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Müller, Adam Heinrich: Versuche einer neuen Theorie des Geldes mit besonderer Rücksicht auf Großbritannien. Leipzig u. a., 1816.

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hervor gereitzt werden: keine aber darf sich von ihrem Mit-
telpuncte weiter entfernen als die andere, weil das Beyein-
anderbleiben eben so nothwendig ist als das Auseinander-
streben. Die Radien müssen demnach als gleich gedacht wer-
den: somit wäre die Kugel also der Ausdruck der Form jeder
natürlichen und vollständigen Haushaltung.

Im weiteren Fortgange und bey äußerer Theilung der
Arbeit wird sich die Form der erweiterten Haushaltung nicht
ändern können; es bleibt bey der gleichen Nothwendigkeit des
Auseinanderstrebens und Vereinigtseyns; die größte Haushal-
tung hat mit der kleinsten ein und dasselbe Gesetz, wie die
größte Kugel mit der kleinsten. Die Thatsache der äußeren Ar-
beitstheilung kann im Wesen nichts verändern; sie bewirkt im
Ganzen der Oekonomie nichts Neues. Die bewundernswürdige
und erbauliche Massengröße des Produkts, die sie ergeben
soll, ist nur von untergeordneter Bedeutung: so lange die
Haushaltung bey dem innern Gleichgewichte ihrer Functionen
verharrt, so muß die Größe des Produkts von selbst wach-
sen; aber es ist ein augenblicklich und scheinbar sehr großes
Produkt möglich, was jenem Gleichgewichte widerspräche,
und die Verhältnisse störte, also nicht bloß selbst werthlos
wäre, sondern auch andere Werthe zerstören würde. Es ist
also augenscheinlich, daß die Verhältnisse noch viel mehr
Aufmerksamkeit verdienen, als die Größen.

Das Wachsthum der Oekonomie selbst geht also nach
demselben Gesetze vor sich, wornach alle Produkte dieser
Oekonomie wachsen: es ist ein ewiges Wechselstreben von
Innen nach Außen, und von Außen wieder nach Innen

hervor gereitzt werden: keine aber darf ſich von ihrem Mit-
telpuncte weiter entfernen als die andere, weil das Beyein-
anderbleiben eben ſo nothwendig iſt als das Auseinander-
ſtreben. Die Radien muͤſſen demnach als gleich gedacht wer-
den: ſomit waͤre die Kugel alſo der Ausdruck der Form jeder
natuͤrlichen und vollſtaͤndigen Haushaltung.

Im weiteren Fortgange und bey aͤußerer Theilung der
Arbeit wird ſich die Form der erweiterten Haushaltung nicht
aͤndern koͤnnen; es bleibt bey der gleichen Nothwendigkeit des
Auseinanderſtrebens und Vereinigtſeyns; die groͤßte Haushal-
tung hat mit der kleinſten ein und dasſelbe Geſetz, wie die
groͤßte Kugel mit der kleinſten. Die Thatſache der aͤußeren Ar-
beitstheilung kann im Weſen nichts veraͤndern; ſie bewirkt im
Ganzen der Oekonomie nichts Neues. Die bewundernswuͤrdige
und erbauliche Maſſengroͤße des Produkts, die ſie ergeben
ſoll, iſt nur von untergeordneter Bedeutung: ſo lange die
Haushaltung bey dem innern Gleichgewichte ihrer Functionen
verharrt, ſo muß die Groͤße des Produkts von ſelbſt wach-
ſen; aber es iſt ein augenblicklich und ſcheinbar ſehr großes
Produkt moͤglich, was jenem Gleichgewichte widerſpraͤche,
und die Verhaͤltniſſe ſtoͤrte, alſo nicht bloß ſelbſt werthlos
waͤre, ſondern auch andere Werthe zerſtoͤren wuͤrde. Es iſt
alſo augenſcheinlich, daß die Verhaͤltniſſe noch viel mehr
Aufmerkſamkeit verdienen, als die Groͤßen.

Das Wachsthum der Oekonomie ſelbſt geht alſo nach
demſelben Geſetze vor ſich, wornach alle Produkte dieſer
Oekonomie wachſen: es iſt ein ewiges Wechſelſtreben von
Innen nach Außen, und von Außen wieder nach Innen

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[146/0160] hervor gereitzt werden: keine aber darf ſich von ihrem Mit- telpuncte weiter entfernen als die andere, weil das Beyein- anderbleiben eben ſo nothwendig iſt als das Auseinander- ſtreben. Die Radien muͤſſen demnach als gleich gedacht wer- den: ſomit waͤre die Kugel alſo der Ausdruck der Form jeder natuͤrlichen und vollſtaͤndigen Haushaltung. Im weiteren Fortgange und bey aͤußerer Theilung der Arbeit wird ſich die Form der erweiterten Haushaltung nicht aͤndern koͤnnen; es bleibt bey der gleichen Nothwendigkeit des Auseinanderſtrebens und Vereinigtſeyns; die groͤßte Haushal- tung hat mit der kleinſten ein und dasſelbe Geſetz, wie die groͤßte Kugel mit der kleinſten. Die Thatſache der aͤußeren Ar- beitstheilung kann im Weſen nichts veraͤndern; ſie bewirkt im Ganzen der Oekonomie nichts Neues. Die bewundernswuͤrdige und erbauliche Maſſengroͤße des Produkts, die ſie ergeben ſoll, iſt nur von untergeordneter Bedeutung: ſo lange die Haushaltung bey dem innern Gleichgewichte ihrer Functionen verharrt, ſo muß die Groͤße des Produkts von ſelbſt wach- ſen; aber es iſt ein augenblicklich und ſcheinbar ſehr großes Produkt moͤglich, was jenem Gleichgewichte widerſpraͤche, und die Verhaͤltniſſe ſtoͤrte, alſo nicht bloß ſelbſt werthlos waͤre, ſondern auch andere Werthe zerſtoͤren wuͤrde. Es iſt alſo augenſcheinlich, daß die Verhaͤltniſſe noch viel mehr Aufmerkſamkeit verdienen, als die Groͤßen. Das Wachsthum der Oekonomie ſelbſt geht alſo nach demſelben Geſetze vor ſich, wornach alle Produkte dieſer Oekonomie wachſen: es iſt ein ewiges Wechſelſtreben von Innen nach Außen, und von Außen wieder nach Innen

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Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Versuche einer neuen Theorie des Geldes mit besonderer Rücksicht auf Großbritannien. Leipzig u. a., 1816. , S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_geld_1816/160>, abgerufen am 23.11.2024.