macht; diese früheren Märkte aber den Schutz kräftiger Ge- setze, den ruhigen Betrieb des Landbaues, die Bereitschaft der vaterländischen Waffen, und eine ruhige nationale Bildung des Geistes und Herzens bedurften, um den Verkehr dauerhaft an sich zu ziehen, so frage ich, ob außer der Con- currenz der Käufer und Verkäufer, der Waaren und der Be- dürfnisse nicht noch ganz andere und höhere Dinge, wenn auch nur unsichtbar, concurriren müssen, wenn die Erscheinung des Verkehrs einen rechtschaffenen Zuschauer befriedigen soll, und ob die Genugthuung desselben nicht auf der Offenbarung eines viel höheren Credites beruht, als des merkantilischen, der gerade in diesem Augenblicke auf dem Markte zur Sprache kommt.
In der Masse an sich, in der Bewegung an sich liegt nichts Erfreuliches; diese Erscheinungen müssen erst Symbole des Lebens werden, sie müssen erst auf vielfältige wechsel- wirkende Verhältnisse der Menschen unter einander hindeuten, wenn sie einen wohlthätigen Eindruck machen sollen auf das Gemüth. Nichts Oederes gibt es, als einen reichversehenen Markt ohne Käufer: die Unendlichkeit der Verhältnisse ver- langt der Mensch: je verschiedenartiger, je vielfältiger die Verhältnisse, um so wahrscheinlicher wäre die Störung, die Verwickelung unter den Verhältnissen; bestehen sie also unter aller Vielfalt, so ist das Gleichgewicht darin um so kräftiger, der Geist der Ordnung um so mächtiger. Der Glaube an das Bestehen dieser Verhältnisse ist das eigentliche Resultat des Verkehrs, und durch diesen Glauben werden die Fortschritte des Verkehrs erst möglich. Also verlangen die gutgesinnten
Theoret. Theil M
macht; dieſe fruͤheren Maͤrkte aber den Schutz kraͤftiger Ge- ſetze, den ruhigen Betrieb des Landbaues, die Bereitſchaft der vaterlaͤndiſchen Waffen, und eine ruhige nationale Bildung des Geiſtes und Herzens bedurften, um den Verkehr dauerhaft an ſich zu ziehen, ſo frage ich, ob außer der Con- currenz der Kaͤufer und Verkaͤufer, der Waaren und der Be- duͤrfniſſe nicht noch ganz andere und hoͤhere Dinge, wenn auch nur unſichtbar, concurriren muͤſſen, wenn die Erſcheinung des Verkehrs einen rechtſchaffenen Zuſchauer befriedigen ſoll, und ob die Genugthuung desſelben nicht auf der Offenbarung eines viel hoͤheren Credites beruht, als des merkantiliſchen, der gerade in dieſem Augenblicke auf dem Markte zur Sprache kommt.
In der Maſſe an ſich, in der Bewegung an ſich liegt nichts Erfreuliches; dieſe Erſcheinungen muͤſſen erſt Symbole des Lebens werden, ſie muͤſſen erſt auf vielfaͤltige wechſel- wirkende Verhaͤltniſſe der Menſchen unter einander hindeuten, wenn ſie einen wohlthaͤtigen Eindruck machen ſollen auf das Gemuͤth. Nichts Oederes gibt es, als einen reichverſehenen Markt ohne Kaͤufer: die Unendlichkeit der Verhaͤltniſſe ver- langt der Menſch: je verſchiedenartiger, je vielfaͤltiger die Verhaͤltniſſe, um ſo wahrſcheinlicher waͤre die Stoͤrung, die Verwickelung unter den Verhaͤltniſſen; beſtehen ſie alſo unter aller Vielfalt, ſo iſt das Gleichgewicht darin um ſo kraͤftiger, der Geiſt der Ordnung um ſo maͤchtiger. Der Glaube an das Beſtehen dieſer Verhaͤltniſſe iſt das eigentliche Reſultat des Verkehrs, und durch dieſen Glauben werden die Fortſchritte des Verkehrs erſt moͤglich. Alſo verlangen die gutgeſinnten
Theoret. Theil M
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macht; dieſe fruͤheren Maͤrkte aber den Schutz kraͤftiger Ge-
ſetze, den ruhigen Betrieb des Landbaues, die Bereitſchaft
der vaterlaͤndiſchen Waffen, und eine ruhige nationale
Bildung des Geiſtes und Herzens bedurften, um den Verkehr
dauerhaft an ſich zu ziehen, ſo frage ich, ob außer der Con-
currenz der Kaͤufer und Verkaͤufer, der Waaren und der Be-
duͤrfniſſe nicht noch ganz andere und hoͤhere Dinge, wenn auch
nur unſichtbar, concurriren muͤſſen, wenn die Erſcheinung
des Verkehrs einen rechtſchaffenen Zuſchauer befriedigen ſoll,
und ob die Genugthuung desſelben nicht auf der Offenbarung
eines viel hoͤheren Credites beruht, als des merkantiliſchen,
der gerade in dieſem Augenblicke auf dem Markte zur Sprache
kommt.
In der Maſſe an ſich, in der Bewegung an ſich liegt
nichts Erfreuliches; dieſe Erſcheinungen muͤſſen erſt Symbole
des Lebens werden, ſie muͤſſen erſt auf vielfaͤltige wechſel-
wirkende Verhaͤltniſſe der Menſchen unter einander hindeuten,
wenn ſie einen wohlthaͤtigen Eindruck machen ſollen auf das
Gemuͤth. Nichts Oederes gibt es, als einen reichverſehenen
Markt ohne Kaͤufer: die Unendlichkeit der Verhaͤltniſſe ver-
langt der Menſch: je verſchiedenartiger, je vielfaͤltiger die
Verhaͤltniſſe, um ſo wahrſcheinlicher waͤre die Stoͤrung, die
Verwickelung unter den Verhaͤltniſſen; beſtehen ſie alſo unter
aller Vielfalt, ſo iſt das Gleichgewicht darin um ſo kraͤftiger,
der Geiſt der Ordnung um ſo maͤchtiger. Der Glaube an das
Beſtehen dieſer Verhaͤltniſſe iſt das eigentliche Reſultat des
Verkehrs, und durch dieſen Glauben werden die Fortſchritte
des Verkehrs erſt moͤglich. Alſo verlangen die gutgeſinnten
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Müller, Adam Heinrich: Versuche einer neuen Theorie des Geldes mit besonderer Rücksicht auf Großbritannien. Leipzig u. a., 1816. , S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_geld_1816/191>, abgerufen am 08.07.2024.
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