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Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.

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Vermischte Gedichte.
Als irgend eine mag. Der Damon sprach gar wohl/
Wir streiten durch ein Lied/ wer Seine loben soll.
Und drauff sang Tityrus: Des Frühlings Rosen bleichen;
Der Sommer muß dem Herbst/ der Herbst dem Winter weicher.
Die Nacht verhüllt den Mond; nur deiner Augen Licht/
O schöne Galathee schwärtzt keine Wolcke nicht.
Kein Apffel färbt sich so/ als Lippen/ Mund und Wangen/
Der Schnee hat sich zugleich umb Brust und Halß gehangen.
Und ob des Winters Frost dem Baum die Blätter raubt/
So ist der Glieder May mit Kräntzen doch belaubt.

Damon.
Die schöne Chloris ist mein' andre Morgenröthe;
Seht/ ob ihr Angesicht nicht alle Blumen tödte?
Sie ist mein Westen Wind der mich beleben kan.
Sie eine Königin/ und ich ihr Unterthan.
Das schwartz-geflochtne Haar gleißt schöner als die Raben;
Und Lust und Liebe wil bey ihr die Wohnung haben
Die Erdbeer ist nicht roth für ihrer Lippen Schein
Die Brüste reiffen so wie Trauben voller Wein.
Tityrus.
Wie junge Pirschbäum blühn/ so lacht der Galatheen
Liebreiches Angesicht: und wo sie kommt zu gehen/
Da spriessen Rosen auf. Die Milch ist nicht so rein/
Als ihre klare Zähn und weisse Hände seyn.
Wie offt zwo Kirschen sich an einen Stengel hängen/
So sieht man auch die Brüst' ergetzlich sich vermengen
Und sind zwey Rehen gleich die in den Lilgen gehn/
Zwey Bergen die bedeckt mit Schwanen-Federn siehn.
Damon.
Ein Blumen-reicher Lentz wächst auf der Chloris Brüsten/
Man sieht in ihrem Schos der Liebe Tauben nisten.
So süß als Honig schmeckt/ und süsser ist ihr Mund.
Was mehr. Mein Lieben ist den Sternen selbsten kund.
Wenn bey verschwiegner Nacht der Monden uns geschienen/
Und ich mein Lieb geführt in dem betäunten Grünen/
Wie mancher Kuß hat mich zu einem Gott gemacht/
Jch habe nicht ans Hauß noch an mein Vich gedacht.
Tityrus.
Die Muskateller Birnschmeckt nimmermehr so süsse/
Als meiner Galathee frey ausgelaßne Küsse
Jch
A a a a a 3

Vermiſchte Gedichte.
Als irgend eine mag. Der Damon ſprach gar wohl/
Wir ſtreiten durch ein Lied/ wer Seine loben ſoll.
Und drauff ſang Tityrus: Des Fruͤhlings Roſen bleichen;
Der Sommer muß dem Herbſt/ der Herbſt dem Winter weicher.
Die Nacht verhuͤllt den Mond; nur deiner Augen Licht/
O ſchoͤne Galathee ſchwaͤrtzt keine Wolcke nicht.
Kein Apffel faͤrbt ſich ſo/ als Lippen/ Mund und Wangen/
Der Schnee hat ſich zugleich umb Bruſt und Halß gehangen.
Und ob des Winters Froſt dem Baum die Blaͤtter raubt/
So iſt der Glieder May mit Kraͤntzen doch belaubt.

