geben, welche ihre Verbindung verbürgt. Da nun aber auch im Großen das Wesen der bürgerlichen Gesellschaft darin be- steht, daß sie wachse, daß allenthalben aus 1 und 1 drey wurde, so muß in der bürgerlichen Gesellschaft eine die Summe aller einzelnen Kräfte überwiegende Kraft vorhanden seyn, welche, da sie die productiven Verbindungen aller Ein- zelnen verbürgt, und sie also erst productiv macht, durch ihr Vorhandenseyn alle Werthe erhöht, durch ihre Abwesenheit alle Werthe vernichtet.
Wenn ich die in einer wahren und ordentlichen, vater- häuslichen Staatswirthschaft enthaltenen sämmtlichen beson- deren Reichthümer addire, so hat diese Summe freylich eine wahre Bedeutung, weil in den gleichförmigen Preisen aller Dinge innerhalb solcher Haushaltung die Werthe, welche die allgemeine Staatskraft hinzu thut, schon enthalten sind. Fehlt hingegen die gemeinschaftliche Kraft, so schwanken und sinken alle Werthe; die Zahlenbestimmungen, die wie Traum- bilder wechseln, geben durchaus kein Resultat, und wäre die Summe der Privatreichthümer in solchem Zustande der Ge- sellschaft noch sehr beträchtlich, so ließe sich daraus nur der Schluß ziehen, daß diese Reichthümer sich unter einander um so lebhafter verzehren, und, da sie eine um so größere Lockung für den auswärtigen Feind seyn möchten, auch um so unver- meidlicher untergehen würden.
Aller Reichthum, oder da dieser Ausdruck vielen Miß- verständnissen unterworfen seyn möchte, alles Vermögen hat nothwendiger Weise zwey Elemente: die Kraft des Einzelnen
geben, welche ihre Verbindung verbuͤrgt. Da nun aber auch im Großen das Weſen der buͤrgerlichen Geſellſchaft darin be- ſteht, daß ſie wachſe, daß allenthalben aus 1 und 1 drey wurde, ſo muß in der buͤrgerlichen Geſellſchaft eine die Summe aller einzelnen Kraͤfte uͤberwiegende Kraft vorhanden ſeyn, welche, da ſie die productiven Verbindungen aller Ein- zelnen verbuͤrgt, und ſie alſo erſt productiv macht, durch ihr Vorhandenſeyn alle Werthe erhoͤht, durch ihre Abweſenheit alle Werthe vernichtet.
Wenn ich die in einer wahren und ordentlichen, vater- haͤuslichen Staatswirthſchaft enthaltenen ſaͤmmtlichen beſon- deren Reichthuͤmer addire, ſo hat dieſe Summe freylich eine wahre Bedeutung, weil in den gleichfoͤrmigen Preiſen aller Dinge innerhalb ſolcher Haushaltung die Werthe, welche die allgemeine Staatskraft hinzu thut, ſchon enthalten ſind. Fehlt hingegen die gemeinſchaftliche Kraft, ſo ſchwanken und ſinken alle Werthe; die Zahlenbeſtimmungen, die wie Traum- bilder wechſeln, geben durchaus kein Reſultat, und waͤre die Summe der Privatreichthuͤmer in ſolchem Zuſtande der Ge- ſellſchaft noch ſehr betraͤchtlich, ſo ließe ſich daraus nur der Schluß ziehen, daß dieſe Reichthuͤmer ſich unter einander um ſo lebhafter verzehren, und, da ſie eine um ſo groͤßere Lockung fuͤr den auswaͤrtigen Feind ſeyn moͤchten, auch um ſo unver- meidlicher untergehen wuͤrden.
Aller Reichthum, oder da dieſer Ausdruck vielen Miß- verſtaͤndniſſen unterworfen ſeyn moͤchte, alles Vermoͤgen hat nothwendiger Weiſe zwey Elemente: die Kraft des Einzelnen
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geben, welche ihre Verbindung verbuͤrgt. Da nun aber auch
im Großen das Weſen der buͤrgerlichen Geſellſchaft darin be-
ſteht, daß ſie wachſe, daß allenthalben aus 1 und 1 drey
wurde, ſo muß in der buͤrgerlichen Geſellſchaft eine die
Summe aller einzelnen Kraͤfte uͤberwiegende Kraft vorhanden
ſeyn, welche, da ſie die productiven Verbindungen aller Ein-
zelnen verbuͤrgt, und ſie alſo erſt productiv macht, durch ihr
Vorhandenſeyn alle Werthe erhoͤht, durch ihre Abweſenheit
alle Werthe vernichtet.
Wenn ich die in einer wahren und ordentlichen, vater-
haͤuslichen Staatswirthſchaft enthaltenen ſaͤmmtlichen beſon-
deren Reichthuͤmer addire, ſo hat dieſe Summe freylich eine
wahre Bedeutung, weil in den gleichfoͤrmigen Preiſen
aller Dinge innerhalb ſolcher Haushaltung die Werthe, welche
die allgemeine Staatskraft hinzu thut, ſchon enthalten ſind.
Fehlt hingegen die gemeinſchaftliche Kraft, ſo ſchwanken und
ſinken alle Werthe; die Zahlenbeſtimmungen, die wie Traum-
bilder wechſeln, geben durchaus kein Reſultat, und waͤre die
Summe der Privatreichthuͤmer in ſolchem Zuſtande der Ge-
ſellſchaft noch ſehr betraͤchtlich, ſo ließe ſich daraus nur der
Schluß ziehen, daß dieſe Reichthuͤmer ſich unter einander um
ſo lebhafter verzehren, und, da ſie eine um ſo groͤßere Lockung
fuͤr den auswaͤrtigen Feind ſeyn moͤchten, auch um ſo unver-
meidlicher untergehen wuͤrden.
Aller Reichthum, oder da dieſer Ausdruck vielen Miß-
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Müller, Adam Heinrich: Versuche einer neuen Theorie des Geldes mit besonderer Rücksicht auf Großbritannien. Leipzig u. a., 1816. , S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_geld_1816/27>, abgerufen am 31.07.2024.
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