Müller, Adam Heinrich: Versuche einer neuen Theorie des Geldes mit besonderer Rücksicht auf Großbritannien. Leipzig u. a., 1816.Rechenschaft gegeben. Was aber in Privatverhältnissen dem In früheren Zeiten ist es wohl von vielen gemeinschaftlich Es wird überhaupt in allen andern Wissenschaften etwas Rechenſchaft gegeben. Was aber in Privatverhaͤltniſſen dem In fruͤheren Zeiten iſt es wohl von vielen gemeinſchaftlich Es wird uͤberhaupt in allen andern Wiſſenſchaften etwas <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0320" n="306"/> Rechenſchaft gegeben. Was aber in Privatverhaͤltniſſen dem<lb/> Gefuͤhl uͤberlaſſen werden darf, muß in Staatsangelegenhei-<lb/> ten zum Bewußtſeyn, zum Geſetz erhoben, und anerkannt<lb/> werden, weil hier viele ſich in Einem Gefuͤhl vereinigen muͤſ-<lb/> ſen, welches nur moͤglich iſt, in wie fern es wirklich aus-<lb/> geſprochen wird.</p><lb/> <p>In fruͤheren Zeiten iſt es wohl von vielen gemeinſchaftlich<lb/> empfunden worden, daß alle Werthe und alle Wirkſamkeiten<lb/> im Staate nur mit Ruͤckſicht auf das Heil des Ganzen, alſo<lb/> mit Ruͤckſicht auf ihre Richtung nach dem Mittelpuncte beur-<lb/> theilt werden koͤnnten. Aber: <hi rendition="#aq">un peuple, qui a perdu ses<lb/> moeurs,</hi> ſagt der Marquis <hi rendition="#aq"><persName>de Bonald</persName>, en voulant se<lb/> donner des loix écrites, s’est imposé la necessité de<lb/> tout ecrire, et même les moeurs.</hi> — Voͤlker, welche<lb/> das Gefuͤhl des Ganzen und Oeffentlichen verloren haben, in-<lb/> dem ſie roͤmiſches Geſetz, roͤmiſches Privateigenthum und<lb/> roͤmiſchen Egoismus angenommen, koͤnnen bey der Schrift-<lb/> und Zahlbeſtimmung ihrer Privatverhaͤltniſſe nicht ſtehen blei-<lb/> ben. Das Ganze bleibt in ſeiner tiefſten Verwirrung noch<lb/> immer maͤchtiger als alle Einzelnen zuſammen genommen:<lb/> was fruͤher mit unſichtbarer Gewalt als Sitte, als Gefuͤhl<lb/> das Ganze verband, muß nunmehr ausgeſprochen, aufge-<lb/> ſchrieben werden: reicht die Sprache nicht aus, ſo muͤſſen<lb/> die Urformen der Dinge ſelbſt, es muß alſo die Lehre von die-<lb/> ſen Urformen, das heißt: die Geometrie, zu Huͤlfe genommen<lb/> werden.</p><lb/> <p>Es wird uͤberhaupt in allen andern Wiſſenſchaften etwas<lb/> Aehnliches geſchehen muͤſſen. Denn, wiewohl die Sprache, in<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [306/0320]
Rechenſchaft gegeben. Was aber in Privatverhaͤltniſſen dem
Gefuͤhl uͤberlaſſen werden darf, muß in Staatsangelegenhei-
ten zum Bewußtſeyn, zum Geſetz erhoben, und anerkannt
werden, weil hier viele ſich in Einem Gefuͤhl vereinigen muͤſ-
ſen, welches nur moͤglich iſt, in wie fern es wirklich aus-
geſprochen wird.
In fruͤheren Zeiten iſt es wohl von vielen gemeinſchaftlich
empfunden worden, daß alle Werthe und alle Wirkſamkeiten
im Staate nur mit Ruͤckſicht auf das Heil des Ganzen, alſo
mit Ruͤckſicht auf ihre Richtung nach dem Mittelpuncte beur-
theilt werden koͤnnten. Aber: un peuple, qui a perdu ses
moeurs, ſagt der Marquis de Bonald, en voulant se
donner des loix écrites, s’est imposé la necessité de
tout ecrire, et même les moeurs. — Voͤlker, welche
das Gefuͤhl des Ganzen und Oeffentlichen verloren haben, in-
dem ſie roͤmiſches Geſetz, roͤmiſches Privateigenthum und
roͤmiſchen Egoismus angenommen, koͤnnen bey der Schrift-
und Zahlbeſtimmung ihrer Privatverhaͤltniſſe nicht ſtehen blei-
ben. Das Ganze bleibt in ſeiner tiefſten Verwirrung noch
immer maͤchtiger als alle Einzelnen zuſammen genommen:
was fruͤher mit unſichtbarer Gewalt als Sitte, als Gefuͤhl
das Ganze verband, muß nunmehr ausgeſprochen, aufge-
ſchrieben werden: reicht die Sprache nicht aus, ſo muͤſſen
die Urformen der Dinge ſelbſt, es muß alſo die Lehre von die-
ſen Urformen, das heißt: die Geometrie, zu Huͤlfe genommen
werden.
Es wird uͤberhaupt in allen andern Wiſſenſchaften etwas
Aehnliches geſchehen muͤſſen. Denn, wiewohl die Sprache, in
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