meistentheils nur Feod, nur persönliche Verpflichtungen der Menschen mit Beziehung auf Sachen: die Arbeit theilt sich auch nicht, weil niemand des Produktes dieser getheilten Ar- beit bedarf. So bald sich aber aus und neben dem Feod ein Allod entwickelt hat, das heißt: aus und neben dem Ge- meindeeigenthum ein Privateigenthum, eben so bald ist auch ein Bedürfniß da, das Gemeindeeigenthum in das Privat- eigenthum umzusetzen und umgekehrt. Dieser Umsatz geschieht entweder vermittelst eines persönlichen Mittels: des Wortes oder des Credits, das heißt: vermittelst des persön- lichen Glaubens oder der persönlichen Allgemeingültigkeit, die sich ein Mensch zu verschaffen gewußt -- oder vermittelst eines sächlichen Mittels: einer allgemein gültigen Waare. Dieses Mittel, es sey persönlicher oder sächlicher Natur, oder beydes, welches man mit dem alle diese verschiedenen Natu- ren umfassenden Nahmen: Geld belegt, ist im Grunde nur ein Substitut des Staates oder der bürgerlichen Gesellschaft selbst. Etwas in gewissem Sinne Allgegenwärtiges sagt für unsere künftigen Bedürfnisse, für die nicht gerade zur Stelle anwesenden Waaren, die wir brauchen, gut: wer kann dieß anders, als der an allen Orten innerhalb seines Bezirks, und bey allen Geschlechtern innerhalb seiner Zeitdauer, gegen- wärtige Staat.
Die Macht der Waare, die um des Beyeinanderseyns Willen mit Allen von Allen gesucht wird, die Macht des Wortes oder des Glaubens, worin sich viele oder alle Mit- glieder der bürgerlichen Gesellschaft vereinigen: beyde Mächte sind nur Offenbarungen des Bedürfnisses aller bey einander
meiſtentheils nur Feod, nur perſoͤnliche Verpflichtungen der Menſchen mit Beziehung auf Sachen: die Arbeit theilt ſich auch nicht, weil niemand des Produktes dieſer getheilten Ar- beit bedarf. So bald ſich aber aus und neben dem Feod ein Allod entwickelt hat, das heißt: aus und neben dem Ge- meindeeigenthum ein Privateigenthum, eben ſo bald iſt auch ein Beduͤrfniß da, das Gemeindeeigenthum in das Privat- eigenthum umzuſetzen und umgekehrt. Dieſer Umſatz geſchieht entweder vermittelſt eines perſoͤnlichen Mittels: des Wortes oder des Credits, das heißt: vermittelſt des perſoͤn- lichen Glaubens oder der perſoͤnlichen Allgemeinguͤltigkeit, die ſich ein Menſch zu verſchaffen gewußt — oder vermittelſt eines ſaͤchlichen Mittels: einer allgemein guͤltigen Waare. Dieſes Mittel, es ſey perſoͤnlicher oder ſaͤchlicher Natur, oder beydes, welches man mit dem alle dieſe verſchiedenen Natu- ren umfaſſenden Nahmen: Geld belegt, iſt im Grunde nur ein Subſtitut des Staates oder der buͤrgerlichen Geſellſchaft ſelbſt. Etwas in gewiſſem Sinne Allgegenwaͤrtiges ſagt fuͤr unſere kuͤnftigen Beduͤrfniſſe, fuͤr die nicht gerade zur Stelle anweſenden Waaren, die wir brauchen, gut: wer kann dieß anders, als der an allen Orten innerhalb ſeines Bezirks, und bey allen Geſchlechtern innerhalb ſeiner Zeitdauer, gegen- waͤrtige Staat.
Die Macht der Waare, die um des Beyeinanderſeyns Willen mit Allen von Allen geſucht wird, die Macht des Wortes oder des Glaubens, worin ſich viele oder alle Mit- glieder der buͤrgerlichen Geſellſchaft vereinigen: beyde Maͤchte ſind nur Offenbarungen des Beduͤrfniſſes aller bey einander
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meiſtentheils nur Feod, nur perſoͤnliche Verpflichtungen der
Menſchen mit Beziehung auf Sachen: die Arbeit theilt ſich
auch nicht, weil niemand des Produktes dieſer getheilten Ar-
beit bedarf. So bald ſich aber aus und neben dem Feod ein
Allod entwickelt hat, das heißt: aus und neben dem Ge-
meindeeigenthum ein Privateigenthum, eben ſo bald iſt auch
ein Beduͤrfniß da, das Gemeindeeigenthum in das Privat-
eigenthum umzuſetzen und umgekehrt. Dieſer Umſatz geſchieht
entweder vermittelſt eines perſoͤnlichen Mittels: des
Wortes oder des Credits, das heißt: vermittelſt des perſoͤn-
lichen Glaubens oder der perſoͤnlichen Allgemeinguͤltigkeit, die
ſich ein Menſch zu verſchaffen gewußt — oder vermittelſt eines
ſaͤchlichen Mittels: einer allgemein guͤltigen Waare.
Dieſes Mittel, es ſey perſoͤnlicher oder ſaͤchlicher Natur, oder
beydes, welches man mit dem alle dieſe verſchiedenen Natu-
ren umfaſſenden Nahmen: Geld belegt, iſt im Grunde nur
ein Subſtitut des Staates oder der buͤrgerlichen Geſellſchaft
ſelbſt. Etwas in gewiſſem Sinne Allgegenwaͤrtiges ſagt fuͤr
unſere kuͤnftigen Beduͤrfniſſe, fuͤr die nicht gerade zur Stelle
anweſenden Waaren, die wir brauchen, gut: wer kann dieß
anders, als der an allen Orten innerhalb ſeines Bezirks,
und bey allen Geſchlechtern innerhalb ſeiner Zeitdauer, gegen-
waͤrtige Staat.
Die Macht der Waare, die um des Beyeinanderſeyns
Willen mit Allen von Allen geſucht wird, die Macht des
Wortes oder des Glaubens, worin ſich viele oder alle Mit-
glieder der buͤrgerlichen Geſellſchaft vereinigen: beyde Maͤchte
ſind nur Offenbarungen des Beduͤrfniſſes aller bey einander
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Müller, Adam Heinrich: Versuche einer neuen Theorie des Geldes mit besonderer Rücksicht auf Großbritannien. Leipzig u. a., 1816. , S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_geld_1816/48>, abgerufen am 24.11.2024.
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