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Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.

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Leichen-Gedichte.
Es sey die Nacht erfreut den Bürgern in Jdumen/
Da Judiths Helden-Arm den Holofern enthaupt/
Ach/ Judith/ mit mehr Schmuck und Himmels-schönen Blumen
Hat dich dein Bräutigam in dieser Nacht belaubt.
Wie solte doch dein Mund des Todes Wermuth schmecken?
Da das gebohrne Kind dir Lebens-Zucker bringt:
Wie kan der Flügel dich der Finsternüß bedecken?
Nun neuer Klarheit Blitz in deine Augen dringt.
Auff Judith! biß erfreut/ dein Heyland hat bescheret/
Dein Bruder theilt mit dir den Schatz der Ewigkeit/
Was nicht der Himmel hat/ was nicht die Welt gewehret/
Was keine Zeit sonst giebt/ das schenckt dir diese Zeit.
Verlangst du theures Gold? Sein Glantz ist mehr als gülden.
Liebst du den Perlen-Schmuck? die Perl ist ohne Fleck.
Gefällt dir denn ein Bild? hier wil sich der abbilden/
Der durch Geburt und Tod ist dein Erlösungs-Zweck.
Wil wo ein edler Stein dein zartes Aug' ergetzen?
Sein Aug' ist Diamant/ sein Mund ist ein Rubin.
Wilst du Gespielin dich zu deinem Nachbar setzen?
Er wird das schönste Kleid der Ehren dir anziehn.
Und hast du Blumen lieb? die Ros' in Saarons Feldern
Blüht/ Judith greiff sie an mit deiner Glaubens-Hand.
Beliebt ein Püschel dir von seinen Myrrhen-Wäldern?
Auch dieses hat er dir im sterben zugesand.
Es sey die Nacht mit Furcht und Schrecken angefüllet/
Wann uns der Räuber Schaar nach Gut und Leben tracht;
Dein JEsus führet dich/ in den du bist verhüllet/
Der allen Schatten dir zu lichten Sternen macht.
Er liegt im Westerhembd/ und du im Sterbe-Kleide/
Er drückt die Wiegen jetzt/ und du das kalte Grab.
Ach Wechsel sonder gleich! Ach unerschöpffte Freude!
Daß in dem Tod ein Christ des Lebens Anfang hab'.
Es ladet/ Judith/ dich dein Heyland in die Krippen
So dir ein schwartzes Brett von wenig Spannen macht;
Ja dein geschloßner Mund soll mit beredten Lippen
Dort in der Ewigkdit lobsingen dieser Nacht.
Vergiß der bösen Tag'/ und der gekränckten Stunden/
Worinn dein schwaches Fleisch noch Evens Schuld gebüst/
Du hast des Lebens Artzt in deiner Wiegen funden/
Der dir die Aloe des Sterbens gantz versüst;
Vergiß
Leichen-Gedichte.
Es ſey die Nacht erfreut den Buͤrgern in Jdumen/
Da Judiths Helden-Arm den Holofern enthaupt/
Ach/ Judith/ mit mehr Schmuck und Himmels-ſchoͤnen Blumen
Hat dich dein Braͤutigam in dieſer Nacht belaubt.
Wie ſolte doch dein Mund des Todes Wermuth ſchmecken?
Da das gebohrne Kind dir Lebens-Zucker bringt:
Wie kan der Fluͤgel dich der Finſternuͤß bedecken?
Nun neuer Klarheit Blitz in deine Augen dringt.
Auff Judith! biß erfreut/ dein Heyland hat beſcheret/
Dein Bruder theilt mit dir den Schatz der Ewigkeit/
Was nicht der Himmel hat/ was nicht die Welt gewehret/
Was keine Zeit ſonſt giebt/ das ſchenckt dir dieſe Zeit.
Verlangſt du theures Gold? Sein Glantz iſt mehr als guͤlden.
Liebſt du den Perlen-Schmuck? die Perl iſt ohne Fleck.
Gefaͤllt dir denn ein Bild? hier wil ſich der abbilden/
Der durch Geburt und Tod iſt dein Erloͤſungs-Zweck.
Wil wo ein edler Stein dein zartes Aug’ ergetzen?
Sein Aug’ iſt Diamant/ ſein Mund iſt ein Rubin.
Wilſt du Geſpielin dich zu deinem Nachbar ſetzen?
Er wird das ſchoͤnſte Kleid der Ehren dir anziehn.
Und haſt du Blumen lieb? die Ros’ in Saarons Feldern
Bluͤht/ Judith greiff ſie an mit deiner Glaubens-Hand.
