Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.Leichen-Gedichte. Letztes Ehren-Gedächtnüß/ ERblaster/ den sein Muth und Degen hat geadelt/Hn. C. C. gewesenen R. den 13. Mertz. 1681. Der Pulver riechen kont' und keinen Feind gescheut/ Ja dessen Tapfferkeit der schele Neid nicht tadelt/ So sonst die Tugend doch mit seinem Gifft bespeyt. Jst ein Gewaltiger denn über dich jetzt kommen/ Der dir den Harnisch nimmt und gibt dir kein Quartier? Den vormals nie erschreckt hat der Carthaunen Brommen/ Kreuchst du nunmehr zu Loch und gehest nicht herfür? Der du zuvor zu Feld als wie in Tantz gegangen; Dem blitzendes Geschoß ein schönes Säiten-Spiel Und viel sieghaffte Streich' hast Feinden angehangen Wirst doch zu aller Letzt deß Todes Raub und Ziel? Er scheut sich nicht für dir noch deinen grauen Haaren; Wie du die tapffre Faust offt nach dem Schwerdt gestreckt/ So will er jetzt nach dir und deinen Knochen fahren/ Damit er seinen Sieg mit kühlem Sande deckt. Was aber deckt er zu? die welcke Haut und Glieder/ Der müden Jahre Schnee/ die ausgekreischten Bein' Und Adern ohne Safft und finstern Augen-Lieder/ Und was Verweßliches sonst kan an Menschen seyn. So viel zwar frisst das Grab. Allein das Licht der Ehren Führt seine Flamme noch in unbeflecktem Glantz. Die kluge Nachwelt wird von deinem Lob noch hören/ Und flicht zu Danck und Ruhm dir einen Sieges-Krantz. Du hast mit Muth und Blut den hohen Preiß erhalten/ Als unser Vaterland in Krieges-Flammen glam/ Da Degen und Pistol mehr als Gesetze galten/ Und das bedrängte Land in eignem Blute schwam/ Beschloß dein munter Geist dem rauhen Sturm der Zeiten/ Der offenen Gefahr entgegen frey zu gehn; Daß ein unsterblich Lob durch kämpffen und durch streiten Dich hiesse dermaleins bey tapffern Leuten stehn. Der Eltern Helm und Schild war gar nicht deine Zierde/ Dein Leib hieß dein Palast/ dein Sinn dein Königreich, Dein eintzig Adel-Stand die brennende Begierde/ Durch wackre Thaten sich zu machen andern gleich. Du
Leichen-Gedichte. Letztes Ehren-Gedaͤchtnuͤß/ ERblaſter/ den ſein Muth und Degen hat geadelt/Hn. C. C. geweſenen R. den 13. Mertz. 1681. Der Pulver riechen kont’ und keinen Feind geſcheut/ Ja deſſen Tapfferkeit der ſchele Neid nicht tadelt/ So ſonſt die Tugend doch mit ſeinem Gifft beſpeyt. Jſt ein Gewaltiger denn uͤber dich jetzt kommen/ Der dir den Harniſch nimmt und gibt dir kein Quartier? Den vormals nie erſchreckt hat der Carthaunen Brommen/ Kreuchſt du nunmehr zu Loch und geheſt nicht herfuͤr? Der du zuvor zu Feld als wie in Tantz gegangen; Dem blitzendes Geſchoß ein ſchoͤnes Saͤiten-Spiel Und viel ſieghaffte Streich’ haſt Feinden angehangen Wirſt doch zu aller Letzt deß Todes Raub und Ziel? Er ſcheut ſich nicht fuͤr dir noch deinen grauen Haaren; Wie du die tapffre Fauſt offt nach dem Schwerdt geſtreckt/ So will er jetzt nach dir und deinen Knochen fahren/ Damit er ſeinen Sieg mit kuͤhlem Sande deckt. Was aber deckt er zu? die welcke Haut und Glieder/ Der muͤden Jahre Schnee/ die