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Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.

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Glückwünschungs-Gedichte.
Aurora hat ihn offt zu Leiptzig früh erblicket/
Wenn sie ihr Angesicht in Rosen eingehüllt/
Wie er so eyfrig sich zu seinem Zweck geschicket/
Und Fleiß und GOttes-furcht gebraucht zu einem Schild.
Es hat ihn offt der Mond bey Mitternacht erschlichen/
Wenn er zu Wittenberg noch bey den Büchern saß/
Und von gefastem Schluß und Arbeit nie gewichen/
Daß er darüber Speiß und Tranck vielmahl vergaß.
Wir haben auch gemerckt der Sinnen edle Früchte/
Wie hurtig er allhier auff Cantzeln sich gezeugt/
Und von deß Höchsten Gnad und schrecklichem Gerichte/
Deß Volckes Ohr gelehrt und hartes Hertz gebeugt.
Mit was vor freyem Muth und vor Beredsamkeiten/
Er eigentlich den Text und Oeutung hat durchsucht/
So daß kein Wort umbsonst durfft auß dem Munde gleiten/
Und seine Lehren nie verstrichen sonder Frucht.
Ein Baum wächst mit der Zeit/ und nicht an einem Tage
Streckt sich der Ceder-Baum biß an der Sternen Zelt.
Und daß ich von der Frucht der Aloe nichts sage/
Die ihre Seltenheit viel Jahre vorbehält:
So wird ein Priester auch durch lange Zeit geübet/
Die Kunst thuts nicht allein/ wenn die Erfahrung kömmt/
Und Trübsal denn dar zu/ die den Probirstein giebek/
So siht man wie so hell sein Licht deß Glaubens glimmt.
Mein werthgeschätzter Freund/ so tritt er voller Freuden
Den geistlichen Beruff mit Adlers Kräfften an.
Es wird ihn GOttes Geist mit solcher Weißheit kleiden/
Daß er sein heilig Ampt getrost verrichten kan.
Jndeffen wie ein Kind der Mutter nicht vergisset/
Es rufft ihr immer nach und denckt an ihre Gunst;
So glaub er/ ob ihn gleich jetzt Breßlau schon vermisset/
Daß ihre Mutter-Treu und Liebe nicht umbsonst.
So eyfrig kan er nicht bey seinen Polen lehren/
Daß nicht ein heiß Gebet vor Breßlau mit ergeht;
Wie freudig werden wir die liebe Bothschafft hören/
Daß er im Gottes-Hauß wie eine Lenchte steht.
Freu-
Gluͤckwuͤnſchungs-Gedichte.
Aurora hat ihn offt zu Leiptzig fruͤh erblicket/
Wenn ſie ihr Angeſicht in Roſen eingehuͤllt/
Wie er ſo eyfrig ſich zu ſeinem Zweck geſchicket/
Und Fleiß und GOttes-furcht gebraucht zu einem Schild.
Es hat ihn offt der Mond bey Mitternacht erſchlichen/
Wenn er zu Wittenberg noch bey den Buͤchern ſaß/
Und von gefaſtem Schluß und Arbeit nie gewichen/
Daß er daruͤber Speiß und Tranck vielmahl vergaß.
Wir haben auch gemerckt der Sinnen edle Fruͤchte/
Wie hurtig er allhier auff Cantzeln ſich gezeugt/
Und von deß Hoͤchſten Gnad und ſchrecklichem Gerichte/
Deß Volckes Ohr gelehrt und hartes Hertz gebeugt.
Mit was vor freyem Muth und vor Beredſamkeiten/
Er eigentlich den Text und Oeutung hat durchſucht/
So daß kein Wort umbſonſt durfft auß dem Munde gleiten/
Und ſeine Lehren nie verſtrichen ſonder Frucht.
Ein Baum waͤchſt mit der Zeit/ und nicht an einem Tage
Streckt ſich der Ceder-Baum biß an der Sternen Zelt.
