eigenthums hervorrage; daß dieses in Verbindung mit dem obersten ökonomischen Grundsatze der freyen Concurrenz, und mit den Chimären des Weltmarkts und des Geistes der Zeit, den gebildeten und eleganten Privatmännern unserer Tage für die Summe alles Glaubens, aller Religion, aller Wissenschaft und Politik gelte; endlich
5) Daß, wie sogar aus der Symmetrie dieser Irr- thümer zu entnehmen, der erste Schritt zur Besserung der sey, daß man die Nationalökonomie und die Na- tionalgesetze zu der alten und ursprünglichen Einheit zurück führe, aus der sie gekommen: dieß aber in einer so gründlichen Manier, daß man vor allen Dingen einsehe, daß das Resultat aller Nationalökonomie nichts anderes seyn könne, als die Verfassung oder das Gesetz; daß der Staat, so gut als der einzelne Mensch unter allem unendlichen Besitz nichts weiter gewinne, als jene Constitution der Leibes- und Seelenkräfte, die er frey und von allen Besitzthümern unab- hängig mit sich selbst umherträgt; daß aber auch dieses Ver- mögen zerstiebt, und der Wandelbarkeit aller Dinge folgt, wenn es nicht von einem Gesetz aller Gesetze, von einem unvergänglichen Glauben, das heißt: von Gott selbst getra- gen wird.
Es ist freylich in allen ökonomischen Verwirrungen und Verlegenheiten etwas so unmittelbar Drängendes, und augen- blickliche Hülfeforderndes, daß sich eine Theorie der Staats- wirthschaft, die soweit ausholt, wenige Popularität ver- sprechen darf. Wenn man aber erwägt, wie durch alle Pal- liativen und unmittelbare Hülfen das Unglück nur größer
Theoret. Theil J
eigenthums hervorrage; daß dieſes in Verbindung mit dem oberſten oͤkonomiſchen Grundſatze der freyen Concurrenz, und mit den Chimaͤren des Weltmarkts und des Geiſtes der Zeit, den gebildeten und eleganten Privatmaͤnnern unſerer Tage fuͤr die Summe alles Glaubens, aller Religion, aller Wiſſenſchaft und Politik gelte; endlich
5) Daß, wie ſogar aus der Symmetrie dieſer Irr- thuͤmer zu entnehmen, der erſte Schritt zur Beſſerung der ſey, daß man die Nationaloͤkonomie und die Na- tionalgeſetze zu der alten und urſpruͤnglichen Einheit zuruͤck fuͤhre, aus der ſie gekommen: dieß aber in einer ſo gruͤndlichen Manier, daß man vor allen Dingen einſehe, daß das Reſultat aller Nationaloͤkonomie nichts anderes ſeyn koͤnne, als die Verfaſſung oder das Geſetz; daß der Staat, ſo gut als der einzelne Menſch unter allem unendlichen Beſitz nichts weiter gewinne, als jene Conſtitution der Leibes- und Seelenkraͤfte, die er frey und von allen Beſitzthuͤmern unab- haͤngig mit ſich ſelbſt umhertraͤgt; daß aber auch dieſes Ver- moͤgen zerſtiebt, und der Wandelbarkeit aller Dinge folgt, wenn es nicht von einem Geſetz aller Geſetze, von einem unvergaͤnglichen Glauben, das heißt: von Gott ſelbſt getra- gen wird.
Es iſt freylich in allen oͤkonomiſchen Verwirrungen und Verlegenheiten etwas ſo unmittelbar Draͤngendes, und augen- blickliche Huͤlfeforderndes, daß ſich eine Theorie der Staats- wirthſchaft, die ſoweit ausholt, wenige Popularitaͤt ver- ſprechen darf. Wenn man aber erwaͤgt, wie durch alle Pal- liativen und unmittelbare Huͤlfen das Ungluͤck nur groͤßer
Theoret. Theil J
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eigenthums hervorrage; daß dieſes in Verbindung mit
dem oberſten oͤkonomiſchen Grundſatze der freyen Concurrenz,
und mit den Chimaͤren des Weltmarkts und des Geiſtes der
Zeit, den gebildeten und eleganten Privatmaͤnnern unſerer
Tage fuͤr die Summe alles Glaubens, aller Religion, aller
Wiſſenſchaft und Politik gelte; endlich
5) Daß, wie ſogar aus der Symmetrie dieſer Irr-
thuͤmer zu entnehmen, der erſte Schritt zur Beſſerung der
ſey, daß man die Nationaloͤkonomie und die Na-
tionalgeſetze zu der alten und urſpruͤnglichen Einheit
zuruͤck fuͤhre, aus der ſie gekommen: dieß aber in einer ſo
gruͤndlichen Manier, daß man vor allen Dingen einſehe,
daß das Reſultat aller Nationaloͤkonomie nichts anderes ſeyn
koͤnne, als die Verfaſſung oder das Geſetz; daß der Staat,
ſo gut als der einzelne Menſch unter allem unendlichen Beſitz
nichts weiter gewinne, als jene Conſtitution der Leibes- und
Seelenkraͤfte, die er frey und von allen Beſitzthuͤmern unab-
haͤngig mit ſich ſelbſt umhertraͤgt; daß aber auch dieſes Ver-
moͤgen zerſtiebt, und der Wandelbarkeit aller Dinge folgt,
wenn es nicht von einem Geſetz aller Geſetze, von einem
unvergaͤnglichen Glauben, das heißt: von Gott ſelbſt getra-
gen wird.
Es iſt freylich in allen oͤkonomiſchen Verwirrungen und
Verlegenheiten etwas ſo unmittelbar Draͤngendes, und augen-
blickliche Huͤlfeforderndes, daß ſich eine Theorie der Staats-
wirthſchaft, die ſoweit ausholt, wenige Popularitaͤt ver-
ſprechen darf. Wenn man aber erwaͤgt, wie durch alle Pal-
liativen und unmittelbare Huͤlfen das Ungluͤck nur groͤßer
Theoret. Theil J
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Müller, Adam Heinrich: Versuche einer neuen Theorie des Geldes mit besonderer Rücksicht auf Großbritannien. Leipzig u. a., 1816. , S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_geld_1816/143>, abgerufen am 16.02.2025.
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