Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Müller, Adam Heinrich: Versuche einer neuen Theorie des Geldes mit besonderer Rücksicht auf Großbritannien. Leipzig u. a., 1816.

Bild:
<< vorherige Seite

Vermittelung (mediation) oder an den Mittler, selbst zum
Mittelpuncte werden. Hier muß Gott selbst seiner Menschheit
unmittelbar zu Hülfe kommen, denn die irrdischen Hülfsmit-
tel der Repräsentation reichen hier nicht mehr aus.

Wenn aber durch wirkliche Offenbarung dieses Mittelste
gegeben ist, ein für allemahl, und die Wesentlichkeiten der
menschlichen Natur, unter allen Formen und für alle Zeiten
umfassend, dem reichsten Verhältniß wie dem ärmsten an-
gemessen, dem Einzelnen und Allen, wie auch dem Zusam-
menhange aller vollständig genügend -- so ist nunmehr nicht
bloß eine Staats-, sondern auch eine Welthaushaltung mög-
lich. Alle kriegerischen und verzehrenden Elemente, und alle
friedlichen, erzeugenden dieses großen Gesammtlebens, die
Weltproduktion und die Weltconsumtion, können sich unter
Vermittelung jenes Geoffenbarten zu einem höheren, über
den Schein des Lebens wie des Todes erhabenen und beyde
umfassenden Leben verbinden. Der Glaube, der Stifter die-
ser unendlichen Gemeinschaft, wird nunmehr auch zum ein-
zigen Resultat derselben; der Vater in diesem großen Hause
ist zugleich der Sohn, das Erzeugte zugleich das Erzeugende
in dieser Haushaltung; der Priester zugleich das Opfer in
diesem Heiligthum.

Es könnte also eine Welthaushaltung geben, sage ich; die
Elemente dazu sind in den Menschen und in den Staaten vor-
handen, und die ewige Ordnung, das unvergängliche Gesetz
ihrer Vereinigung ist gegeben. -- Statt dieser Welthaushal-
tung aber zeigen sich die Elemente derselben abgesondert,
entbunden von den wohlthätigen Schranken des Lebens,

Vermittelung (mediation) oder an den Mittler, ſelbſt zum
Mittelpuncte werden. Hier muß Gott ſelbſt ſeiner Menſchheit
unmittelbar zu Huͤlfe kommen, denn die irrdiſchen Huͤlfsmit-
tel der Repraͤſentation reichen hier nicht mehr aus.

Wenn aber durch wirkliche Offenbarung dieſes Mittelſte
gegeben iſt, ein fuͤr allemahl, und die Weſentlichkeiten der
menſchlichen Natur, unter allen Formen und fuͤr alle Zeiten
umfaſſend, dem reichſten Verhaͤltniß wie dem aͤrmſten an-
gemeſſen, dem Einzelnen und Allen, wie auch dem Zuſam-
menhange aller vollſtaͤndig genuͤgend — ſo iſt nunmehr nicht
bloß eine Staats-, ſondern auch eine Welthaushaltung moͤg-
lich. Alle kriegeriſchen und verzehrenden Elemente, und alle
friedlichen, erzeugenden dieſes großen Geſammtlebens, die
Weltproduktion und die Weltconſumtion, koͤnnen ſich unter
Vermittelung jenes Geoffenbarten zu einem hoͤheren, uͤber
den Schein des Lebens wie des Todes erhabenen und beyde
umfaſſenden Leben verbinden. Der Glaube, der Stifter die-
ſer unendlichen Gemeinſchaft, wird nunmehr auch zum ein-
zigen Reſultat derſelben; der Vater in dieſem großen Hauſe
iſt zugleich der Sohn, das Erzeugte zugleich das Erzeugende
in dieſer Haushaltung; der Prieſter zugleich das Opfer in
dieſem Heiligthum.

