Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Müller-Breslau, Heinrich: Die neueren Methoden der Festigkeitslehre und der Statik der Baukonstruktionen. Leipzig, 1886.

Bild:
<< vorherige Seite

2) Drehungswinkel. Der von irgend einem auf der Stabachse
angenommenen Ausgangspunkte A um s ent-
fernte Querschnitt D wird sich gegen den bei
s + d s gelegenen Querschnitt D1 um einen
Winkel d th drehen, und hierbei wird sich der
Angriffspunkt C der Schubspannung t gegen
den gleich gelegenen Punkt C1 des Querschnittes
D1 um r d th verschieben. Ist C' die neue Lage
von C und setzt man

[Abbildung] Fig. 113.
C' C1 C = g,
so folgt C' C = g d s, und es ist mithin r d th = g d s, woraus sich
[Formel 1] ergiebt. Man nennt g die Gleitung im Punkte C; sie ist der Spannung
t proportional und durch
(129) [Formel 2]
gegeben, wobei G den Gleitmodul (Schub-Elasticitätsmodul) bedeutet.

Der Ausdruck für d th geht nun über in
(130) [Formel 3]
und die Drehung des Querschnittes D gegen einen um s von ihm ent-
fernten Querschnitt wird
(131) [Formel 4] .*)

Zwischen den beiden Elasticitätsmoduln E und G besteht die Beziehung
(132) [Formel 6] ,
wenn [Formel 7] den Koefficienten der Querdehnung bedeutet. Für Metalle ist
m = 3 bis 4.

3) Die Arbeitsgleichung. Da man alle in einem Querschnitte
wirksamen Schubkräfte zu einem Kräftepaare vereinigen kann, dessen
Moment den absoluten Werth Md hat, so ist die virtuelle Arbeit dieser
Schubkräfte bei einer Drehung des Querschnittes um einen beliebigen
Winkel d th (wenn der um d s entfernte Nachbarquerschnitt relativ fest liegt):

*) Ist der Stabquerschnitt kein Kreis, so tritt nach Saint-Venant (Comptes
rendus 1879, Band 88, Seite 144) an die Stelle von Jp der Werth [Formel 5] , wobei,
genügend genau, x = 40 gesetzt werden darf.
Müller-Breslau, Die neueren Methoden der Festigkeitslehre. 11

2) Drehungswinkel. Der von irgend einem auf der Stabachse
angenommenen Ausgangspunkte A um s ent-
fernte Querschnitt D wird sich gegen den bei
s + d s gelegenen Querschnitt D1 um einen
Winkel d ϑ drehen, und hierbei wird sich der
Angriffspunkt C der Schubspannung τ gegen
den gleich gelegenen Punkt C1 des Querschnittes
D1 um ρ d ϑ verschieben. Ist C' die neue Lage
von C und setzt man

[Abbildung] Fig. 113.
C' C1 C = γ,
so folgt C'̅ C̅ = γ d s, und es ist mithin ρ d ϑ = γ d s, woraus sich
[Formel 1] ergiebt. Man nennt γ die Gleitung im Punkte C; sie ist der Spannung
τ proportional und durch
(129) [Formel 2]
gegeben, wobei G den Gleitmodul (Schub-Elasticitätsmodul) bedeutet.

Der Ausdruck für d ϑ geht nun über in
(130) [Formel 3]
und die Drehung des Querschnittes D gegen einen um s von ihm ent-
fernten Querschnitt wird
(131) [Formel 4] .*)

Zwischen den beiden Elasticitätsmoduln E und G besteht die Beziehung
(132) [Formel 6] ,
wenn [Formel 7] den Koefficienten der Querdehnung bedeutet. Für Metalle ist
m = 3 bis 4.

3) Die Arbeitsgleichung. Da man alle in einem Querschnitte
wirksamen Schubkräfte zu einem Kräftepaare vereinigen kann, dessen
Moment den absoluten Werth Md hat, so ist die virtuelle Arbeit dieser
Schubkräfte bei einer Drehung des Querschnittes um einen beliebigen
Winkel d ϑ (wenn der um d s entfernte Nachbarquerschnitt relativ fest liegt):

