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Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.

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Leichen-Gedichte.
So will dein JEsus dich umbfassen
Der allerbest' und treuste Freund.
Der will dich in den Rosen weiden/
Biß daß deß Todes Schatten kömmt/
Und er durch seinen Tod und Leiden
Die Nacht der Sünden von dir nimmt.

3.
Kan eine Liebe dieser gleichen
Die über Erd' und Himmel geht?
Ach Liebe du thust Wunder-Zeichen!
Du bist der seeligste Magnet!
Der unsern Staub mit GOtt vermählet
Und uns durch desseu Wunden führt.
Ja daß uns ewig nichts mehr fehlet/
Gut machet/ was wir selbst verbührt.
4.
Du wilst mit deinem Heyland sterben
Und Seel und Hertz zerschmeltzt in ihm.
Der Tod mag Lipp und Wang entferben
Du weist daß dieses ein Geblühm'
An dem dein JEsus sich ergetzet/
Daß man aus Dornen Kronen flicht/
Wie sehr die Fäulnüß dich verletzet/
Je schöner bist du zugericht.
5.
Er will gekeltert dir gefallen/
Du kennst' es daß sein Kleid blut-roth.
Er ist der Schönste unter allen
Dein Retter in der letzten Noth.
Ach geh ach geh/ mit ihm zu grabe
Wie prächtig wirstu aufferstehn!
Wenn diß/ was itzt frist Wurm und Schabe/
Wird über Stern und Sonn gehn.
6.
Braut eile/ laß die Myrrhen-Hügel
Der Seelen Trost und Labsal seyn.
Die Myrrhen bleibt deß Bundes Siegel
Den er mit dir gegangen ein.
Die ihn am Creutze hat geträncket/
Vertreibt der Sünden Bitterkeit/
Und

Leichen-Gedichte.
So will dein JEſus dich umbfaſſen
Der allerbeſt’ und treuſte Freund.
Der will dich in den Roſen weiden/
Biß daß deß Todes Schatten koͤmmt/
Und er durch ſeinen Tod und Leiden
Die Nacht der Suͤnden von dir nimmt.

3.
Kan eine Liebe dieſer gleichen
Die uͤber Erd’ und Himmel geht?
Ach Liebe du thuſt Wunder-Zeichen!
Du biſt der ſeeligſte Magnet!
Der unſern Staub mit GOtt vermaͤhlet
Und uns durch deſſeu Wunden fuͤhrt.
Ja daß uns ewig nichts mehr fehlet/
Gut machet/ was wir ſelbſt verbuͤhrt.
4.
Du wilſt mit deinem Heyland ſterben
Und Seel und Hertz zerſchmeltzt in ihm.
Der Tod mag Lipp und Wang entferben
Du weiſt daß dieſes ein Gebluͤhm’
An dem dein JEſus ſich ergetzet/
Daß man aus Dornen Kronen flicht/
Wie ſehr die Faͤulnuͤß dich verletzet/
Je ſchoͤner biſt du zugericht.
5.
Er will gekeltert dir gefallen/
Du kennſt’ es daß ſein Kleid blut-roth.
Er iſt der Schoͤnſte unter allen
Dein Retter in der letzten Noth.
Ach geh ach geh/ mit ihm zu grabe
Wie praͤchtig wirſtu aufferſtehn!
Wenn diß/ was itzt friſt Wurm und Schabe/
Wird uͤber Stern und Sonn gehn.
6.
Braut eile/ laß die Myrrhen-Huͤgel
Der Seelen Troſt und Labſal ſeyn.
Die Myrrhen bleibt deß Bundes Siegel
Den er mit dir gegangen ein.
Die ihn am Creutze hat getraͤncket/
Vertreibt der Suͤnden Bitterkeit/
Und
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[332/0564] Leichen-Gedichte. So will dein JEſus dich umbfaſſen Der allerbeſt’ und treuſte Freund. Der will dich in den Roſen weiden/ Biß daß deß Todes Schatten koͤmmt/ Und er durch ſeinen Tod und Leiden Die Nacht der Suͤnden von dir nimmt. 3. Kan eine Liebe dieſer gleichen Die uͤber Erd’ und Himmel geht? Ach Liebe du thuſt Wunder-Zeichen! Du biſt der ſeeligſte Magnet! Der unſern Staub mit GOtt vermaͤhlet Und uns durch deſſeu Wunden fuͤhrt. Ja daß uns ewig nichts mehr fehlet/ Gut machet/ was wir ſelbſt verbuͤhrt. 4. Du wilſt mit deinem Heyland ſterben Und Seel und Hertz zerſchmeltzt in ihm. Der Tod mag Lipp und Wang entferben Du weiſt daß dieſes ein Gebluͤhm’ An dem dein JEſus ſich ergetzet/ Daß man aus Dornen Kronen flicht/ Wie ſehr die Faͤulnuͤß dich verletzet/ Je ſchoͤner biſt du zugericht. 5. Er will gekeltert dir gefallen/ Du kennſt’ es daß ſein Kleid blut-roth. Er iſt der Schoͤnſte unter allen Dein Retter in der letzten Noth. Ach geh ach geh/ mit ihm zu grabe Wie praͤchtig wirſtu aufferſtehn! Wenn diß/ was itzt friſt Wurm und Schabe/ Wird uͤber Stern und Sonn gehn. 6. Braut eile/ laß die Myrrhen-Huͤgel Der Seelen Troſt und Labſal ſeyn. Die Myrrhen bleibt deß Bundes Siegel Den er mit dir gegangen ein. Die ihn am Creutze hat getraͤncket/ Vertreibt der Suͤnden Bitterkeit/ Und

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Zitationshilfe: Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/564>, abgerufen am 24.07.2024.