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Müller, Wilhelm: Debora. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 18. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–148. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Ein Viertel auf neun Uhr, wenn der Herr Doctor erlauben. Das ist so die Gewohnheit des Herrn Marquis, nach acht Uhr sich zur Ruhe zu begeben. Wenn er auch so früh nicht einschläft, er geht doch immer um diese Stunde in seinen Tempel, und dann darf ich keine Menschenseele anmelden.

Aber mein Besuch ist sehr wichtig, guter Freund, sehr dringend, und der Herr wird mich gewiß annehmen.

Daran zweifle ich nicht, Herr Doctor, aber ich habe die strengste Ordre, nicht einmal anzuklopfen an den Tempel, wenn der Herr Marquis sich nach acht Uhr darin eingeschlossen hat. Auf ein Wort, Herr Doctor. Der Herr hat mir heute gesagt, Sie werden nun doch mit ihm reisen. Das ist mir eine rechte Beruhigung, daß ich ihn unterwegs und in der Fremde in guten Händen weiß. Denn, sehen Sie, Herr Doctor, ich habe mich anders besonnen. Man wird auch alt und hinfällig und hat Frau und Kinder hier. Wenn der Marquis in Berlin geblieben wäre, da wollt' ich's wohl bis an sein Ende mit ihm aushalten. Ich habe mich nun einmal so nach und nach in seinen Eigensinn und seine Wunderlichkeit gefunden, und ich denke, wir haben Alle ein Bischen davon. Und übrigens ist er Ihnen ein kreuzbraver Mann. Aber Italien, das ist mir doch zu weit, und ich hab' es dem Herrn heute gerade herausgesagt. Man will doch auch wissen, wo man sein Haupt in die Grube legen

Ein Viertel auf neun Uhr, wenn der Herr Doctor erlauben. Das ist so die Gewohnheit des Herrn Marquis, nach acht Uhr sich zur Ruhe zu begeben. Wenn er auch so früh nicht einschläft, er geht doch immer um diese Stunde in seinen Tempel, und dann darf ich keine Menschenseele anmelden.

Aber mein Besuch ist sehr wichtig, guter Freund, sehr dringend, und der Herr wird mich gewiß annehmen.

Daran zweifle ich nicht, Herr Doctor, aber ich habe die strengste Ordre, nicht einmal anzuklopfen an den Tempel, wenn der Herr Marquis sich nach acht Uhr darin eingeschlossen hat. Auf ein Wort, Herr Doctor. Der Herr hat mir heute gesagt, Sie werden nun doch mit ihm reisen. Das ist mir eine rechte Beruhigung, daß ich ihn unterwegs und in der Fremde in guten Händen weiß. Denn, sehen Sie, Herr Doctor, ich habe mich anders besonnen. Man wird auch alt und hinfällig und hat Frau und Kinder hier. Wenn der Marquis in Berlin geblieben wäre, da wollt' ich's wohl bis an sein Ende mit ihm aushalten. Ich habe mich nun einmal so nach und nach in seinen Eigensinn und seine Wunderlichkeit gefunden, und ich denke, wir haben Alle ein Bischen davon. Und übrigens ist er Ihnen ein kreuzbraver Mann. Aber Italien, das ist mir doch zu weit, und ich hab' es dem Herrn heute gerade herausgesagt. Man will doch auch wissen, wo man sein Haupt in die Grube legen

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[0027] Ein Viertel auf neun Uhr, wenn der Herr Doctor erlauben. Das ist so die Gewohnheit des Herrn Marquis, nach acht Uhr sich zur Ruhe zu begeben. Wenn er auch so früh nicht einschläft, er geht doch immer um diese Stunde in seinen Tempel, und dann darf ich keine Menschenseele anmelden. Aber mein Besuch ist sehr wichtig, guter Freund, sehr dringend, und der Herr wird mich gewiß annehmen. Daran zweifle ich nicht, Herr Doctor, aber ich habe die strengste Ordre, nicht einmal anzuklopfen an den Tempel, wenn der Herr Marquis sich nach acht Uhr darin eingeschlossen hat. Auf ein Wort, Herr Doctor. Der Herr hat mir heute gesagt, Sie werden nun doch mit ihm reisen. Das ist mir eine rechte Beruhigung, daß ich ihn unterwegs und in der Fremde in guten Händen weiß. Denn, sehen Sie, Herr Doctor, ich habe mich anders besonnen. Man wird auch alt und hinfällig und hat Frau und Kinder hier. Wenn der Marquis in Berlin geblieben wäre, da wollt' ich's wohl bis an sein Ende mit ihm aushalten. Ich habe mich nun einmal so nach und nach in seinen Eigensinn und seine Wunderlichkeit gefunden, und ich denke, wir haben Alle ein Bischen davon. Und übrigens ist er Ihnen ein kreuzbraver Mann. Aber Italien, das ist mir doch zu weit, und ich hab' es dem Herrn heute gerade herausgesagt. Man will doch auch wissen, wo man sein Haupt in die Grube legen

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T15:21:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T15:21:38Z)

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Zitationshilfe: Müller, Wilhelm: Debora. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 18. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–148. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_debora_1910/27>, abgerufen am 24.11.2024.