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Müller, Wilhelm: Debora. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 18. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–148. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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wußte er sich, gleich einem in die buntscheckige Narrenwelt verlaufenen Fremdlinge, mit römischer Freiheit und Mäßigung zu belustigen. Kaum war das Fest des Corso geschlossen, so lockte ihn das Theater oder die Redoute zu einer nächtlichen Fortsetzung der Maskenspiele des Tages, und schlaftrunken saß er dann am andern Morgen vor dem Kaffeetische neben dem Marquis und rieb sich die Augen. Dieser aber zog ihm bald verdrüßliche, bald spöttische Mienen und ließ sein Befremden über den unersättlichen Geschmack seines jungen Freundes an solchen sinnlosen Schwärmereien wohl auch zuweilen laut werden. Arthur blieb dabei geduldiger als gewöhnlich, theils weil er fühlte, daß es nicht recht von ihm sei, den alten Herrn Tag für Tag ohne Gesellschaft sitzen zu lassen, theils, weil er bei dessen Declamationen gegen die Thorheit der Maskeraden in sich selbst einen stillen Triumph über die Verblendung desselben feierte. Ist er nicht selber das ganze liebe Jahr hindurch, in Berlin wie in Rom, die lächerlichste Maske? frug er sich dann, und ist sein Tempel nicht eine abenteuerlichere Bude als der Karren irgend eines Wunderdoctors im Corso?

In solcher Stimmung befanden sich die beiden Reisegefährten eines Morgens ungefähr acht Tage nach der Eröffnung des Carnevals, als Cecco den Signor Bernardino meldete. Der Besuch schien dem Marquis sehr willkommen, welcher überhaupt den

wußte er sich, gleich einem in die buntscheckige Narrenwelt verlaufenen Fremdlinge, mit römischer Freiheit und Mäßigung zu belustigen. Kaum war das Fest des Corso geschlossen, so lockte ihn das Theater oder die Redoute zu einer nächtlichen Fortsetzung der Maskenspiele des Tages, und schlaftrunken saß er dann am andern Morgen vor dem Kaffeetische neben dem Marquis und rieb sich die Augen. Dieser aber zog ihm bald verdrüßliche, bald spöttische Mienen und ließ sein Befremden über den unersättlichen Geschmack seines jungen Freundes an solchen sinnlosen Schwärmereien wohl auch zuweilen laut werden. Arthur blieb dabei geduldiger als gewöhnlich, theils weil er fühlte, daß es nicht recht von ihm sei, den alten Herrn Tag für Tag ohne Gesellschaft sitzen zu lassen, theils, weil er bei dessen Declamationen gegen die Thorheit der Maskeraden in sich selbst einen stillen Triumph über die Verblendung desselben feierte. Ist er nicht selber das ganze liebe Jahr hindurch, in Berlin wie in Rom, die lächerlichste Maske? frug er sich dann, und ist sein Tempel nicht eine abenteuerlichere Bude als der Karren irgend eines Wunderdoctors im Corso?

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T15:21:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T15:21:38Z)

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Zitationshilfe: Müller, Wilhelm: Debora. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 18. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–148. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_debora_1910/76>, abgerufen am 24.11.2024.