Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.

Bild:
<< vorherige Seite
Leichen-Gedichte.
Und stralet/ wie bey Nacht die Sternen.
Es sieht/ wie in dem Spiegel/ klar
Der hinterlaßnen Enckel Schaar/
Was sie von dir noch hat zu lernen.
Dein feurig Geist/ dein hurtig Muth/
Der dir das Zunder-reiche Blut
Von Jugend auff hat angefeuret/
Daß du den Ehren nachgestrebt/
Und wie ein Biedermann gelebt/
Der seine Zeit der Tugend steuret.
Die Reisen in so manches Land/
Die Sprachen so dir wol bekand/
Die Künste/ so bey Krieg und Frieden
Gemeinem Wesen nöthig seyn/
Die scharrt man/ wie den Leib/ nicht ein/
Sie seyn von uns unabgeschieden.
Der Weißheit Marck und Sitz Athen
War mühsam diese zu erhöhn/
So sich umbs Vaterland verdienet.
Es stund der beste Redner auff/
Die gantze Stadt die lieff zu Hauff/
Und hörte wie sein Ruhm gegrünet.
Gewiß o Seel' ger/ das nicht schweigt
Die Mutter so dich hat gezeugt/
Budorgis/ sie wird frey bekennen:
Daß du als ein gehorsam Sohn
Pflagst nach der Bürger Ehren Kron
Als wie ein muthig Pferd zu rennen.
Man darff die alten Römer nicht/
Und was sonst melden die Geschicht/
Als Wunder der Exempel preisen.
Die unverrückte Pflicht und Treu
Legt dir dergleichen Zeugnüß bey/
Das du trotz jenen auff kanst weisen.
Mit Ruhm ein treuer Bürger seyn
Das ist ein Lob/ so nicht gemein/
Und hoch erhaben von den Alten:
Sie schätzten es so groß und werth/
Als wenn man sonst durch Spieß und Schwerdt
Von Feinden einen Sieg erhalten.
Nun
Z z z 2
Leichen-Gedichte.
Und ſtralet/ wie bey Nacht die Sternen.
Es ſieht/ wie in dem Spiegel/ klar
Der hinterlaßnen Enckel Schaar/
Was ſie von dir noch hat zu lernen.
Dein feurig Geiſt/ dein hurtig Muth/
Der dir das Zunder-reiche Blut
Von Jugend auff hat angefeuret/
Daß du den Ehren nachgeſtrebt/
Und wie ein Biedermann gelebt/
Der ſeine Zeit der Tugend ſteuret.
Die Reiſen in ſo manches Land/
Die Sprachen ſo dir wol bekand/
Die Kuͤnſte/ ſo bey Krieg und Frieden
Gemeinem Weſen noͤthig ſeyn/
Die ſcharrt man/ wie den Leib/ nicht ein/
Sie ſeyn von uns unabgeſchieden.
Der Weißheit Marck und Sitz Athen
War muͤhſam dieſe zu erhoͤhn/
So ſich umbs Vaterland verdienet.
Es ſtund der beſte Redner auff/
Die gantze Stadt die lieff zu Hauff/
Und hoͤrte wie ſein Ruhm gegruͤnet.
Gewiß o Seel’ ger/ das nicht ſchweigt
Die Mutter ſo dich hat gezeugt/
Budorgis/ ſie wird frey bekennen:
Daß du als ein gehorſam Sohn
Pflagſt nach der Buͤrger Ehren Kron
Als wie ein muthig Pferd zu rennen.
Man darff die alten Roͤmer nicht/
Und was ſonſt melden die Geſchicht/
Als Wunder der Exempel preiſen.
Die unverruͤckte Pflicht und Treu
Legt dir dergleichen Zeugnuͤß bey/
Das du trotz jenen auff kanſt weiſen.
Mit Ruhm ein treuer Buͤrger ſeyn
Das iſt ein Lob/ ſo nicht gemein/
Und hoch erhaben von den Alten:
Sie ſchaͤtzten es ſo groß und werth/
Als wenn man ſonſt durch Spieß und Schwerdt
Von Feinden einen Sieg erhalten.
