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Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.

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Leichen-Gedichte.
Ehren-Gedächtnus/
Hn. J. R. v. R. den 9. Januarii 1678.
ES sey des Orpheus Grab an Ehren so beglückt/
Daß jährlich Schwanen ihm die Sterbe-Lieder singen/
Die Bürger in der Luft die schönsten Stimmen bringen/
Daß seiner Aschen-Rest die Nachtigal erquickt/
Und durch den Wunder-Thon mit Kunst geübter Zungen
Beklagt den Leyer-Printz/ der Thier und Fels bezwungen.
Es sey deß Memnons Brand/ ein Bild der Ewigkeit
Wenn mitten aus der Glut der Sonnen-Vögel steigen;
Wenn gar die Morgenröth ihr Beyleid will bezeigen
Und bey erwachtem Tag die nasse Perlen streut.
Ja selbst der Phönix sterb' auf Würtz und Zimmet-Röhren
Und lasse sich zuletzt durch Klang und Lieder ehren.
So hat HErr Rosenberg ein weit beglückter Grab/
Sie Zunge Schlestens/ der Mund deß Vater-
landes

Ser Fürsten treuer Rath/ der Redner jedes Stan-
des;

Es bricht der Nachruhm ihm schon Palm und Lorbern ab
Umb einen Helicon auff seine Grufft zu setzen/
Und will den hohen Ruhm in Ertz und Marmel ätzen.
Die Geister Schlesiens so längst die Sternen-Rey
Mit ihrem Glantz vermehrt/ der Zeiten Uberwinder
Und unser Poesie sinnreicher Kunst-Erfinder/
Die fügten/ Seeligster/ so eine Lobschrifft bey
Die deinen Würden gleich und geben uns zu lesen/
Wie Tugend und Verstand unmöglich kan verwesen.
Hat Orpheus Fluß und Wald gezogen durch den Klang/
So bunden vieler Hertz die Ketten deiner Zungen.
Jst von der Vogel-Schaar deß Memnons Grab erklungen/
So würde manch Poet Geist/ Leben und Gesang
Noch deiner Aschen weyhn/ Apollo mit den Neunen
Umb seinen Rosenberg in Trauer-Flor erscheinen.
Allein Hochedler Greiß/ noch Klang noch Leichenstein
Vergrössert deinen Ruhm/ du hast dir in den Hertzen
Längst Tempel aufgebaut/ der lichten Ehren Kertzen
Verdüstert keine Nacht/ so lang als Menschen seyn
Und
Leichen-Gedichte.
Ehren-Gedaͤchtnus/
Hn. J. R. v. R. den 9. Januarii 1678.
ES ſey des Orpheus Grab an Ehren ſo begluͤckt/
Daß jaͤhrlich Schwanen ihm die Sterbe-Lieder ſingen/
Die Buͤrger in der Luft die ſchoͤnſten Stimmen bringen/
Daß ſeiner Aſchen-Reſt die Nachtigal erquickt/
Und durch den Wunder-Thon mit Kunſt geuͤbter Zungen
Beklagt den Leyer-Printz/ der Thier und Fels bezwungen.
Es ſey deß Memnons Brand/ ein Bild der Ewigkeit
Wenn mitten aus der Glut der Sonnen-Voͤgel ſteigen;
Wenn gar die Morgenroͤth ihr Beyleid will bezeigen
Und bey erwachtem Tag die naſſe Perlen ſtreut.
Ja ſelbſt der Phoͤnix ſterb’ auf Wuͤrtz und Zimmet-Roͤhren
Und laſſe ſich zuletzt durch Klang und Lieder ehren.
So hat HErr Roſenberg ein weit begluͤckter Grab/
Sie Zunge Schleſtens/ der Mund deß Vater-
landes

Ser Fuͤrſten treuer Rath/ der Redner jedes Stan-
des;

Es bricht der Nachruhm ihm ſchon Palm und Lorbern ab
Umb einen Helicon auff ſeine Grufft zu ſetzen/
Und will den hohen Ruhm in Ertz und Marmel aͤtzen.
Die Geiſter Schleſiens ſo laͤngſt die Sternen-Rey
Mit ihrem Glantz vermehrt/ der Zeiten Uberwinder
Und unſer Poeſie ſinnreicher Kunſt-Erfinder/
Die fuͤgten/ Seeligſter/ ſo eine Lobſchrifft bey
Die deinen Wuͤrden gleich und geben uns zu leſen/
Wie Tugend und Verſtand unmoͤglich kan verweſen.
Hat Orpheus Fluß und Wald gezogen durch den Klang/
So bunden vieler Hertz die Ketten deiner Zungen.
Jſt von der Vogel-Schaar deß Memnons Grab erklungen/
So wuͤrde manch Poet Geiſt/ Leben und Geſang
Noch deiner Aſchen weyhn/ Apollo mit den Neunen
Umb ſeinen Roſenberg in Trauer-Flor erſcheinen.
Allein Hochedler Greiß/ noch Klang noch Leichenſtein
Vergroͤſſert deinen Ruhm/ du haſt dir in den Hertzen
Laͤngſt Tempel aufgebaut/ der lichten Ehren Kertzen
Verduͤſtert keine Nacht/ ſo lang als Menſchen ſeyn
Und
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[314/0546] Leichen-Gedichte. Ehren-Gedaͤchtnus/ Hn. J. R. v. R. den 9. Januarii 1678. ES ſey des Orpheus Grab an Ehren ſo begluͤckt/ Daß jaͤhrlich Schwanen ihm die Sterbe-Lieder ſingen/ Die Buͤrger in der Luft die ſchoͤnſten Stimmen bringen/ Daß ſeiner Aſchen-Reſt die Nachtigal erquickt/ Und durch den Wunder-Thon mit Kunſt geuͤbter Zungen Beklagt den Leyer-Printz/ der Thier und Fels bezwungen. Es ſey deß Memnons Brand/ ein Bild der Ewigkeit Wenn mitten aus der Glut der Sonnen-Voͤgel ſteigen; Wenn gar die Morgenroͤth ihr Beyleid will bezeigen Und bey erwachtem Tag die naſſe Perlen ſtreut. Ja ſelbſt der Phoͤnix ſterb’ auf Wuͤrtz und Zimmet-Roͤhren Und laſſe ſich zuletzt durch Klang und Lieder ehren. So hat HErr Roſenberg ein weit begluͤckter Grab/ Sie Zunge Schleſtens/ der Mund deß Vater- landes Ser Fuͤrſten treuer Rath/ der Redner jedes Stan- des; Es bricht der Nachruhm ihm ſchon Palm und Lorbern ab Umb einen Helicon auff ſeine Grufft zu ſetzen/ Und will den hohen Ruhm in Ertz und Marmel aͤtzen. Die Geiſter Schleſiens ſo laͤngſt die Sternen-Rey Mit ihrem Glantz vermehrt/ der Zeiten Uberwinder Und unſer Poeſie ſinnreicher Kunſt-Erfinder/ Die fuͤgten/ Seeligſter/ ſo eine Lobſchrifft bey Die deinen Wuͤrden gleich und geben uns zu leſen/ Wie Tugend und Verſtand unmoͤglich kan verweſen. Hat Orpheus Fluß und Wald gezogen durch den Klang/ So bunden vieler Hertz die Ketten deiner Zungen. Jſt von der Vogel-Schaar deß Memnons Grab erklungen/ So wuͤrde manch Poet Geiſt/ Leben und Geſang Noch deiner Aſchen weyhn/ Apollo mit den Neunen Umb ſeinen Roſenberg in Trauer-Flor erſcheinen. Allein Hochedler Greiß/ noch Klang noch Leichenſtein Vergroͤſſert deinen Ruhm/ du haſt dir in den Hertzen Laͤngſt Tempel aufgebaut/ der lichten Ehren Kertzen Verduͤſtert keine Nacht/ ſo lang als Menſchen ſeyn Und

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Zitationshilfe: Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/546>, abgerufen am 22.11.2024.