Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.Leichen-Gedichte. Steh' auff und geh' aus deinem Bette/Dein Heiland gibt dir neue Krafft/ Das Ubel ist gantz weggeschafft/ Eneas mercke wer dich rette! 5. Muß nicht Machaon und GalenUnd Theophrast hier schamroth werden/ Ein Wort heist den Eneas gehn/ Ein Wort benimmt ihn der Beschwerden. Wie freudig sieht er seinen Glauben Durch Hoffen und Gedult bewährt Daß ihm nun Hülffe wiederfährt/ Und niemand diesen Trost kan rauben. 6. Betrübtste/ solt' euch dieses nichtEin kräfftig Lehr-Exempel geben: Wie war der Vater zugericht? Wie abgemergelt schien sein Leben? Wie häuffte sich die Qual der Schmertzen? War er ohn Thränen anzuschau'n? Must ihm nicht für sich selbsten grau'n? Und bluteten nicht eure Hertzen? 7. Jch glaube wer im Kercker sitzt/Und stündlich soll sein Urtheil hören/ Daß der in solcher Angst nicht schwitzt/ Als durch Gebeine/ Marck und Röhren Dem liebsten Vater es gedrungen/ Daß er den letzten Zuspruch nicht/ Durch Worte mehr an euch verricht Weil ihm gehemmt das Band der Zungen. 8. Doch druckt er tausend Seuffzer loß/Und hat in Himmel sich geschwungen/ Sein Glaube wuchs und wurde groß/ Je mehr die Schmertzen ihn besprungen/ Wie peinlich auch die Niederlage/ So hofft' er auff des H Erren Mund Der sprechen würde: Bis gesund/ Und Franck und frey von aller Plage. 9. Sein
Leichen-Gedichte. Steh’ auff und geh’ aus deinem Bette/Dein Heiland gibt dir neue Krafft/ Das Ubel iſt gantz weggeſchafft/ Eneas mercke wer dich rette! 5. Muß nicht Machaon und GalenUnd Theophraſt hier ſchamroth werden/ Ein Wort heiſt den Eneas gehn/ Ein Wort benimmt ihn der Beſchwerden. Wie freudig ſieht er ſeinen Glauben Durch Hoffen und Gedult bewaͤhrt Daß ihm nun Huͤlffe wiederfaͤhrt/ Und niemand dieſen Troſt kan rauben. 6. Betruͤbtſte/ ſolt’ euch dieſes nichtEin kraͤfftig Lehr-Exempel geben: Wie war der Vater zugericht? Wie abgemergelt ſchien ſein Leben? Wie haͤuffte ſich die Qual der Schmertzen? War er ohn Thraͤnen anzuſchau’n? Muſt ihm nicht fuͤr ſich ſelbſten grau’n? Und bluteten nicht eure Hertzen? 7. Jch glaube wer im Kercker ſitzt/Und ſtuͤndlich ſoll ſein Urtheil hoͤren/ Daß der in ſolcher Angſt nicht ſchwitzt/ Als durch Gebeine/ Marck und Roͤhren Dem liebſten Vater es gedrungen/ Daß er den letzten Zuſpruch nicht/ Durch Worte mehr an euch verricht Weil ihm gehemmt das Band der Zungen. 8. Doch druckt er tauſend Seuffzer loß/Und hat in Himmel ſich geſchwungen/ Sein Glaube wuchs und wurde groß/ Je mehr die Schmertzen ihn beſprungen/ Wie peinlich auch die Niederlage/ So hofft’ er auff des H Erren Mund Der ſprechen wuͤrde: Bis geſund/ Und Franck und frey von aller Plage. 9. Sein
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <lg n="4"> <pb facs="#f0636" n="404"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Leichen-Gedichte.</hi> </fw><lb/> <l>Steh’ auff und geh’ aus deinem Bette/</l><lb/> <l>Dein Heiland gibt dir neue Krafft/</l><lb/> <l>Das Ubel iſt gantz weggeſchafft/</l><lb/> <l>Eneas mercke wer dich rette!</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <head> <hi rendition="#c">5.</hi> </head><lb/> <l>Muß nicht Machaon und Galen</l><lb/> <l>Und Theophraſt hier ſchamroth werden/</l><lb/> <l>Ein Wort heiſt den Eneas gehn/</l><lb/> <l>Ein Wort benimmt ihn der Beſchwerden.