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Müller, Wilhelm: Debora. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 18. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–148. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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soll, und ich verschlüge mir obendrein noch einen schönen Posten, den ich da drüben bei der alten Gräfin bekommen soll. Jeder ist sich selber der Nächste.

Aber das hätt' Er nicht so lange verschieben sollen, Konrad, dem Marquis den Dienst aufzusagen. Der alte Mann kann doch nicht ohne Diener reisen.

Warum nicht, mein Herr Doctor? Der alte Mann braucht keinen Diener, zu nichts in der Welt, sag' ich Ihnen. Denn es kann ihm doch Keiner etwas recht machen, und so hat er Ihnen eigentlich mehr zu thun, wenn er sich aufwarten läßt, als wenn er sich selbst aufwartet. Nicht einmal die Stube kann ihm ein Mensch so ausfegen, daß er nicht mit seinem kleinen Wedel hinterher noch einmal abstäuben sollte. Wenn ich ihm des Morgens den Schuhanzieher unter den rechten Fuß schiebe, so will er den linken Schuh zuerst anziehen, und komm' ich ihm mit dem linken zuerst, so soll es der rechte sein. Noch niemals habe ich ihm auch nur einen Knopf zu Danke zuknöpfen können. Und nun vollends in seinem Tempel!

Aber, Konrad, sag' Er mir nur, was meint Er denn mit dem Tempel, von dem Er da spricht?

Das ist das kleine Cabinet, Herr Doctor, hinten heraus, in welches kein Tageslicht hineingeschienen hat, so lange der Marquis hier wohnt, ein kleines Cabinetchen, nicht viel größer als mein Souffleurkasten im großen Opernhause, aber der Marquis nennt's nun

soll, und ich verschlüge mir obendrein noch einen schönen Posten, den ich da drüben bei der alten Gräfin bekommen soll. Jeder ist sich selber der Nächste.

Aber das hätt' Er nicht so lange verschieben sollen, Konrad, dem Marquis den Dienst aufzusagen. Der alte Mann kann doch nicht ohne Diener reisen.

Warum nicht, mein Herr Doctor? Der alte Mann braucht keinen Diener, zu nichts in der Welt, sag' ich Ihnen. Denn es kann ihm doch Keiner etwas recht machen, und so hat er Ihnen eigentlich mehr zu thun, wenn er sich aufwarten läßt, als wenn er sich selbst aufwartet. Nicht einmal die Stube kann ihm ein Mensch so ausfegen, daß er nicht mit seinem kleinen Wedel hinterher noch einmal abstäuben sollte. Wenn ich ihm des Morgens den Schuhanzieher unter den rechten Fuß schiebe, so will er den linken Schuh zuerst anziehen, und komm' ich ihm mit dem linken zuerst, so soll es der rechte sein. Noch niemals habe ich ihm auch nur einen Knopf zu Danke zuknöpfen können. Und nun vollends in seinem Tempel!

Aber, Konrad, sag' Er mir nur, was meint Er denn mit dem Tempel, von dem Er da spricht?

Das ist das kleine Cabinet, Herr Doctor, hinten heraus, in welches kein Tageslicht hineingeschienen hat, so lange der Marquis hier wohnt, ein kleines Cabinetchen, nicht viel größer als mein Souffleurkasten im großen Opernhause, aber der Marquis nennt's nun

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T15:21:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T15:21:38Z)

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Zitationshilfe: Müller, Wilhelm: Debora. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 18. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–148. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_debora_1910/28>, abgerufen am 24.11.2024.