<lb/> rallellinien des <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118638955">Euklides</persName> wieder erkennen: die Kraͤfte koͤnnten<lb/> nach ihnen in alle Ewigkeit neben einander fortlaufen und<lb/> wettlaufen, ohne ſich je zu beruͤhren oder in dem praͤſumirten<lb/> Ziele zuſammen zu treffen.</p><lb/> <p>Jedermann ſteht hierbey ein, daß die Groͤße und die<lb/> Menge der Thaͤtigkeiten gar nicht in Betracht kam. Sind die<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [70/0084]
einem gemeinſchaftlichen Mittelpunct convergiren *). Derge-
ſtalt werden nun alle dieſe verſchiedenen Linien zu den Ra-
dien einer Kugel, welche die Haushaltung eines Staates
unter allen gedenkbaren Figuren am richtigſten abbildet.
Wenn es dagegen erlaubt iſt, den Theorien unſerer Zeit,
die in ihren durcheinander ſchwelgenden Widerſpruͤchen ei-
gentlich kein einziges bleibendes und feſtzuhaltendes Kenn-
zeichen aufkommen laſſen, ein mathematiſches Schema un-
terzulegen, ſo moͤchte ich in ihren vorwalteten Grundſaͤtzen
uͤber die Richtungen der oͤkonomiſchen Thaͤtigkeiten die Pa-
rallellinien des Euklides wieder erkennen: die Kraͤfte koͤnnten
nach ihnen in alle Ewigkeit neben einander fortlaufen und
wettlaufen, ohne ſich je zu beruͤhren oder in dem praͤſumirten
Ziele zuſammen zu treffen.
Jedermann ſteht hierbey ein, daß die Groͤße und die
Menge der Thaͤtigkeiten gar nicht in Betracht kam. Sind die
*) Eine gerade Linie individualiſirt ſich, wird zur be-
ſtimmten Linie, nur durch eine andere auf ſie in Beziehung
geſetzte, das heißt: mit ihr in der Verlaͤngerung convergi-
rende Linie.
Meiſtentheils vergeſſen wir, daß der Rand der Tafel oder
des Papiers, worauf wir unſere Linie verzeichnen, dieſe
Linie ſchon individualiſirt, oder die Antilinie darbiethet,
durch die ſie erſt zu einer Linie wird, und ſo uͤberſehen wir
den wichtigſten Umſtand in der Geometrie, daß es naͤhmlich
zwey Linien geben muͤſſe, damit eine. Daher die Unmoͤglichkeit
die Parallellinien auf dem gewoͤhnlichen Wege zu demonſtri-
ren. Es ſind identiſche Linien, wie ſich ausweiſt, wenn ſie,
wie beym Euklides geſchehen, durch eine dritte convergirende
Linie individualiſirt werden.
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