*) Ist der Stabquerschnitt kein Kreis, so tritt nach Saint-Venant (Comptes
rendus 1879, Band 88, Seite 144) an die Stelle von Jp der Werth [Formel 5] , wobei,
genügend genau, x = 40 gesetzt werden darf.
Müller-Breslau, Die neueren Methoden der Festigkeitslehre. 11
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0173" n="161"/>
          <p><hi rendition="#b">2) Drehungswinkel.</hi> Der von irgend einem auf der Stabachse<lb/>
angenommenen Ausgangspunkte <hi rendition="#i">A</hi> um <hi rendition="#i">s</hi> ent-<lb/>
fernte Querschnitt <hi rendition="#i">D</hi> wird sich gegen den bei<lb/><hi rendition="#i">s</hi> + <hi rendition="#i">d s</hi> gelegenen Querschnitt <hi rendition="#i">D</hi><hi rendition="#sub">1</hi> um einen<lb/>
Winkel <hi rendition="#i">d</hi> &#x03D1; drehen, und hierbei wird sich der<lb/>
Angriffspunkt <hi rendition="#i">C</hi> der Schubspannung &#x03C4; gegen<lb/>
den gleich gelegenen Punkt <hi rendition="#i">C</hi><hi rendition="#sub">1</hi> des Querschnittes<lb/><hi rendition="#i">D</hi><hi rendition="#sub">1</hi> um &#x03C1; <hi rendition="#i">d</hi> &#x03D1; verschieben. Ist <hi rendition="#i">C'</hi> die neue Lage<lb/>
von <hi rendition="#i">C</hi> und setzt man<lb/><figure><head>Fig. 113.</head></figure><lb/><hi rendition="#et">&#x2220; <hi rendition="#i">C' C</hi><hi rendition="#sub">1</hi> <hi rendition="#i">C</hi> = &#x03B3;,</hi><lb/>
so folgt <hi rendition="#i">C'&#x0305; C&#x0305;</hi> = &#x03B3; <hi rendition="#i">d s</hi>, und es ist mithin &#x03C1; <hi rendition="#i">d</hi> &#x03D1; = &#x03B3; <hi rendition="#i">d s</hi>, woraus sich<lb/><hi rendition="#c"><formula/></hi> ergiebt. Man nennt &#x03B3; die <hi rendition="#g">Gleitung</hi> im Punkte <hi rendition="#i">C</hi>; sie ist der Spannung<lb/>
&#x03C4; proportional und durch<lb/><hi rendition="#c">(129) <formula/></hi><lb/>
gegeben, wobei <hi rendition="#i">G</hi> den <hi rendition="#g">Gleitmodul</hi> (Schub-Elasticitätsmodul) bedeutet.</p><lb/>
          <p>Der Ausdruck für <hi rendition="#i">d</hi> &#x03D1; geht nun über in<lb/><hi rendition="#c">(130) <formula/></hi><lb/>
und die Drehung des Querschnittes <hi rendition="#i">D</hi> gegen einen um <hi rendition="#i">s</hi> von ihm ent-<lb/>
fernten Querschnitt wird<lb/><hi rendition="#c">(131) <formula/>.<note place="foot" n="*)">Ist der Stabquerschnitt kein Kreis, so tritt nach <hi rendition="#g">Saint-Venant</hi> (Comptes<lb/>
rendus 1879, Band 88, Seite 144) an die Stelle von <hi rendition="#i">J<hi rendition="#sub">p</hi></hi> der Werth <formula/>, wobei,<lb/>
genügend genau, <hi rendition="#i">x</hi> = 40 gesetzt werden darf.</note></hi></p><lb/>
          <p>Zwischen den beiden Elasticitätsmoduln <hi rendition="#i">E</hi> und <hi rendition="#i">G</hi> besteht die Beziehung<lb/><hi rendition="#c">(132) <formula/>,</hi><lb/>
wenn <formula/> den Koefficienten der Querdehnung bedeutet. Für Metalle ist<lb/><hi rendition="#i">m</hi> = 3 bis 4.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#b">3) Die Arbeitsgleichung.</hi> Da man alle in einem Querschnitte<lb/>
wirksamen Schubkräfte zu einem Kräftepaare vereinigen kann, dessen<lb/>
Moment den absoluten Werth M<hi rendition="#i"><hi rendition="#sub">d</hi></hi> hat, so ist die virtuelle Arbeit dieser<lb/>
Schubkräfte bei einer Drehung des Querschnittes um einen beliebigen<lb/>
Winkel <hi rendition="#i">d</hi> &#x03D1; (wenn der um <hi rendition="#i">d s</hi> entfernte Nachbarquerschnitt relativ fest liegt):<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Müller-Breslau</hi>, Die neueren Methoden der Festigkeitslehre. 11</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[161/0173] 2) Drehungswinkel. Der von irgend einem auf der Stabachse angenommenen Ausgangspunkte A um s ent- fernte Querschnitt D wird sich gegen den bei s + d s gelegenen Querschnitt D1 um einen Winkel d ϑ drehen, und hierbei wird sich der Angriffspunkt C der Schubspannung τ gegen den gleich gelegenen Punkt C1 des Querschnittes D1 um ρ d ϑ verschieben. Ist C' die neue Lage von C und setzt man [Abbildung Fig. 113.] ∠ C' C1 C = γ, so folgt C'̅ C̅ = γ d s, und es ist mithin ρ d ϑ = γ d s, woraus sich [FORMEL] ergiebt. Man nennt γ die Gleitung im Punkte C; sie ist der Spannung τ proportional und durch (129) [FORMEL] gegeben, wobei G den Gleitmodul (Schub-Elasticitätsmodul) bedeutet. Der Ausdruck für d ϑ geht nun über in (130) [FORMEL] und die Drehung des Querschnittes D gegen einen um s von ihm ent- fernten Querschnitt wird (131) [FORMEL]. *) Zwischen den beiden Elasticitätsmoduln E und G besteht die Beziehung (132) [FORMEL], wenn [FORMEL] den Koefficienten der Querdehnung bedeutet. Für Metalle ist m = 3 bis 4. 3) Die Arbeitsgleichung. Da man alle in einem Querschnitte wirksamen Schubkräfte zu einem Kräftepaare vereinigen kann, dessen Moment den absoluten Werth Md hat, so ist die virtuelle Arbeit dieser Schubkräfte bei einer Drehung des Querschnittes um einen beliebigen Winkel d ϑ (wenn der um d s entfernte Nachbarquerschnitt relativ fest liegt): *) Ist der Stabquerschnitt kein Kreis, so tritt nach Saint-Venant (Comptes rendus 1879, Band 88, Seite 144) an die Stelle von Jp der Werth [FORMEL], wobei, genügend genau, x = 40 gesetzt werden darf. Müller-Breslau, Die neueren Methoden der Festigkeitslehre. 11

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_festigkeitslehre_1886
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_festigkeitslehre_1886/173
Zitationshilfe: Müller-Breslau, Heinrich: Die neueren Methoden der Festigkeitslehre und der Statik der Baukonstruktionen. Leipzig, 1886, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_festigkeitslehre_1886/173>, abgerufen am 26.11.2024.