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Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.

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Leichen-Gedichte.
Der liebste Vater ruht und hängt sein Angedencken
Als ein Gedächtnüß-Bild in euren Seelen auff.
Vor musten Creutz und Noth sein Leben nur umbschräncken
Jetzt ziehret Lohn und Cron den wolbeschloßnen Lauff.
Der lebendige Brunn Jsraels/
Bey Beerdigung Hn.
M. C. N. D. zu St. M. M.
den 24. Junii 1679. entworffen.
BRunn/ der aus Jsraels Heil-Quellen ist entsprossen/
Der offt den Matten Durst der Sterblichkeit gelescht/
Der von dem Lebens-Felß Crystallen-klar geflossen/
Und dessen Ufer nie bekleidet Schilf und Jäscht/
So solstu wie der Krith in Augenblick versiegen?
Schluckt denn der Erden-Schlund jetzt deine Quellen ein?
Soll kein bedrängtes Hertz sich mehr zu dir verfügen/
Das Labsal bey dir sucht/ und Lindrung seiner Pein?
Was ist doch lieblichers auff aller Welt zu finden/
Wenn jetzt der Sonnen-Glut der Erden Brust verbrennt/
Und alle Kräfften uns/ ja Geist und Leben schwinden/
Daß man für Mattigkeit einander kaum fast kennt/
Als wenn ein tunckler Wald und eine grüne Höle
Uns einen Brunn gewährt/ der aus den Adern quillt/
Mit lieblichem Geräusch ergetzt die krancke Seele/
Und durch sein kühles Naß des Durstes Flammen stillt?
Hier sucht der Wanders-Mann/ der Kraft-loß/ sein Vergnügen/
Der Schnitter eilet hier halb-schmachtende zur Ruh:
Der Bothe wünscht ihm da auf kurtze Zeit zu ligen/
Und wer fürüber geht/ gesellet sich darzu.
So viel Ergetzligkeit kan frisches Wasser geben!
Ach wie weit herrlicher muß dieser Brunn-Quell seyn?
Der durch sein Wasser uns gibt Seele Geist und leben/
Daß uns auf Ewigkeit kein Durst nicht nimmet ein!
Zu diesem Lebens-Brunn hastu durch deine Lehren
Bißher/ Ehrwürdiger/ uns heilsam angeweist/
Dein Reden war ein Strom/ der stets mit vollen Röhren
Auff der Zuhörer Hertz lebendig Wasser geust.
Und wie hat nicht dein Mund von GOttes Lob gequollen/
Wenn seine Satzungen und Güte du gelehrt?
Uns trifft nur der Verlust/ daß wir dich missen sollen/
Daß man dich weiter nicht/ dich Kirchen-Engel/ hört.
Es
Leichen-Gedichte.
Der liebſte Vater ruht und haͤngt ſein Angedencken
Als ein Gedaͤchtnuͤß-Bild in euren Seelen auff.
Vor muſten Creutz und Noth ſein Leben nur umbſchraͤncken
Jetzt ziehret Lohn und Cron den wolbeſchloßnen Lauff.
Der lebendige Brunn Jſraels/
Bey Beerdigung Hn.
M. C. N. D. zu St. M. M.
den 24. Junii 1679. entworffen.
BRunn/ der aus Jſraels Heil-Quellen iſt entſproſſen/
Der offt den Matten Durſt der Sterblichkeit geleſcht/
Der von dem Lebens-Felß Cryſtallen-klar gefloſſen/
Und deſſen Ufer nie bekleidet Schilf und Jaͤſcht/
So ſolſtu wie der Krith in Augenblick verſiegen?
Schluckt denn der Erden-Schlund jetzt deine Quellen ein?
Soll kein bedraͤngtes Hertz ſich mehr zu dir verfuͤgen/
Das Labſal bey dir ſucht/ und Lindrung ſeiner Pein?
Was iſt doch lieblichers auff aller Welt zu finden/
Wenn jetzt der Sonnen-Glut der Erden Bruſt verbrennt/
Und alle Kraͤfften uns/ ja Geiſt und Leben ſchwinden/
Daß man fuͤr Mattigkeit einander kaum faſt kennt/
Als wenn ein tunckler Wald und eine gruͤne Hoͤle
Uns einen Brunn gewaͤhrt/ der aus den Adern quillt/
Mit lieblichem Geraͤuſch ergetzt die krancke Seele/
Und durch ſein kuͤhles Naß des Durſtes Flammen ſtillt?
