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Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.

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Hochzeit-Gedichte.
Wie umb den schwartzen Rand geplagte Geister sitzen.
Dort raucht der Acheron vom lichten Flammen Fluß/
Cocytus öffnet schon den nimmer satten Rachen/
Jch höre den Avern und seinen Donner krachen.
Dort kömt ein ander Bild/ und düstrer todten Schein
Eilt durch den stillen Wald und gehet wie im Leide/
Göttinnen kommen dar im langen Trauer-Kleide/
Wo nicht so müssen es doch Heroinen seyn/
Und Geister weil sie noch unsauber von der Erden/
Jm Feld Elisiens nicht angenommen werden.
Die erste von der Reih ist Sappho mit der Laut/
Jch kenn ihr fliegend Haar und krauß gewundne Locken/
Welch Hertze reitzet nicht der Schmuck der schönsten Tocken?
Ob nicht den zarten Schleir beschämt die Perlen-Haut
Nur daß sie von dem Felß aus Raserey entsprungen/
Und sich mit ihr verstimmt das Uhrwerck kluger Zungen.
Nechst ihr tritt Hero auff/ die von des Meeres Wust
Besudelt/ nichts als nur den Leib Leanders klaget/
Wie hochgehertzt sein Muthund wie er unverzaget/
Den Wellen sich vertraut/ nur an der Liebsten Brust/
Und süssem Mund zu ruhn. Zum Zeichen reiner Liebe/
Sind ihre Augen noch von bittern Zähren trübe.
Die Dido folgt und trägt das Schwerd noch in der Hand/
Verflucht AEneas flucht und leicht-gesinntes Hertze/
Die schöne Helena des Trojens Flamm und Kertze.
Vermehrt die grosse Zahl und alle sind entbrannt
Auf Rache gegen mich. Jch höre Ketten prasseln.
Pfal/ Zange/ Holtz und Strick/ auf mein Verderben rasseln.
Mehr Worte hatte nicht der Zipripor gemacht/
Als der gesamte Hauff ihn schleunig übereilet/
Und ieder war ihr Ampt der Marter ausgetheilet/
Die bind ihm Händ und Füß. Ein andre ist bedacht/
Wie sie an einen Pfal/ den höchstverhasten/ spisse/
Die steupt ihn mit der Ruth/ an statt gewünschter Küsse.
Und iede reitzet Rach auf Rach/ und Hohn auf Hohn/
Die sticht ihm Pfriemen ein und scharffe Nadel-Ritze/
Und jene hackt die Haut in Purpur rohte schlitze
Cupido heult und schreyt. Noch weckt der Wiesel Thon/
Nicht einig beyleid auf. Der Vorwitz macht sie schlimmer/
Und eingepflantzter Zorn in ihrer Thorheit grimmer.
Jndeß
Hochzeit-Gedichte.
Wie umb den ſchwartzen Rand geplagte Geiſter ſitzen.
Dort raucht der Acheron vom lichten Flammen Fluß/
Cocytus oͤffnet ſchon den nimmer ſatten Rachen/
Jch hoͤre den Avern und ſeinen Donner krachen.
Dort koͤmt ein ander Bild/ und duͤſtrer todten Schein
Eilt durch den ſtillen Wald und gehet wie im Leide/
Goͤttinnen kommen dar im langen Trauer-Kleide/
Wo nicht ſo muͤſſen es doch Heroinen ſeyn/
Und Geiſter weil ſie noch unſauber von der Erden/
Jm Feld Eliſiens nicht angenommen werden.
Die erſte von der Reih iſt Sappho mit der Laut/
Jch kenn ihr fliegend Haar und krauß gewundne Locken/
Welch Hertze reitzet nicht der Schmuck der ſchoͤnſten Tocken?
Ob nicht den zarten Schleir beſchaͤmt die Perlen-Haut
Nur daß ſie von dem Felß aus Raſerey entſprungen/
Und ſich mit ihr verſtimmt das Uhrwerck kluger Zungen.
Nechſt ihr tritt Hero auff/ die von des Meeres Wuſt
Beſudelt/ nichts als nur den Leib Leanders klaget/
Wie hochgehertzt ſein Muthund wie er unverzaget/
Den Wellen ſich vertraut/ nur an der Liebſten Bruſt/
Und ſuͤſſem Mund zu ruhn. Zum Zeichen reiner Liebe/
Sind ihre Augen noch von bittern Zaͤhren truͤbe.
