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Müller, Wilhelm: Debora. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 18. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–148. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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der eintretende Professor seinen Besuch in deutscher Sprache sehr vertraulich an. Ich habe den Brief meines alten braven Freundes gleich unterwegs durchflogen, und Sie sollen mir gelegentlich mehr von ihm erzählen, als er geschrieben hat. Denn er ist ein sehr lakonischer Schreiber, und von dem, was er schreibt, kann ich gewöhnlich nur die Hälfte entziffern, so eine flüchtige Hand hat er. Nun, ich hoffe, Sie sind kein englischer Schnellsegler. Sie werden doch länger in Rom bleiben, als nöthig ist, um den Basi'schen Cursus zu absolviren?

Bis Ostern, Herr Professor, antwortete der Doctor.

Das ist brav! fuhr der behagliche Künstler fort und nöthigte den Empfohlenen zum Niedersetzen, während er sich selbst mit einer Hüfte auf eine Tischecke schwang. Das ist brav! Sie kommen zu einer guten Zeit. Erst das Carneval, dann die stille Fastenzeit, die hat der heilige Petrus dazu eingesetzt, damit die Fremden die Wunder seiner Stadt hübsch ruhig in Augenschein nehmen können, und zum Beschluß die Settimana santa. Aber worin kann ich Ihnen dienen Herr Doctor? Meine Zeit ist zwar sehr beschränkt, aber, unter uns gesagt, ich lasse mich recht gern zuweilen ein wenig stören und abhalten. Sie reisen nicht allein, Herr Doctor, wie mein Freund mir schreibt. Ihr Gefährte soll ein wunderlicher Christ sein. Nun, was thut's? Die Welt ist groß und

der eintretende Professor seinen Besuch in deutscher Sprache sehr vertraulich an. Ich habe den Brief meines alten braven Freundes gleich unterwegs durchflogen, und Sie sollen mir gelegentlich mehr von ihm erzählen, als er geschrieben hat. Denn er ist ein sehr lakonischer Schreiber, und von dem, was er schreibt, kann ich gewöhnlich nur die Hälfte entziffern, so eine flüchtige Hand hat er. Nun, ich hoffe, Sie sind kein englischer Schnellsegler. Sie werden doch länger in Rom bleiben, als nöthig ist, um den Basi'schen Cursus zu absolviren?

Bis Ostern, Herr Professor, antwortete der Doctor.

Das ist brav! fuhr der behagliche Künstler fort und nöthigte den Empfohlenen zum Niedersetzen, während er sich selbst mit einer Hüfte auf eine Tischecke schwang. Das ist brav! Sie kommen zu einer guten Zeit. Erst das Carneval, dann die stille Fastenzeit, die hat der heilige Petrus dazu eingesetzt, damit die Fremden die Wunder seiner Stadt hübsch ruhig in Augenschein nehmen können, und zum Beschluß die Settimana santa. Aber worin kann ich Ihnen dienen Herr Doctor? Meine Zeit ist zwar sehr beschränkt, aber, unter uns gesagt, ich lasse mich recht gern zuweilen ein wenig stören und abhalten. Sie reisen nicht allein, Herr Doctor, wie mein Freund mir schreibt. Ihr Gefährte soll ein wunderlicher Christ sein. Nun, was thut's? Die Welt ist groß und

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[0062] der eintretende Professor seinen Besuch in deutscher Sprache sehr vertraulich an. Ich habe den Brief meines alten braven Freundes gleich unterwegs durchflogen, und Sie sollen mir gelegentlich mehr von ihm erzählen, als er geschrieben hat. Denn er ist ein sehr lakonischer Schreiber, und von dem, was er schreibt, kann ich gewöhnlich nur die Hälfte entziffern, so eine flüchtige Hand hat er. Nun, ich hoffe, Sie sind kein englischer Schnellsegler. Sie werden doch länger in Rom bleiben, als nöthig ist, um den Basi'schen Cursus zu absolviren? Bis Ostern, Herr Professor, antwortete der Doctor. Das ist brav! fuhr der behagliche Künstler fort und nöthigte den Empfohlenen zum Niedersetzen, während er sich selbst mit einer Hüfte auf eine Tischecke schwang. Das ist brav! Sie kommen zu einer guten Zeit. Erst das Carneval, dann die stille Fastenzeit, die hat der heilige Petrus dazu eingesetzt, damit die Fremden die Wunder seiner Stadt hübsch ruhig in Augenschein nehmen können, und zum Beschluß die Settimana santa. Aber worin kann ich Ihnen dienen Herr Doctor? Meine Zeit ist zwar sehr beschränkt, aber, unter uns gesagt, ich lasse mich recht gern zuweilen ein wenig stören und abhalten. Sie reisen nicht allein, Herr Doctor, wie mein Freund mir schreibt. Ihr Gefährte soll ein wunderlicher Christ sein. Nun, was thut's? Die Welt ist groß und

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T15:21:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T15:21:38Z)

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Zitationshilfe: Müller, Wilhelm: Debora. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 18. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–148. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_debora_1910/62>, abgerufen am 22.11.2024.