</l><lb/> <l>Wie freudig ſieht er ſeinen Glauben</l><lb/> <l>Durch Hoffen und Gedult bewaͤhrt</l><lb/> <l>Daß ihm nun Huͤlffe wiederfaͤhrt/</l><lb/> <l>Und niemand dieſen Troſt kan rauben.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <head> <hi rendition="#c">6.</hi> </head><lb/> <l><hi rendition="#fr">Betruͤbtſte/</hi> ſolt’ euch dieſes nicht</l><lb/> <l>Ein kraͤfftig Lehr-Exempel geben:</l><lb/> <l>Wie war der Vater zugericht?</l><lb/> <l>Wie abgemergelt ſchien ſein Leben?</l><lb/> <l>Wie haͤuffte ſich die Qual der Schmertzen?</l><lb/> <l>War er ohn Thraͤnen anzuſchau’n?</l><lb/> <l>Muſt ihm nicht fuͤr ſich ſelbſten grau’n?</l><lb/> <l>Und bluteten nicht eure Hertzen?</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <head> <hi rendition="#c">7.</hi> </head><lb/> <l>Jch glaube wer im Kercker ſitzt/</l><lb/> <l>Und ſtuͤndlich ſoll ſein Urtheil hoͤren/</l><lb/> <l>Daß der in ſolcher Angſt nicht ſchwitzt/</l><lb/> <l>Als durch Gebeine/ Marck und Roͤhren</l><lb/> <l>Dem liebſten Vater es gedrungen/</l><lb/> <l>Daß er den letzten Zuſpruch nicht/</l><lb/> <l>Durch Worte mehr an euch verricht</l><lb/> <l>Weil ihm gehemmt das Band der Zungen.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <head> <hi rendition="#c">8.</hi> </head><lb/> <l>Doch druckt er tauſend Seuffzer loß/</l><lb/> <l>Und hat in Himmel ſich geſchwungen/</l><lb/> <l>Sein Glaube wuchs und wurde groß/</l><lb/> <l>Je mehr die Schmertzen ihn beſprungen/</l><lb/> <l>Wie peinlich auch die Niederlage/</l><lb/> <l>So hofft’ er auff des H Erren Mund</l><lb/> <l>Der ſprechen wuͤrde: <hi rendition="#fr">Bis geſund/</hi></l><lb/> <l>Und Franck und frey von aller Plage.</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="catch">9. Sein</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [404/0636]
Leichen-Gedichte.
Steh’ auff und geh’ aus deinem Bette/
Dein Heiland gibt dir neue Krafft/
Das Ubel iſt gantz weggeſchafft/
Eneas mercke wer dich rette!
5.
Muß nicht Machaon und Galen
Und Theophraſt hier ſchamroth werden/
Ein Wort heiſt den Eneas gehn/
Ein Wort benimmt ihn der Beſchwerden.
Wie freudig ſieht er ſeinen Glauben
Durch Hoffen und Gedult bewaͤhrt
Daß ihm nun Huͤlffe wiederfaͤhrt/
Und niemand dieſen Troſt kan rauben.
6.
Betruͤbtſte/ ſolt’ euch dieſes nicht
Ein kraͤfftig Lehr-Exempel geben:
Wie war der Vater zugericht?
Wie abgemergelt ſchien ſein Leben?
Wie haͤuffte ſich die Qual der Schmertzen?
War er ohn Thraͤnen anzuſchau’n?
Muſt ihm nicht fuͤr ſich ſelbſten grau’n?
Und bluteten nicht eure Hertzen?
7.
Jch glaube wer im Kercker ſitzt/
Und ſtuͤndlich ſoll ſein Urtheil hoͤren/
Daß der in ſolcher Angſt nicht ſchwitzt/
Als durch Gebeine/ Marck und Roͤhren
Dem liebſten Vater es gedrungen/
Daß er den letzten Zuſpruch nicht/
Durch Worte mehr an euch verricht
Weil ihm gehemmt das Band der Zungen.
8.
Doch druckt er tauſend Seuffzer loß/
Und hat in Himmel ſich geſchwungen/
Sein Glaube wuchs und wurde groß/
Je mehr die Schmertzen ihn beſprungen/
Wie peinlich auch die Niederlage/
So hofft’ er auff des H Erren Mund
Der ſprechen wuͤrde: Bis geſund/
Und Franck und frey von aller Plage.
9. Sein
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |