Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.Leichen-Gedichte. Wenn sein beflammter Strahl dich hat erwärmt von oben/Jn was vor Anmuth stand nicht deiner Blüthe Pracht. Es wird der Freunde Mund dich unauffhörlich loben/ Daß deine Frömmigkeit unsterblich dich gemacht. Du kehrtest wie ein Blat nach GOtt nur deinen Willen/ Jn diesem wachst du auff/ in diesem schlieffst du ein. Und wie sein wahrer Mund pflegt alles zu erfüllen So mustest du für ihm ein gut Geruch auch seyn. Die Sonnenwende taurt bey Regen und bey Winden/ Und hebt nach kurtzer Frist ihr prächtig Haupt empor/ Bey dir war auch Gedult im Creutz und Leyd zu finden/ Die Liebe gegen GOtt gieng allen Sorgen vor. Du warst in deinem Hauß auch eine Sonnenwende/ So ihren Ehschatz hat als ihre Sonn geehrt. Bemühsam/ daß du stets durch deine treue Hände Und kluge Häußlichkeit die Nahrung hast vermehrt. Dem hast du Sonnenwend' auch dein Gemüth und Hertze/ Auff deiner Kinder Drey aus Mutter Pflicht geneigt. Es labt der Blumen Schaar nicht so der Sonne Kertze Als deinen Blumen du gutthätig dich erzeigt. Es sinckt der Sonnenwend' im Herbst bey vielem Regen. Du auch O Sonnenwend' in vielen Thränen hin. Wer kan der deinen Weh und Jammer recht erwägen/ Dein Blut ist Mutter-loß/ dein Herr ohn Hertz und Sinn. Doch wie du durch dein Creutz im Glauben hast gesieget/ So soll auch diß der Trost der Hochbetrübten seyn. Daß der so alle Welt für unser Heil vergnüget/ Uns täglich zu dem Creutz als Träger ladet ein. Letzter Zuruff/ MEin Freund/ so haut der Tod dein Fleisch in tausendAn Hn. P. F. den 7. April 1680. Stücke/ Und überliefert es den Würmen zu der Kost/ Du bist nunmehr befreyt/ ich steh noch auf der Brücke/ Und hoffe weiter nichts als Schimmel/ Fäul' und Rost. Muß uns die Frühlings Lust zu einem Kirchhof werden/ Jst denn dein Sommer-Hauß ein schwartzes Leichen-Bret? Die Sonn erfreu't die Welt mit ihren güldnen Pferden/ Da ein breit Eisen dir macht auff die Grabe Stätt. Wo
Leichen-Gedichte. Wenn ſein beflammter Strahl dich hat erwaͤrmt von oben/Jn was vor Anmuth ſtand nicht deiner Bluͤthe Pracht. Es wird der Freunde Mund dich unauffhoͤrlich loben/ Daß deine Froͤmmigkeit unſterblich dich gemacht. Du kehrteſt wie ein Blat nach GOtt nur deinen Willen/ Jn dieſem wachſt du auff/ in dieſem ſchlieffſt du ein. Und wie ſein wahrer Mund pflegt alles zu erfuͤllen So muſteſt du fuͤr ihm ein gut Geruch auch ſeyn. Die Sonnenwende taurt bey Regen und bey Winden/ Und hebt nach kurtzer Friſt ihr praͤchtig Haupt empor/ Bey dir war auch Gedult im Creutz und Leyd zu finden/ Die Liebe gegen GOtt gieng allen Sorgen vor. Du warſt in deinem Hauß auch eine Sonnenwende/ So ihren Ehſchatz hat als ihre Sonn geehrt. Bemuͤhſam/ daß du ſtets durch deine treue Haͤnde Und kluge Haͤußlichkeit die Nahrung haſt vermehrt. Dem haſt du Sonnenwend’ auch dein Gemuͤth und Hertze/ Auff deiner Kinder Drey aus Mutter Pflicht geneigt. Es labt der Blumen Schaar nicht ſo der Sonne Kertze Als deinen Blumen