Sechstes Kapitel. Von dem Werthe, den die ökonomische Kraft durch ihre Richtung erhält.
Die bisherige Theorie der Nationalökonomie war eine ziem- lich willkührliche Mischung mathematischer und historischer Bestandtheile, daher waren es auch, nach der Fächerabthei- lung, die bisher auf dem Felde der deutschen Gelehrsamkeit beliebt worden, meistentheils Mathematiker oder Geschichts- forscher von Profession, welche die Staatswirthschaft zu för- dern unternahmen. Es gab in unserer Wissenschaft unzählige Größenanschauungen, welche mehr in das Gebiet der Mathe- matik hinüberzufallen schienen; daß aber auch die historischen Bedingungen, die Localumstände, kurz die Qualitäten neben den Quantitäten der Dinge nicht versäumt werden durften, fiel leicht in die Augen. Da es aber unter den Wissenschaften der Mathematik und der Geschichte, welche, die gleichwesent- lichen historischen und mathematischen Elemente der Staats- wirthschaft in Verbindung zu setzen, unternahmen, selbst keine Art von Berührungspunct gab; da die mathematische und die geschichtliche Wahrheit in einem Zustande offener Feindseligkeiten lebten, so durfte man von den Verarbeitun- gen einer dritten Wissenschaft, welche von einer Einzelnen
Sechstes Kapitel. Von dem Werthe, den die oͤkonomiſche Kraft durch ihre Richtung erhaͤlt.
Die bisherige Theorie der Nationaloͤkonomie war eine ziem- lich willkuͤhrliche Miſchung mathematiſcher und hiſtoriſcher Beſtandtheile, daher waren es auch, nach der Faͤcherabthei- lung, die bisher auf dem Felde der deutſchen Gelehrſamkeit beliebt worden, meiſtentheils Mathematiker oder Geſchichts- forſcher von Profeſſion, welche die Staatswirthſchaft zu foͤr- dern unternahmen. Es gab in unſerer Wiſſenſchaft unzaͤhlige Groͤßenanſchauungen, welche mehr in das Gebiet der Mathe- matik hinuͤberzufallen ſchienen; daß aber auch die hiſtoriſchen Bedingungen, die Localumſtaͤnde, kurz die Qualitaͤten neben den Quantitaͤten der Dinge nicht verſaͤumt werden durften, fiel leicht in die Augen. Da es aber unter den Wiſſenſchaften der Mathematik und der Geſchichte, welche, die gleichweſent- lichen hiſtoriſchen und mathematiſchen Elemente der Staats- wirthſchaft in Verbindung zu ſetzen, unternahmen, ſelbſt keine Art von Beruͤhrungspunct gab; da die mathematiſche und die geſchichtliche Wahrheit in einem Zuſtande offener Feindſeligkeiten lebten, ſo durfte man von den Verarbeitun- gen einer dritten Wiſſenſchaft, welche von einer Einzelnen
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Sechstes Kapitel.
Von dem Werthe, den die oͤkonomiſche Kraft durch ihre
Richtung erhaͤlt.
Die bisherige Theorie der Nationaloͤkonomie war eine ziem-
lich willkuͤhrliche Miſchung mathematiſcher und hiſtoriſcher
Beſtandtheile, daher waren es auch, nach der Faͤcherabthei-
lung, die bisher auf dem Felde der deutſchen Gelehrſamkeit
beliebt worden, meiſtentheils Mathematiker oder Geſchichts-
forſcher von Profeſſion, welche die Staatswirthſchaft zu foͤr-
dern unternahmen. Es gab in unſerer Wiſſenſchaft unzaͤhlige
Groͤßenanſchauungen, welche mehr in das Gebiet der Mathe-
matik hinuͤberzufallen ſchienen; daß aber auch die hiſtoriſchen
Bedingungen, die Localumſtaͤnde, kurz die Qualitaͤten neben
den Quantitaͤten der Dinge nicht verſaͤumt werden durften,
fiel leicht in die Augen. Da es aber unter den Wiſſenſchaften
der Mathematik und der Geſchichte, welche, die gleichweſent-
lichen hiſtoriſchen und mathematiſchen Elemente der Staats-
wirthſchaft in Verbindung zu ſetzen, unternahmen, ſelbſt
keine Art von Beruͤhrungspunct gab; da die mathematiſche
und die geſchichtliche Wahrheit in einem Zuſtande offener
Feindſeligkeiten lebten, ſo durfte man von den Verarbeitun-
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Müller, Adam Heinrich: Versuche einer neuen Theorie des Geldes mit besonderer Rücksicht auf Großbritannien. Leipzig u. a., 1816. , S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_geld_1816/78>, abgerufen am 03.03.2025.
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