Hier ſucht der Wanders-Mann/ der Kraft-loß/ ſein Vergnuͤgen/
Der Schnitter eilet hier halb-ſchmachtende zur Ruh:
Der Bothe wuͤnſcht ihm da auf kurtze Zeit zu ligen/
Und wer fuͤruͤber geht/ geſellet ſich darzu.
So viel Ergetzligkeit kan friſches Waſſer geben!
Ach wie weit herrlicher muß dieſer Brunn-Quell ſeyn?
Der durch ſein Waſſer uns gibt Seele Geiſt und leben/
Daß uns auf Ewigkeit kein Durſt nicht nimmet ein!
Zu dieſem Lebens-Brunn haſtu durch deine Lehren
Bißher/ Ehrwuͤrdiger/ uns heilſam angeweiſt/
Dein Reden war ein Strom/ der ſtets mit vollen Roͤhren
Auff der Zuhoͤrer Hertz lebendig Waſſer geuſt.
Und wie hat nicht dein Mund von GOttes Lob gequollen/
Wenn ſeine Satzungen und Guͤte du gelehrt?
Uns trifft nur der Verluſt/ daß wir dich miſſen ſollen/
Daß man dich weiter nicht/ dich Kirchen-Engel/ hoͤrt.
Es
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[400/0632] Leichen-Gedichte. Der liebſte Vater ruht und haͤngt ſein Angedencken Als ein Gedaͤchtnuͤß-Bild in euren Seelen auff. Vor muſten Creutz und Noth ſein Leben nur umbſchraͤncken Jetzt ziehret Lohn und Cron den wolbeſchloßnen Lauff. Der lebendige Brunn Jſraels/ Bey Beerdigung Hn. M. C. N. D. zu St. M. M. den 24. Junii 1679. entworffen. BRunn/ der aus Jſraels Heil-Quellen iſt entſproſſen/ Der offt den Matten Durſt der Sterblichkeit geleſcht/ Der von dem Lebens-Felß Cryſtallen-klar gefloſſen/ Und deſſen Ufer nie bekleidet Schilf und Jaͤſcht/ So ſolſtu wie der Krith in Augenblick verſiegen? Schluckt denn der Erden-Schlund jetzt deine Quellen ein? Soll kein bedraͤngtes Hertz ſich mehr zu dir verfuͤgen/ Das Labſal bey dir ſucht/ und Lindrung ſeiner Pein? Was iſt doch lieblichers auff aller Welt zu finden/ Wenn jetzt der Sonnen-Glut der Erden Bruſt verbrennt/ Und alle Kraͤfften uns/ ja Geiſt und Leben ſchwinden/ Daß man fuͤr Mattigkeit einander kaum faſt kennt/ Als wenn ein tunckler Wald und eine gruͤne Hoͤle Uns einen Brunn gewaͤhrt/ der aus den Adern quillt/ Mit lieblichem Geraͤuſch ergetzt die krancke Seele/ Und durch ſein kuͤhles Naß des Durſtes Flammen ſtillt? Hier ſucht der Wanders-Mann/ der Kraft-loß/ ſein Vergnuͤgen/ Der Schnitter eilet hier halb-ſchmachtende zur Ruh: Der Bothe wuͤnſcht ihm da auf kurtze Zeit zu ligen/ Und wer fuͤruͤber geht/ geſellet ſich darzu. So viel Ergetzligkeit kan friſches Waſſer geben! Ach wie weit herrlicher muß dieſer Brunn-Quell ſeyn? Der durch ſein Waſſer uns gibt Seele Geiſt und leben/ Daß uns auf Ewigkeit kein Durſt nicht nimmet ein! Zu dieſem Lebens-Brunn haſtu durch deine Lehren Bißher/ Ehrwuͤrdiger/ uns heilſam angeweiſt/ Dein Reden war ein Strom/ der ſtets mit vollen Roͤhren Auff der Zuhoͤrer Hertz lebendig Waſſer geuſt. Und wie hat nicht dein Mund von GOttes Lob gequollen/ Wenn ſeine Satzungen und Guͤte du gelehrt? Uns trifft nur der Verluſt/ daß wir dich miſſen ſollen/ Daß man dich weiter nicht/ dich Kirchen-Engel/ hoͤrt. Es

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Zitationshilfe: Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686, S. 400. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/632>, abgerufen am 22.11.2024.