du gutthaͤtig dich erzeigt. Es ſinckt der Sonnenwend’ im Herbſt bey vielem Regen. Du auch O Sonnenwend’ in vielen Thraͤnen hin. Wer kan der deinen Weh und Jammer recht erwaͤgen/ Dein Blut iſt Mutter-loß/ dein Herr ohn Hertz und Sinn. Doch wie du durch dein Creutz im Glauben haſt geſieget/ So ſoll auch diß der Troſt der Hochbetruͤbten ſeyn. Daß der ſo alle Welt fuͤr unſer Heil vergnuͤget/ Uns taͤglich zu dem Creutz als Traͤger ladet ein. Letzter Zuruff/ MEin Freund/ ſo haut der Tod dein Fleiſch in tauſendAn Hn. P. F. den 7. April 1680. Stuͤcke/ Und uͤberliefert es den Wuͤrmen zu der Koſt/ Du biſt nunmehr befreyt/ ich ſteh noch auf der Bruͤcke/ Und hoffe weiter nichts als Schimmel/ Faͤul’ und Roſt. Muß uns die Fruͤhlings Luſt zu einem Kirchhof werden/ Jſt denn dein Sommer-Hauß ein ſchwartzes Leichen-Bret? Die Sonn erfreu’t die Welt mit ihren guͤldnen Pferden/ Da ein breit Eiſen dir macht auff die Grabe Staͤtt. Wo
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Leichen-Gedichte.
Wenn ſein beflammter Strahl dich hat erwaͤrmt von oben/
Jn was vor Anmuth ſtand nicht deiner Bluͤthe Pracht.
Es wird der Freunde Mund dich unauffhoͤrlich loben/
Daß deine Froͤmmigkeit unſterblich dich gemacht.
Du kehrteſt wie ein Blat nach GOtt nur deinen Willen/
Jn dieſem wachſt du auff/ in dieſem ſchlieffſt du ein.
Und wie ſein wahrer Mund pflegt alles zu erfuͤllen
So muſteſt du fuͤr ihm ein gut Geruch auch ſeyn.
Die Sonnenwende taurt bey Regen und bey Winden/
Und hebt nach kurtzer Friſt ihr praͤchtig Haupt empor/
Bey dir war auch Gedult im Creutz und Leyd zu finden/
Die Liebe gegen GOtt gieng allen Sorgen vor.
Du warſt in deinem Hauß auch eine Sonnenwende/
So ihren Ehſchatz hat als ihre Sonn geehrt.
Bemuͤhſam/ daß du ſtets durch deine treue Haͤnde
Und kluge Haͤußlichkeit die Nahrung haſt vermehrt.
Dem haſt du Sonnenwend’ auch dein Gemuͤth und Hertze/
Auff deiner Kinder Drey aus Mutter Pflicht geneigt.
Es labt der Blumen Schaar nicht ſo der Sonne Kertze
Als deinen Blumen du gutthaͤtig dich erzeigt.
Es ſinckt der Sonnenwend’ im Herbſt bey vielem Regen.
Du auch O Sonnenwend’ in vielen Thraͤnen hin.
Wer kan der deinen Weh und Jammer recht erwaͤgen/
Dein Blut iſt Mutter-loß/ dein Herr ohn Hertz und Sinn.
Doch wie du durch dein Creutz im Glauben haſt geſieget/
So ſoll auch diß der Troſt der Hochbetruͤbten ſeyn.
Daß der ſo alle Welt fuͤr unſer Heil vergnuͤget/
Uns taͤglich zu dem Creutz als Traͤger ladet ein.
Letzter Zuruff/
An Hn. P. F. den 7. April 1680.
MEin Freund/ ſo haut der Tod dein Fleiſch in tauſend
Stuͤcke/
Und uͤberliefert es den Wuͤrmen zu der Koſt/
Du biſt nunmehr befreyt/ ich ſteh noch auf der Bruͤcke/
Und hoffe weiter nichts als Schimmel/ Faͤul’ und Roſt.
Muß uns die Fruͤhlings Luſt zu einem Kirchhof werden/
Jſt denn dein Sommer-Hauß ein ſchwartzes Leichen-Bret?
Die Sonn erfreu’t die Welt mit ihren guͤldnen Pferden/
Da ein breit Eiſen dir macht auff die Grabe Staͤtt.
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