geldes setzen, und sein Verhältniß zu dem neuerlich beliebten Maaßstabe der Tagarbeit zu beschreiben.
Es muß noch erwiesen werden, daß unser Maaßstab durch keinerley Abstraktion von den concreten Maaßstäben entstanden ist; daß er in keiner Rücksicht imaginär, sondern vielmehr andringlich real und nothwendig ist; ferner, daß er eben so wohl ein idealer Maaßstab sey, als er ein realer ist, weil wir die Welt des zu messenden, um das ganze Gebiet des idealen Lebens und der persönlichen Kräfte erweitern; end- lich, daß er unter allen gedenkbaren Maaßstäben der mittlere sey, oder sich zu ihnen gerade so verhalte, wie jeder beson- dere Maaßstab zu der kleinen Welt, darin er herrscht. Wie der besondere Maaßstab nicht durch Abstraktion von den zu messenden Dingen, das heißt: nicht nach der bisher angenommenen Vorstellung, sondern aus der Vermitte- lung dieser zu messenden Dinge entstehe, ist schon oben hinreichend beschrieben.
Jedermann erinnert sich aus der kleinen mathematischen Vorschule, die er in seiner Jugend durchgemacht, an zweyer- ley Arten von Messungen, welche die Geometrie darboth: an Längenmessungen und Winkelmessungen. Der Längenmaaß- stab vermochte über den Winkel nichts zu bestimmen; aus der Länge der Schenkel eines Winkels ließ sich durchaus auf die Natur des Winkels, oder, wie die moderne Barbarey der Mathematik sich ausdrückt, auf die Größe des Winkels, keine Folgerung ziehen. Indeß hatte man für die meistentheils arithmetischen Zwecke des gemeinen Lebens, eine Messung der
geldes ſetzen, und ſein Verhaͤltniß zu dem neuerlich beliebten Maaßſtabe der Tagarbeit zu beſchreiben.
Es muß noch erwieſen werden, daß unſer Maaßſtab durch keinerley Abſtraktion von den concreten Maaßſtaͤben entſtanden iſt; daß er in keiner Ruͤckſicht imaginaͤr, ſondern vielmehr andringlich real und nothwendig iſt; ferner, daß er eben ſo wohl ein idealer Maaßſtab ſey, als er ein realer iſt, weil wir die Welt des zu meſſenden, um das ganze Gebiet des idealen Lebens und der perſoͤnlichen Kraͤfte erweitern; end- lich, daß er unter allen gedenkbaren Maaßſtaͤben der mittlere ſey, oder ſich zu ihnen gerade ſo verhalte, wie jeder beſon- dere Maaßſtab zu der kleinen Welt, darin er herrſcht. Wie der beſondere Maaßſtab nicht durch Abſtraktion von den zu meſſenden Dingen, das heißt: nicht nach der bisher angenommenen Vorſtellung, ſondern aus der Vermitte- lung dieſer zu meſſenden Dinge entſtehe, iſt ſchon oben hinreichend beſchrieben.
Jedermann erinnert ſich aus der kleinen mathematiſchen Vorſchule, die er in ſeiner Jugend durchgemacht, an zweyer- ley Arten von Meſſungen, welche die Geometrie darboth: an Laͤngenmeſſungen und Winkelmeſſungen. Der Laͤngenmaaß- ſtab vermochte uͤber den Winkel nichts zu beſtimmen; aus der Laͤnge der Schenkel eines Winkels ließ ſich durchaus auf die Natur des Winkels, oder, wie die moderne Barbarey der Mathematik ſich ausdruͤckt, auf die Groͤße des Winkels, keine Folgerung ziehen. Indeß hatte man fuͤr die meiſtentheils arithmetiſchen Zwecke des gemeinen Lebens, eine Meſſung der
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geldes ſetzen, und ſein Verhaͤltniß zu dem neuerlich beliebten
Maaßſtabe der Tagarbeit zu beſchreiben.
Es muß noch erwieſen werden, daß unſer Maaßſtab durch
keinerley Abſtraktion von den concreten Maaßſtaͤben entſtanden
iſt; daß er in keiner Ruͤckſicht imaginaͤr, ſondern vielmehr
andringlich real und nothwendig iſt; ferner, daß er eben ſo
wohl ein idealer Maaßſtab ſey, als er ein realer iſt, weil
wir die Welt des zu meſſenden, um das ganze Gebiet des
idealen Lebens und der perſoͤnlichen Kraͤfte erweitern; end-
lich, daß er unter allen gedenkbaren Maaßſtaͤben der mittlere
ſey, oder ſich zu ihnen gerade ſo verhalte, wie jeder beſon-
dere Maaßſtab zu der kleinen Welt, darin er herrſcht. Wie
der beſondere Maaßſtab nicht durch Abſtraktion von
den zu meſſenden Dingen, das heißt: nicht nach der bisher
angenommenen Vorſtellung, ſondern aus der Vermitte-
lung dieſer zu meſſenden Dinge entſtehe, iſt ſchon oben
hinreichend beſchrieben.
Jedermann erinnert ſich aus der kleinen mathematiſchen
Vorſchule, die er in ſeiner Jugend durchgemacht, an zweyer-
ley Arten von Meſſungen, welche die Geometrie darboth:
an Laͤngenmeſſungen und Winkelmeſſungen. Der Laͤngenmaaß-
ſtab vermochte uͤber den Winkel nichts zu beſtimmen; aus der
Laͤnge der Schenkel eines Winkels ließ ſich durchaus auf die
Natur des Winkels, oder, wie die moderne Barbarey der
Mathematik ſich ausdruͤckt, auf die Groͤße des Winkels, keine
Folgerung ziehen. Indeß hatte man fuͤr die meiſtentheils
arithmetiſchen Zwecke des gemeinen Lebens, eine Meſſung der
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Müller, Adam Heinrich: Versuche einer neuen Theorie des Geldes mit besonderer Rücksicht auf Großbritannien. Leipzig u. a., 1816. , S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_geld_1816/242>, abgerufen am 17.07.2024.
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