Die Dido folgt und traͤgt das Schwerd noch in der Hand/
Verflucht Æneas flucht und leicht-geſinntes Hertze/
Die ſchoͤne Helena des Trojens Flamm und Kertze.
Vermehrt die groſſe Zahl und alle ſind entbrannt
Auf Rache gegen mich. Jch hoͤre Ketten praſſeln.
Pfal/ Zange/ Holtz und Strick/ auf mein Verderben raſſeln.
Mehr Worte hatte nicht der Zipripor gemacht/
Als der geſamte Hauff ihn ſchleunig uͤbereilet/
Und ieder war ihr Ampt der Marter ausgetheilet/
Die bind ihm Haͤnd und Fuͤß. Ein andre iſt bedacht/
Wie ſie an einen Pfal/ den hoͤchſtverhaſten/ ſpiſſe/
Die ſteupt ihn mit der Ruth/ an ſtatt gewuͤnſchter Kuͤſſe.
Und iede reitzet Rach auf Rach/ und Hohn auf Hohn/
Die ſticht ihm Pfriemen ein und ſcharffe Nadel-Ritze/
Und jene hackt die Haut in Purpur rohte ſchlitze
Cupido heult und ſchreyt. Noch weckt der Wieſel Thon/
Nicht einig beyleid auf. Der Vorwitz macht ſie ſchlimmer/
Und eingepflantzter Zorn in ihrer Thorheit grimmer.
Jndeß
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[24/0098] Hochzeit-Gedichte. Wie umb den ſchwartzen Rand geplagte Geiſter ſitzen. Dort raucht der Acheron vom lichten Flammen Fluß/ Cocytus oͤffnet ſchon den nimmer ſatten Rachen/ Jch hoͤre den Avern und ſeinen Donner krachen. Dort koͤmt ein ander Bild/ und duͤſtrer todten Schein Eilt durch den ſtillen Wald und gehet wie im Leide/ Goͤttinnen kommen dar im langen Trauer-Kleide/ Wo nicht ſo muͤſſen es doch Heroinen ſeyn/ Und Geiſter weil ſie noch unſauber von der Erden/ Jm Feld Eliſiens nicht angenommen werden. Die erſte von der Reih iſt Sappho mit der Laut/ Jch kenn ihr fliegend Haar und krauß gewundne Locken/ Welch Hertze reitzet nicht der Schmuck der ſchoͤnſten Tocken? Ob nicht den zarten Schleir beſchaͤmt die Perlen-Haut Nur daß ſie von dem Felß aus Raſerey entſprungen/ Und ſich mit ihr verſtimmt das Uhrwerck kluger Zungen. Nechſt ihr tritt Hero auff/ die von des Meeres Wuſt Beſudelt/ nichts als nur den Leib Leanders klaget/ Wie hochgehertzt ſein Muthund wie er unverzaget/ Den Wellen ſich vertraut/ nur an der Liebſten Bruſt/ Und ſuͤſſem Mund zu ruhn. Zum Zeichen reiner Liebe/ Sind ihre Augen noch von bittern Zaͤhren truͤbe. Die Dido folgt und traͤgt das Schwerd noch in der Hand/ Verflucht Æneas flucht und leicht-geſinntes Hertze/ Die ſchoͤne Helena des Trojens Flamm und Kertze. Vermehrt die groſſe Zahl und alle ſind entbrannt Auf Rache gegen mich. Jch hoͤre Ketten praſſeln. Pfal/ Zange/ Holtz und Strick/ auf mein Verderben raſſeln. Mehr Worte hatte nicht der Zipripor gemacht/ Als der geſamte Hauff ihn ſchleunig uͤbereilet/ Und ieder war ihr Ampt der Marter ausgetheilet/ Die bind ihm Haͤnd und Fuͤß. Ein andre iſt bedacht/ Wie ſie an einen Pfal/ den hoͤchſtverhaſten/ ſpiſſe/ Die ſteupt ihn mit der Ruth/ an ſtatt gewuͤnſchter Kuͤſſe. Und iede reitzet Rach auf Rach/ und Hohn auf Hohn/ Die ſticht ihm Pfriemen ein und ſcharffe Nadel-Ritze/ Und jene hackt die Haut in Purpur rohte ſchlitze Cupido heult und ſchreyt. Noch weckt der Wieſel Thon/ Nicht einig beyleid auf. Der Vorwitz macht ſie ſchlimmer/ Und eingepflantzter Zorn in ihrer Thorheit grimmer. Jndeß

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Zitationshilfe: Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/98>, abgerufen am 22.11.2024.