Beliebt ein Puͤſchel dir von ſeinen Myrrhen-Waͤldern?
Auch dieſes hat er dir im ſterben zugeſand.
Es ſey die Nacht mit Furcht und Schrecken angefuͤllet/
Wann uns der Raͤuber Schaar nach Gut und Leben tracht;
Dein JEſus fuͤhret dich/ in den du biſt verhuͤllet/
Der allen Schatten dir zu lichten Sternen macht.
Er liegt im Weſterhembd/ und du im Sterbe-Kleide/
Er druͤckt die Wiegen jetzt/ und du das kalte Grab.
Ach Wechſel ſonder gleich! Ach unerſchoͤpffte Freude!
Daß in dem Tod ein Chriſt des Lebens Anfang hab’.
Es ladet/ Judith/ dich dein Heyland in die Krippen
So dir ein ſchwartzes Brett von wenig Spannen macht;
Ja dein geſchloßner Mund ſoll mit beredten Lippen
Dort in der Ewigkdit lobſingen dieſer Nacht.
Vergiß der boͤſen Tag’/ und der gekraͤnckten Stunden/
Worinn dein ſchwaches Fleiſch noch Evens Schuld gebuͤſt/
Du haſt des Lebens Artzt in deiner Wiegen funden/
Der dir die Aloe des Sterbens gantz verſuͤſt;
Vergiß
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[312/0544] Leichen-Gedichte. Es ſey die Nacht erfreut den Buͤrgern in Jdumen/ Da Judiths Helden-Arm den Holofern enthaupt/ Ach/ Judith/ mit mehr Schmuck und Himmels-ſchoͤnen Blumen Hat dich dein Braͤutigam in dieſer Nacht belaubt. Wie ſolte doch dein Mund des Todes Wermuth ſchmecken? Da das gebohrne Kind dir Lebens-Zucker bringt: Wie kan der Fluͤgel dich der Finſternuͤß bedecken? Nun neuer Klarheit Blitz in deine Augen dringt. Auff Judith! biß erfreut/ dein Heyland hat beſcheret/ Dein Bruder theilt mit dir den Schatz der Ewigkeit/ Was nicht der Himmel hat/ was nicht die Welt gewehret/ Was keine Zeit ſonſt giebt/ das ſchenckt dir dieſe Zeit. Verlangſt du theures Gold? Sein Glantz iſt mehr als guͤlden. Liebſt du den Perlen-Schmuck? die Perl iſt ohne Fleck. Gefaͤllt dir denn ein Bild? hier wil ſich der abbilden/ Der durch Geburt und Tod iſt dein Erloͤſungs-Zweck. Wil wo ein edler Stein dein zartes Aug’ ergetzen? Sein Aug’ iſt Diamant/ ſein Mund iſt ein Rubin. Wilſt du Geſpielin dich zu deinem Nachbar ſetzen? Er wird das ſchoͤnſte Kleid der Ehren dir anziehn. Und haſt du Blumen lieb? die Ros’ in Saarons Feldern Bluͤht/ Judith greiff ſie an mit deiner Glaubens-Hand. Beliebt ein Puͤſchel dir von ſeinen Myrrhen-Waͤldern? Auch dieſes hat er dir im ſterben zugeſand. Es ſey die Nacht mit Furcht und Schrecken angefuͤllet/ Wann uns der Raͤuber Schaar nach Gut und Leben tracht; Dein JEſus fuͤhret dich/ in den du biſt verhuͤllet/ Der allen Schatten dir zu lichten Sternen macht. Er liegt im Weſterhembd/ und du im Sterbe-Kleide/ Er druͤckt die Wiegen jetzt/ und du das kalte Grab. Ach Wechſel ſonder gleich! Ach unerſchoͤpffte Freude! Daß in dem Tod ein Chriſt des Lebens Anfang hab’. Es ladet/ Judith/ dich dein Heyland in die Krippen So dir ein ſchwartzes Brett von wenig Spannen macht; Ja dein geſchloßner Mund ſoll mit beredten Lippen Dort in der Ewigkdit lobſingen dieſer Nacht. Vergiß der boͤſen Tag’/ und der gekraͤnckten Stunden/ Worinn dein ſchwaches Fleiſch noch Evens Schuld gebuͤſt/ Du haſt des Lebens Artzt in deiner Wiegen funden/ Der dir die Aloe des Sterbens gantz verſuͤſt; Vergiß

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Zitationshilfe: Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/544>, abgerufen am 22.11.2024.