ausgekreiſchten Bein’ Und Adern ohne Safft und finſtern Augen-Lieder/ Und was Verweßliches ſonſt kan an Menſchen ſeyn. So viel zwar friſſt das Grab. Allein das Licht der Ehren Fuͤhrt ſeine Flamme noch in unbeflecktem Glantz. Die kluge Nachwelt wird von deinem Lob noch hoͤren/ Und flicht zu Danck und Ruhm dir einen Sieges-Krantz. Du haſt mit Muth und Blut den hohen Preiß erhalten/ Als unſer Vaterland in Krieges-Flammen glam/ Da Degen und Piſtol mehr als Geſetze galten/ Und das bedraͤngte Land in eignem Blute ſchwam/ Beſchloß dein munter Geiſt dem rauhen Sturm der Zeiten/ Der offenen Gefahr entgegen frey zu gehn; Daß ein unſterblich Lob durch kaͤmpffen und durch ſtreiten Dich hieſſe dermaleins bey tapffern Leuten ſtehn. Der Eltern Helm und Schild war gar nicht deine Zierde/ Dein Leib hieß dein Palaſt/ dein Sinn dein Koͤnigreich, Dein eintzig Adel-Stand die brennende Begierde/ Durch wackre Thaten ſich zu machen andern gleich. Du
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Leichen-Gedichte.
Letztes Ehren-Gedaͤchtnuͤß/
Hn. C. C. geweſenen R. den 13. Mertz. 1681.
ERblaſter/ den ſein Muth und Degen hat geadelt/
Der Pulver riechen kont’ und keinen Feind geſcheut/
Ja deſſen Tapfferkeit der ſchele Neid nicht tadelt/
So ſonſt die Tugend doch mit ſeinem Gifft beſpeyt.
Jſt ein Gewaltiger denn uͤber dich jetzt kommen/
Der dir den Harniſch nimmt und gibt dir kein Quartier?
Den vormals nie erſchreckt hat der Carthaunen Brommen/
Kreuchſt du nunmehr zu Loch und geheſt nicht herfuͤr?
Der du zuvor zu Feld als wie in Tantz gegangen;
Dem blitzendes Geſchoß ein ſchoͤnes Saͤiten-Spiel
Und viel ſieghaffte Streich’ haſt Feinden angehangen
Wirſt doch zu aller Letzt deß Todes Raub und Ziel?
Er ſcheut ſich nicht fuͤr dir noch deinen grauen Haaren;
Wie du die tapffre Fauſt offt nach dem Schwerdt geſtreckt/
So will er jetzt nach dir und deinen Knochen fahren/
Damit er ſeinen Sieg mit kuͤhlem Sande deckt.
Was aber deckt er zu? die welcke Haut und Glieder/
Der muͤden Jahre Schnee/ die ausgekreiſchten Bein’
Und Adern ohne Safft und finſtern Augen-Lieder/
Und was Verweßliches ſonſt kan an Menſchen ſeyn.
So viel zwar friſſt das Grab. Allein das Licht der Ehren
Fuͤhrt ſeine Flamme noch in unbeflecktem Glantz.
Die kluge Nachwelt wird von deinem Lob noch hoͤren/
Und flicht zu Danck und Ruhm dir einen Sieges-Krantz.
Du haſt mit Muth und Blut den hohen Preiß erhalten/
Als unſer Vaterland in Krieges-Flammen glam/
Da Degen und Piſtol mehr als Geſetze galten/
Und das bedraͤngte Land in eignem Blute ſchwam/
Beſchloß dein munter Geiſt dem rauhen Sturm der Zeiten/
Der offenen Gefahr entgegen frey zu gehn;
Daß ein unſterblich Lob durch kaͤmpffen und durch ſtreiten
Dich hieſſe dermaleins bey tapffern Leuten ſtehn.
Der Eltern Helm und Schild war gar nicht deine Zierde/
Dein Leib hieß dein Palaſt/ dein Sinn dein Koͤnigreich,
Dein eintzig Adel-Stand die brennende Begierde/
Durch wackre Thaten ſich zu machen andern gleich.
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