Es koͤnnte alſo eine Welthaushaltung geben, ſage ich; die
Elemente dazu ſind in den Menſchen und in den Staaten vor-
handen, und die ewige Ordnung, das unvergaͤngliche Geſetz
ihrer Vereinigung iſt gegeben. — Statt dieſer Welthaushal-
tung aber zeigen ſich die Elemente derſelben abgeſondert,
entbunden von den wohlthaͤtigen Schranken des Lebens,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0109" n="95"/>
Vermittelung (<hi rendition="#aq">mediation</hi>) oder an den Mittler, &#x017F;elb&#x017F;t zum<lb/>
Mittelpuncte werden. Hier muß Gott &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;einer Men&#x017F;chheit<lb/>
unmittelbar zu Hu&#x0364;lfe kommen, denn die irrdi&#x017F;chen Hu&#x0364;lfsmit-<lb/>
tel der Repra&#x0364;&#x017F;entation reichen hier nicht mehr aus.</p><lb/>
          <p>Wenn aber durch wirkliche Offenbarung die&#x017F;es Mittel&#x017F;te<lb/>
gegeben i&#x017F;t, ein fu&#x0364;r allemahl, und die We&#x017F;entlichkeiten der<lb/>
men&#x017F;chlichen Natur, unter allen Formen und fu&#x0364;r alle Zeiten<lb/>
umfa&#x017F;&#x017F;end, dem reich&#x017F;ten Verha&#x0364;ltniß wie dem a&#x0364;rm&#x017F;ten an-<lb/>
geme&#x017F;&#x017F;en, dem Einzelnen und Allen, wie auch dem Zu&#x017F;am-<lb/>
menhange aller voll&#x017F;ta&#x0364;ndig genu&#x0364;gend &#x2014; &#x017F;o i&#x017F;t nunmehr nicht<lb/>
bloß eine Staats-, &#x017F;ondern auch eine Welthaushaltung mo&#x0364;g-<lb/>
lich. Alle kriegeri&#x017F;chen und verzehrenden Elemente, und alle<lb/>
friedlichen, erzeugenden die&#x017F;es großen Ge&#x017F;ammtlebens, die<lb/>
Weltproduktion und die Weltcon&#x017F;umtion, ko&#x0364;nnen &#x017F;ich unter<lb/>
Vermittelung jenes Geoffenbarten zu einem ho&#x0364;heren, u&#x0364;ber<lb/>
den Schein des Lebens wie des Todes erhabenen und beyde<lb/>
umfa&#x017F;&#x017F;enden Leben verbinden. Der Glaube, der Stifter die-<lb/>
&#x017F;er unendlichen Gemein&#x017F;chaft, wird nunmehr auch zum ein-<lb/>
zigen Re&#x017F;ultat der&#x017F;elben; der Vater in die&#x017F;em großen Hau&#x017F;e<lb/>
i&#x017F;t zugleich der Sohn, das Erzeugte zugleich das Erzeugende<lb/>
in die&#x017F;er Haushaltung; der Prie&#x017F;ter zugleich das Opfer in<lb/>
die&#x017F;em Heiligthum.</p><lb/>
          <p>Es ko&#x0364;nnte al&#x017F;o eine Welthaushaltung geben, &#x017F;age ich; die<lb/>
Elemente dazu &#x017F;ind in den Men&#x017F;chen und in den Staaten vor-<lb/>
handen, und die ewige Ordnung, das unverga&#x0364;ngliche Ge&#x017F;etz<lb/>
ihrer Vereinigung i&#x017F;t gegeben. &#x2014; Statt die&#x017F;er Welthaushal-<lb/>
tung aber zeigen &#x017F;ich die Elemente der&#x017F;elben abge&#x017F;ondert,<lb/>
entbunden von den wohltha&#x0364;tigen Schranken des Lebens,<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[95/0109] Vermittelung (mediation) oder an den Mittler, ſelbſt zum Mittelpuncte werden. Hier muß Gott ſelbſt ſeiner Menſchheit unmittelbar zu Huͤlfe kommen, denn die irrdiſchen Huͤlfsmit- tel der Repraͤſentation reichen hier nicht mehr aus. Wenn aber durch wirkliche Offenbarung dieſes Mittelſte gegeben iſt, ein fuͤr allemahl, und die Weſentlichkeiten der menſchlichen Natur, unter allen Formen und fuͤr alle Zeiten umfaſſend, dem reichſten Verhaͤltniß wie dem aͤrmſten an- gemeſſen, dem Einzelnen und Allen, wie auch dem Zuſam- menhange aller vollſtaͤndig genuͤgend — ſo iſt nunmehr nicht bloß eine Staats-, ſondern auch eine Welthaushaltung moͤg- lich. Alle kriegeriſchen und verzehrenden Elemente, und alle friedlichen, erzeugenden dieſes großen Geſammtlebens, die Weltproduktion und die Weltconſumtion, koͤnnen ſich unter Vermittelung jenes Geoffenbarten zu einem hoͤheren, uͤber den Schein des Lebens wie des Todes erhabenen und beyde umfaſſenden Leben verbinden. Der Glaube, der Stifter die- ſer unendlichen Gemeinſchaft, wird nunmehr auch zum ein- zigen Reſultat derſelben; der Vater in dieſem großen Hauſe iſt zugleich der Sohn, das Erzeugte zugleich das Erzeugende in dieſer Haushaltung; der Prieſter zugleich das Opfer in dieſem Heiligthum. Es koͤnnte alſo eine Welthaushaltung geben, ſage ich; die Elemente dazu ſind in den Menſchen und in den Staaten vor- handen, und die ewige Ordnung, das unvergaͤngliche Geſetz ihrer Vereinigung iſt gegeben. — Statt dieſer Welthaushal- tung aber zeigen ſich die Elemente derſelben abgeſondert, entbunden von den wohlthaͤtigen Schranken des Lebens,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_geld_1816
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_geld_1816/109
Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Versuche einer neuen Theorie des Geldes mit besonderer Rücksicht auf Großbritannien. Leipzig u. a., 1816. , S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_geld_1816/109>, abgerufen am 28.11.2024.