werden können. Welches Unheil hat das nunmehr schon bis auf seine letzten Fäden abgenutzte Gleichniß von einem baufälligen Hause bey den Gutdenkenden, bey den Leuten von so genanntem gesunden Menschenverstande in den letzver- flossenen Revolutionszeiten angerichtet? und wie viel kommt also darauf an, die ewigen Bilder der Dinge zu finden und zu zeigen, welche nur aus den Normalgestalten der Mathe- matik zu schöpfen sind?
Das große Schema aller menschlichen Angelegenheiten ist, wie schon oben angezeigt worden, die Kugel, die Gestalt des großen Körpers, der alle diese menschlichen Angelegenheiten trägt und hält. Mit der bloßen Betrach- tung der Kugel ist die unendliche Bewegung gegeben: die Betrachtung muß von dem äußeren Flächenraum unauf- hörlich nach dem Mittelpunct hinein und wieder heraus steigen, kurz, in ewiger Bewegung bleiben, wenn die Vorstellung der Kugel vollständig bleiben soll; daher ist auch hier nur von einer freyschwebenden, sich bewegenden, das heißt: sich allein auf ihren Mittelpunct beziehenden Kugel die Rede, wie denn auch alle irrdischen Kugeln die- ses dadurch bethätigen, daß sie die große Kugel, in deren Abhängigkeit sie stehen -- die Erdkugel nur in einem ein- zigen Puncte berühren. Also denke man sich lieber die großen schwebenden und sich bewegenden Kugeln der Ge- stirne. Man begnüge sich vorläufig mit diesem einfachen mathematischen Apparat, der nur für den gerade vorlie- genden Zweck, fürs Haus, wie man zu sagen pflegt, ange-
werden koͤnnen. Welches Unheil hat das nunmehr ſchon bis auf ſeine letzten Faͤden abgenutzte Gleichniß von einem baufaͤlligen Hauſe bey den Gutdenkenden, bey den Leuten von ſo genanntem geſunden Menſchenverſtande in den letzver- floſſenen Revolutionszeiten angerichtet? und wie viel kommt alſo darauf an, die ewigen Bilder der Dinge zu finden und zu zeigen, welche nur aus den Normalgeſtalten der Mathe- matik zu ſchoͤpfen ſind?
Das große Schema aller menſchlichen Angelegenheiten iſt, wie ſchon oben angezeigt worden, die Kugel, die Geſtalt des großen Koͤrpers, der alle dieſe menſchlichen Angelegenheiten traͤgt und haͤlt. Mit der bloßen Betrach- tung der Kugel iſt die unendliche Bewegung gegeben: die Betrachtung muß von dem aͤußeren Flaͤchenraum unauf- hoͤrlich nach dem Mittelpunct hinein und wieder heraus ſteigen, kurz, in ewiger Bewegung bleiben, wenn die Vorſtellung der Kugel vollſtaͤndig bleiben ſoll; daher iſt auch hier nur von einer freyſchwebenden, ſich bewegenden, das heißt: ſich allein auf ihren Mittelpunct beziehenden Kugel die Rede, wie denn auch alle irrdiſchen Kugeln die- ſes dadurch bethaͤtigen, daß ſie die große Kugel, in deren Abhaͤngigkeit ſie ſtehen — die Erdkugel nur in einem ein- zigen Puncte beruͤhren. Alſo denke man ſich lieber die großen ſchwebenden und ſich bewegenden Kugeln der Ge- ſtirne. Man begnuͤge ſich vorlaͤufig mit dieſem einfachen mathematiſchen Apparat, der nur fuͤr den gerade vorlie- genden Zweck, fuͤrs Haus, wie man zu ſagen pflegt, ange-
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werden koͤnnen. Welches Unheil hat das nunmehr ſchon
bis auf ſeine letzten Faͤden abgenutzte Gleichniß von einem
baufaͤlligen Hauſe bey den Gutdenkenden, bey den Leuten
von ſo genanntem geſunden Menſchenverſtande in den letzver-
floſſenen Revolutionszeiten angerichtet? und wie viel kommt
alſo darauf an, die ewigen Bilder der Dinge zu finden und
zu zeigen, welche nur aus den Normalgeſtalten der Mathe-
matik zu ſchoͤpfen ſind?
Das große Schema aller menſchlichen Angelegenheiten
iſt, wie ſchon oben angezeigt worden, die Kugel, die
Geſtalt des großen Koͤrpers, der alle dieſe menſchlichen
Angelegenheiten traͤgt und haͤlt. Mit der bloßen Betrach-
tung der Kugel iſt die unendliche Bewegung gegeben: die
Betrachtung muß von dem aͤußeren Flaͤchenraum unauf-
hoͤrlich nach dem Mittelpunct hinein und wieder heraus
ſteigen, kurz, in ewiger Bewegung bleiben, wenn die
Vorſtellung der Kugel vollſtaͤndig bleiben ſoll; daher iſt
auch hier nur von einer freyſchwebenden, ſich bewegenden,
das heißt: ſich allein auf ihren Mittelpunct beziehenden
Kugel die Rede, wie denn auch alle irrdiſchen Kugeln die-
ſes dadurch bethaͤtigen, daß ſie die große Kugel, in deren
Abhaͤngigkeit ſie ſtehen — die Erdkugel nur in einem ein-
zigen Puncte beruͤhren. Alſo denke man ſich lieber die
großen ſchwebenden und ſich bewegenden Kugeln der Ge-
ſtirne. Man begnuͤge ſich vorlaͤufig mit dieſem einfachen
mathematiſchen Apparat, der nur fuͤr den gerade vorlie-
genden Zweck, fuͤrs Haus, wie man zu ſagen pflegt, ange-
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Müller, Adam Heinrich: Versuche einer neuen Theorie des Geldes mit besonderer Rücksicht auf Großbritannien. Leipzig u. a., 1816. , S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_geld_1816/155>, abgerufen am 23.11.2024.
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