Nun
Z z z 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0587" n="355"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Leichen-Gedichte.</hi> </fw><lb/>
          <l>Und &#x017F;tralet/ wie bey Nacht die Sternen.</l><lb/>
          <l>Es &#x017F;ieht/ wie in dem Spiegel/ klar</l><lb/>
          <l>Der hinterlaßnen Enckel Schaar/</l><lb/>
          <l>Was &#x017F;ie von dir noch hat zu lernen.</l><lb/>
          <l>Dein feurig Gei&#x017F;t/ dein hurtig Muth/</l><lb/>
          <l>Der dir das Zunder-reiche Blut</l><lb/>
          <l>Von Jugend auff hat angefeuret/</l><lb/>
          <l>Daß du den Ehren nachge&#x017F;trebt/</l><lb/>
          <l>Und wie ein Biedermann gelebt/</l><lb/>
          <l>Der &#x017F;eine Zeit der Tugend &#x017F;teuret.</l><lb/>
          <l>Die Rei&#x017F;en in &#x017F;o manches Land/</l><lb/>
          <l>Die Sprachen &#x017F;o dir wol bekand/</l><lb/>
          <l>Die Ku&#x0364;n&#x017F;te/ &#x017F;o bey Krieg und Frieden</l><lb/>
          <l>Gemeinem We&#x017F;en no&#x0364;thig &#x017F;eyn/</l><lb/>
          <l>Die &#x017F;charrt man/ wie den Leib/ nicht ein/</l><lb/>
          <l>Sie &#x017F;eyn von uns unabge&#x017F;chieden.</l><lb/>
          <l>Der Weißheit Marck und Sitz Athen</l><lb/>
          <l>War mu&#x0364;h&#x017F;am die&#x017F;e zu erho&#x0364;hn/</l><lb/>
          <l>So &#x017F;ich umbs Vaterland verdienet.</l><lb/>
          <l>Es &#x017F;tund der be&#x017F;te Redner auff/</l><lb/>
          <l>Die gantze Stadt die lieff zu Hauff/</l><lb/>
          <l>Und ho&#x0364;rte wie &#x017F;ein Ruhm gegru&#x0364;net.</l><lb/>
          <l>Gewiß o Seel&#x2019; ger/ das nicht &#x017F;chweigt</l><lb/>
          <l>Die Mutter &#x017F;o dich hat gezeugt/</l><lb/>
          <l>Budorgis/ &#x017F;ie wird frey bekennen:</l><lb/>
          <l>Daß du als ein gehor&#x017F;am Sohn</l><lb/>
          <l>Pflag&#x017F;t nach der Bu&#x0364;rger Ehren Kron</l><lb/>
          <l>Als wie ein muthig Pferd zu rennen.</l><lb/>
          <l>Man darff die alten Ro&#x0364;mer nicht/</l><lb/>
          <l>Und was &#x017F;on&#x017F;t melden die Ge&#x017F;chicht/</l><lb/>
          <l>Als Wunder der Exempel prei&#x017F;en.</l><lb/>
          <l>Die unverru&#x0364;ckte Pflicht und Treu</l><lb/>
          <l>Legt dir dergleichen Zeugnu&#x0364;ß bey/</l><lb/>
          <l>Das du trotz jenen auff kan&#x017F;t wei&#x017F;en.</l><lb/>
          <l>Mit Ruhm ein treuer Bu&#x0364;rger &#x017F;eyn</l><lb/>
          <l>Das i&#x017F;t ein Lob/ &#x017F;o nicht gemein/</l><lb/>
          <l>Und hoch erhaben von den Alten:</l><lb/>
          <l>Sie &#x017F;cha&#x0364;tzten es &#x017F;o groß und werth/</l><lb/>
          <l>Als wenn man &#x017F;on&#x017F;t durch Spieß und Schwerdt</l><lb/>
          <l>Von Feinden einen Sieg erhalten.</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">Z z z 2</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Nun</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[355/0587] Leichen-Gedichte. Und ſtralet/ wie bey Nacht die Sternen. Es ſieht/ wie in dem Spiegel/ klar Der hinterlaßnen Enckel Schaar/ Was ſie von dir noch hat zu lernen. Dein feurig Geiſt/ dein hurtig Muth/ Der dir das Zunder-reiche Blut Von Jugend auff hat angefeuret/ Daß du den Ehren nachgeſtrebt/ Und wie ein Biedermann gelebt/ Der ſeine Zeit der Tugend ſteuret. Die Reiſen in ſo manches Land/ Die Sprachen ſo dir wol bekand/ Die Kuͤnſte/ ſo bey Krieg und Frieden Gemeinem Weſen noͤthig ſeyn/ Die ſcharrt man/ wie den Leib/ nicht ein/ Sie ſeyn von uns unabgeſchieden. Der Weißheit Marck und Sitz Athen War muͤhſam dieſe zu erhoͤhn/ So ſich umbs Vaterland verdienet. Es ſtund der beſte Redner auff/ Die gantze Stadt die lieff zu Hauff/ Und hoͤrte wie ſein Ruhm gegruͤnet. Gewiß o Seel’ ger/ das nicht ſchweigt Die Mutter ſo dich hat gezeugt/ Budorgis/ ſie wird frey bekennen: Daß du als ein gehorſam Sohn Pflagſt nach der Buͤrger Ehren Kron Als wie ein muthig Pferd zu rennen. Man darff die alten Roͤmer nicht/ Und was ſonſt melden die Geſchicht/ Als Wunder der Exempel preiſen. Die unverruͤckte Pflicht und Treu Legt dir dergleichen Zeugnuͤß bey/ Das du trotz jenen auff kanſt weiſen. Mit Ruhm ein treuer Buͤrger ſeyn Das iſt ein Lob/ ſo nicht gemein/ Und hoch erhaben von den Alten: Sie ſchaͤtzten es ſo groß und werth/ Als wenn man ſonſt durch Spieß und Schwerdt Von Feinden einen Sieg erhalten. Nun Z z z 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/587
Zitationshilfe: Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/587>, abgerufen am 24.07.2024.