Und daß ich von der Frucht der Aloe nichts ſage/
Die ihre Seltenheit viel Jahre vorbehaͤlt:
So wird ein Prieſter auch durch lange Zeit geuͤbet/
Die Kunſt thuts nicht allein/ wenn die Erfahrung koͤmmt/
Und Truͤbſal denn dar zu/ die den Probirſtein giebek/
So ſiht man wie ſo hell ſein Licht deß Glaubens glimmt.
Mein werthgeſchaͤtzter Freund/ ſo tritt er voller Freuden
Den geiſtlichen Beruff mit Adlers Kraͤfften an.
Es wird ihn GOttes Geiſt mit ſolcher Weißheit kleiden/
Daß er ſein heilig Ampt getroſt verrichten kan.
Jndeffen wie ein Kind der Mutter nicht vergiſſet/
Es rufft ihr immer nach und denckt an ihre Gunſt;
So glaub er/ ob ihn gleich jetzt Breßlau ſchon vermiſſet/
Daß ihre Mutter-Treu und Liebe nicht umbſonſt.
So eyfrig kan er nicht bey ſeinen Polen lehren/
Daß nicht ein heiß Gebet vor Breßlau mit ergeht;
Wie freudig werden wir die liebe Bothſchafft hoͤren/
Daß er im Gottes-Hauß wie eine Lenchte ſteht.
Freu-
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[47/0065] Gluͤckwuͤnſchungs-Gedichte. Aurora hat ihn offt zu Leiptzig fruͤh erblicket/ Wenn ſie ihr Angeſicht in Roſen eingehuͤllt/ Wie er ſo eyfrig ſich zu ſeinem Zweck geſchicket/ Und Fleiß und GOttes-furcht gebraucht zu einem Schild. Es hat ihn offt der Mond bey Mitternacht erſchlichen/ Wenn er zu Wittenberg noch bey den Buͤchern ſaß/ Und von gefaſtem Schluß und Arbeit nie gewichen/ Daß er daruͤber Speiß und Tranck vielmahl vergaß. Wir haben auch gemerckt der Sinnen edle Fruͤchte/ Wie hurtig er allhier auff Cantzeln ſich gezeugt/ Und von deß Hoͤchſten Gnad und ſchrecklichem Gerichte/ Deß Volckes Ohr gelehrt und hartes Hertz gebeugt. Mit was vor freyem Muth und vor Beredſamkeiten/ Er eigentlich den Text und Oeutung hat durchſucht/ So daß kein Wort umbſonſt durfft auß dem Munde gleiten/ Und ſeine Lehren nie verſtrichen ſonder Frucht. Ein Baum waͤchſt mit der Zeit/ und nicht an einem Tage Streckt ſich der Ceder-Baum biß an der Sternen Zelt. Und daß ich von der Frucht der Aloe nichts ſage/ Die ihre Seltenheit viel Jahre vorbehaͤlt: So wird ein Prieſter auch durch lange Zeit geuͤbet/ Die Kunſt thuts nicht allein/ wenn die Erfahrung koͤmmt/ Und Truͤbſal denn dar zu/ die den Probirſtein giebek/ So ſiht man wie ſo hell ſein Licht deß Glaubens glimmt. Mein werthgeſchaͤtzter Freund/ ſo tritt er voller Freuden Den geiſtlichen Beruff mit Adlers Kraͤfften an. Es wird ihn GOttes Geiſt mit ſolcher Weißheit kleiden/ Daß er ſein heilig Ampt getroſt verrichten kan. Jndeffen wie ein Kind der Mutter nicht vergiſſet/ Es rufft ihr immer nach und denckt an ihre Gunſt; So glaub er/ ob ihn gleich jetzt Breßlau ſchon vermiſſet/ Daß ihre Mutter-Treu und Liebe nicht umbſonſt. So eyfrig kan er nicht bey ſeinen Polen lehren/ Daß nicht ein heiß Gebet vor Breßlau mit ergeht; Wie freudig werden wir die liebe Bothſchafft hoͤren/ Daß er im Gottes-Hauß wie eine Lenchte ſteht. Freu-

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Zitationshilfe: Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/65>, abgerufen am 22.11.2024.