ist auch der Markt an und für sich, so ist der Weltmarkt ein völlig unbestimmtes Wesen. So bald aber das Verhältniß der Richtungen unter einander, und zum Mittelpunct an der größten wie an der kleinsten Stelle mit in Betracht kommt, so bald die Preise und die Werthe einander reguliren, dann entstehen wirkliche Haushaltungen, die sich unter einander in lebendigen Zusammenhang setzen, und zuletzt die große be- stimmte Welthaushaltung bilden, die auf jedes einzelne Haus- wesen so segensreich, als der eingebildete Weltmarkt verderb- lich zurückwirkt. Die letzte und höchste Bedingung dieses geordneten Zustandes wird aber allezeit seyn, daß ein unzer- störbarer Weltglaube, das heißt: ein göttlicher Vermittler aller irrdischen Geschäfte da sey.
Also auch mit Rücksicht auf sein Verhältniß zu anderen Staaten, ist es nicht ein Ueberschuß in der Masse der Pro- duktion, der die Gesammtexistenz des Staates an seinem Orte verbürgt. Die Nationalökonomie wird allerdings solchen Ueberschuß abwerfen, aber dieser wird nie absolute, und an sich für ein Mittel der Behauptung im Staatenvereine ange- sehen werden können.
Dieser Ueberschuß wird entweder zur Bewaffnung und zu Vorbereitungen der Vertheidigung angewendet, und in so fern ist es gar kein Ueberschuß; er ist ein bloßes Werkzeug, das der Staat kraft seiner Ganzheit und der Nachbarschaft anderer Staaten so nothwendig gebr[au]cht, um sich fortdau- ernd in ein productives Verhältniß zu ihnen zu setzen, um sie mit sich im wechselwirkenden Streben nach dem gemein- schaftlichen Mittelpunct des ganzen Staatenvereines zu
iſt auch der Markt an und fuͤr ſich, ſo iſt der Weltmarkt ein voͤllig unbeſtimmtes Weſen. So bald aber das Verhaͤltniß der Richtungen unter einander, und zum Mittelpunct an der groͤßten wie an der kleinſten Stelle mit in Betracht kommt, ſo bald die Preiſe und die Werthe einander reguliren, dann entſtehen wirkliche Haushaltungen, die ſich unter einander in lebendigen Zuſammenhang ſetzen, und zuletzt die große be- ſtimmte Welthaushaltung bilden, die auf jedes einzelne Haus- weſen ſo ſegensreich, als der eingebildete Weltmarkt verderb- lich zuruͤckwirkt. Die letzte und hoͤchſte Bedingung dieſes geordneten Zuſtandes wird aber allezeit ſeyn, daß ein unzer- ſtoͤrbarer Weltglaube, das heißt: ein goͤttlicher Vermittler aller irrdiſchen Geſchaͤfte da ſey.
Alſo auch mit Ruͤckſicht auf ſein Verhaͤltniß zu anderen Staaten, iſt es nicht ein Ueberſchuß in der Maſſe der Pro- duktion, der die Geſammtexiſtenz des Staates an ſeinem Orte verbuͤrgt. Die Nationaloͤkonomie wird allerdings ſolchen Ueberſchuß abwerfen, aber dieſer wird nie abſolute, und an ſich fuͤr ein Mittel der Behauptung im Staatenvereine ange- ſehen werden koͤnnen.
Dieſer Ueberſchuß wird entweder zur Bewaffnung und zu Vorbereitungen der Vertheidigung angewendet, und in ſo fern iſt es gar kein Ueberſchuß; er iſt ein bloßes Werkzeug, das der Staat kraft ſeiner Ganzheit und der Nachbarſchaft anderer Staaten ſo nothwendig gebr[au]cht, um ſich fortdau- ernd in ein productives Verhaͤltniß zu ihnen zu ſetzen, um ſie mit ſich im wechſelwirkenden Streben nach dem gemein- ſchaftlichen Mittelpunct des ganzen Staatenvereines zu
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iſt auch der Markt an und fuͤr ſich, ſo iſt der Weltmarkt ein
voͤllig unbeſtimmtes Weſen. So bald aber das Verhaͤltniß
der Richtungen unter einander, und zum Mittelpunct an der
groͤßten wie an der kleinſten Stelle mit in Betracht kommt,
ſo bald die Preiſe und die Werthe einander reguliren, dann
entſtehen wirkliche Haushaltungen, die ſich unter einander in
lebendigen Zuſammenhang ſetzen, und zuletzt die große be-
ſtimmte Welthaushaltung bilden, die auf jedes einzelne Haus-
weſen ſo ſegensreich, als der eingebildete Weltmarkt verderb-
lich zuruͤckwirkt. Die letzte und hoͤchſte Bedingung dieſes
geordneten Zuſtandes wird aber allezeit ſeyn, daß ein unzer-
ſtoͤrbarer Weltglaube, das heißt: ein goͤttlicher Vermittler
aller irrdiſchen Geſchaͤfte da ſey.
Alſo auch mit Ruͤckſicht auf ſein Verhaͤltniß zu anderen
Staaten, iſt es nicht ein Ueberſchuß in der Maſſe der Pro-
duktion, der die Geſammtexiſtenz des Staates an ſeinem
Orte verbuͤrgt. Die Nationaloͤkonomie wird allerdings ſolchen
Ueberſchuß abwerfen, aber dieſer wird nie abſolute, und an
ſich fuͤr ein Mittel der Behauptung im Staatenvereine ange-
ſehen werden koͤnnen.
Dieſer Ueberſchuß wird entweder zur Bewaffnung und zu
Vorbereitungen der Vertheidigung angewendet, und in ſo fern
iſt es gar kein Ueberſchuß; er iſt ein bloßes Werkzeug, das
der Staat kraft ſeiner Ganzheit und der Nachbarſchaft
anderer Staaten ſo nothwendig gebraucht, um ſich fortdau-
ernd in ein productives Verhaͤltniß zu ihnen zu ſetzen, um
ſie mit ſich im wechſelwirkenden Streben nach dem gemein-
ſchaftlichen Mittelpunct des ganzen Staatenvereines zu
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Müller, Adam Heinrich: Versuche einer neuen Theorie des Geldes mit besonderer Rücksicht auf Großbritannien. Leipzig u. a., 1816. , S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_geld_1816/115>, abgerufen am 16.07.2024.
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