Damon.
Die ſchoͤne Chloris iſt mein’ andre Morgenroͤthe;
Seht/ ob ihr Angeſicht nicht alle Blumen toͤdte?
Sie iſt mein Weſten Wind der mich beleben kan.
Sie eine Koͤnigin/ und ich ihr Unterthan.
Das ſchwartz-geflochtne Haar gleißt ſchoͤner als die Raben;
Und Luſt und Liebe wil bey ihr die Wohnung haben
Die Erdbeer iſt nicht roth fuͤr ihrer Lippen Schein
Die Bruͤſte reiffen ſo wie Trauben voller Wein.
Tityrus.
Wie junge Pirſchbaͤum bluͤhn/ ſo lacht der Galatheen
Liebreiches Angeſicht: und wo ſie kommt zu gehen/
Da ſprieſſen Roſen auf. Die Milch iſt nicht ſo rein/
Als ihre klare Zaͤhn und weiſſe Haͤnde ſeyn.
Wie offt zwo Kirſchen ſich an einen Stengel haͤngen/
So ſieht man auch die Bruͤſt’ ergetzlich ſich vermengen
Und ſind zwey Rehen gleich die in den Lilgen gehn/
Zwey Bergen die bedeckt mit Schwanen-Federn ſiehn.
Damon.
Ein Blumen-reicher Lentz waͤchſt auf der Chloris Bruͤſten/
Man ſieht in ihrem Schos der Liebe Tauben niſten.
So ſuͤß als Honig ſchmeckt/ und ſuͤſſer iſt ihr Mund.
Was mehr. Mein Lieben iſt den Sternen ſelbſten kund.
Wenn bey verſchwiegner Nacht der Monden uns geſchienen/
Und ich mein Lieb gefuͤhrt in dem betaͤunten Gruͤnen/
Wie mancher Kuß hat mich zu einem Gott gemacht/
Jch habe nicht ans Hauß noch an mein Vich gedacht.
Tityrus.
Die Muſkateller Birnſchmeckt nimmermehr ſo ſuͤſſe/
Als meiner Galathee frey ausgelaßne Kuͤſſe
Jch
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[5/0701] Vermiſchte Gedichte. Als irgend eine mag. Der Damon ſprach gar wohl/ Wir ſtreiten durch ein Lied/ wer Seine loben ſoll. Und drauff ſang Tityrus: Des Fruͤhlings Roſen bleichen; Der Sommer muß dem Herbſt/ der Herbſt dem Winter weicher. Die Nacht verhuͤllt den Mond; nur deiner Augen Licht/ O ſchoͤne Galathee ſchwaͤrtzt keine Wolcke nicht. Kein Apffel faͤrbt ſich ſo/ als Lippen/ Mund und Wangen/ Der Schnee hat ſich zugleich umb Bruſt und Halß gehangen. Und ob des Winters Froſt dem Baum die Blaͤtter raubt/ So iſt der Glieder May mit Kraͤntzen doch belaubt. Damon. Die ſchoͤne Chloris iſt mein’ andre Morgenroͤthe; Seht/ ob ihr Angeſicht nicht alle Blumen toͤdte? Sie iſt mein Weſten Wind der mich beleben kan. Sie eine Koͤnigin/ und ich ihr Unterthan. Das ſchwartz-geflochtne Haar gleißt ſchoͤner als die Raben; Und Luſt und Liebe wil bey ihr die Wohnung haben Die Erdbeer iſt nicht roth fuͤr ihrer Lippen Schein Die Bruͤſte reiffen ſo wie Trauben voller Wein. Tityrus. Wie junge Pirſchbaͤum bluͤhn/ ſo lacht der Galatheen Liebreiches Angeſicht: und wo ſie kommt zu gehen/ Da ſprieſſen Roſen auf. Die Milch iſt nicht ſo rein/ Als ihre klare Zaͤhn und weiſſe Haͤnde ſeyn. Wie offt zwo Kirſchen ſich an einen Stengel haͤngen/ So ſieht man auch die Bruͤſt’ ergetzlich ſich vermengen Und ſind zwey Rehen gleich die in den Lilgen gehn/ Zwey Bergen die bedeckt mit Schwanen-Federn ſiehn. Damon. Ein Blumen-reicher Lentz waͤchſt auf der Chloris Bruͤſten/ Man ſieht in ihrem Schos der Liebe Tauben niſten. So ſuͤß als Honig ſchmeckt/ und ſuͤſſer iſt ihr Mund. Was mehr. Mein Lieben iſt den Sternen ſelbſten kund. Wenn bey verſchwiegner Nacht der Monden uns geſchienen/ Und ich mein Lieb gefuͤhrt in dem betaͤunten Gruͤnen/ Wie mancher Kuß hat mich zu einem Gott gemacht/ Jch habe nicht ans Hauß noch an mein Vich gedacht. Tityrus. Die Muſkateller Birnſchmeckt nimmermehr ſo ſuͤſſe/ Als meiner Galathee frey ausgelaßne Kuͤſſe Jch A a a a a 3

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Zitationshilfe: Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/701>, abgerufen am 22.11.2024.