Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.Glückwünschungs-Gedichte. Apollens rechter Arm/ weil Kräuter Klang und LiederJhn und sein gantz Geschlecht der Erden bringen wieder. Tilenus singet mit/ sein Römisches Latein Kennt noch die güldne Zeit; Bucretz kan nicht verschweigen Den angebohrnen Muht: Monavius sagt eigen Was herrliche Gedicht und schlimme Reimen seyn/ Biß endlich Opitz kommt und löst die Mutter-Zunge/ Bringt teutscher Sprache Glantz zu ihrem rechten Sprunge. Dreyfächtiger Homer, gedoppelter Virgil, Jch werde gantz erhitzt nur auff dein Angedencken/ Schatz über alles Gut/ den uns das Schicksal schencken Und eignen hat gewolt: Mein stumpffer Feder-Kiel Steht still und ist entzückt. Du bist genug gepriesen: So hab ich anderswo dir auch schon Ehr erwiesen. Die Folger deiner Leyr sind eben wol bekand/ Jhr Ruhm durchfährt die Welt mit weissen Sieges-Pferden/ Zwey Köpfe lassen mich noch nicht stillschweigend werden. Wolan es sey gewagt/ mein heisser Andachts-Brand Vermischt mit Ehren-Furcht brech aus in seine Flammen/ Es wird das Edle Zwey die Pflicht-Schuld nicht verdammen. "Doch Götter hat man ja mit schweigen mehr geehrt/ &q;Als durch ein laut Gewäsch'. Jch schliesse Mund und Lippen/ Sonst stöst mein schwaches Schiff an toller Freyheit Klippen/ Und scheitert auff den Grund. Wer was genaue hört/ Merckt meiner Clio Wunsch/ wie sie so furchtsam stehet Und schamroth/ daß ihr nicht der grosse Nam entgehet. "Der name/ den das Haupt der Erden selber liebt/ &q;Und den die Majestät mit höchsten Würden zieret/ &q;Der Geist/ der Fürsten offt das Hertze hat gerühret/ &q;Der Breßlan deinem Rath nicht schlechten Zierath gibt. Genug und mehr als viel: man siht den Demant brennen/ Und kan die helle Glut bey dunckler Nacht erkennen. Was dieser Phoenix itzt mit seinem Adler thut/ Den grundgelahrten Gryph/ (ein Hertz und eine Seele/ Ein Außzug beyder Seel' in zweyer Leiber Höle) Das kömmt noch Schlesien hinfüro dir zu gut; O Sonnen teutscher Pracht/ holdseliges Gestirne/ Du trägst Athen und Rom und Franckreich im Gehirne. Nur jedes Wunder-Art und schöne sonderheit Verzaubert meinen Geist: Wenn jenes Reden fliessen Wie
Gluͤckwuͤnſchungs-Gedichte. Apollens rechter Arm/ weil Kraͤuter Klang und LiederJhn und ſein gantz Geſchlecht der Erden bringen wieder. Tilenus ſinget mit/ ſein Roͤmiſches Latein Kennt noch die guͤldne Zeit; Bucretz kan nicht verſchweigen Den angebohrnen Muht: Monavius ſagt eigen Was herrliche Gedicht und ſchlimme Reimen ſeyn/ Biß endlich Opitz kommt und loͤſt die Mutter-Zunge/ Bringt teutſcher Sprache Glantz zu ihrem rechten Sprunge. Dreyfaͤchtiger Homer, gedoppelter Virgil, Jch werde gantz erhitzt nur auff dein Angedencken/ Schatz uͤber alles Gut/ den uns das Schickſal ſchencken Und eignen hat gewolt: Mein ſtumpffer Feder-Kiel Steht ſtill und iſt entzuͤckt. Du biſt genug geprieſen: So hab ich anderswo dir auch ſchon Ehr erwieſen. Die Folger deiner Leyr ſind eben wol bekand/ Jhr Ruhm durchfaͤhrt die Welt mit weiſſen Sieges-Pferden/ Zwey Koͤpfe laſſen mich noch nicht ſtillſchweigend werden. Wolan es ſey gewagt/ mein heiſſer Andachts-Brand Vermiſcht mit Ehren-Furcht brech aus in ſeine Flammen/ Es wird das Edle Zwey die Pflicht-Schuld nicht verdammen. “Doch Goͤtter hat man ja mit ſchweigen mehr geehrt/ &q;Als durch ein laut Gewaͤſch’. Jch ſchlieſſe Mund und Lippen/ Sonſt ſtoͤſt mein ſchwaches Schiff an toller Freyheit Klippen/ Und ſcheitert auff den Grund. Wer was genaue hoͤrt/ Merckt meiner Clio Wunſch/ wie ſie ſo furchtſam ſtehet Und ſchamroth/ daß ihr nicht der groſſe Nam entgehet. “Der name/ den das Haupt der Erden ſelber liebt/ &q;Und den die Majeſtaͤt mit hoͤchſten Wuͤrden zieret/ &q;Der Geiſt/ der Fuͤrſten offt das Hertze hat geruͤhret/ &q;Der Breßlan deinem Rath nicht ſchlechten Zierath gibt. Genug und mehr als viel: man ſiht den Demant brennen/ Und kan die helle Glut bey dunckler Nacht erkennen. Was dieſer Phœnix itzt mit ſeinem Adler thut/ Den grundgelahrten Gryph/ (ein Hertz und eine Seele/ Ein Außzug beyder Seel’ in zweyer Leiber Hoͤle) Das koͤmmt noch Schleſien hinfuͤro dir zu gut; O Sonnen teutſcher Pracht/ holdſeliges Geſtirne/ Du traͤgſt Athen und Rom und Franckreich im Gehirne. Nur jedes Wunder-Art und ſchoͤne ſonderheit Verzaubert meinen Geiſt: Wenn jenes Reden flieſſen Wie
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Gluͤckwuͤnſchungs-Gedichte.
Apollens rechter Arm/ weil Kraͤuter Klang und Lieder
Jhn und ſein gantz Geſchlecht der Erden bringen wieder.
Tilenus ſinget mit/ ſein Roͤmiſches Latein
Kennt noch die guͤldne Zeit; Bucretz kan nicht verſchweigen
Den angebohrnen Muht: Monavius ſagt eigen
Was herrliche Gedicht und ſchlimme Reimen ſeyn/
Biß endlich Opitz kommt und loͤſt die Mutter-Zunge/
Bringt teutſcher Sprache Glantz zu ihrem rechten Sprunge.
Dreyfaͤchtiger Homer, gedoppelter Virgil,
Jch werde gantz erhitzt nur auff dein Angedencken/
Schatz uͤber alles Gut/ den uns das Schickſal ſchencken
Und eignen hat gewolt: Mein ſtumpffer Feder-Kiel
Steht ſtill und iſt entzuͤckt. Du biſt genug geprieſen:
So hab ich anderswo dir auch ſchon Ehr erwieſen.
Die Folger deiner Leyr ſind eben wol bekand/
Jhr Ruhm durchfaͤhrt die Welt mit weiſſen Sieges-Pferden/
Zwey Koͤpfe laſſen mich noch nicht ſtillſchweigend werden.
Wolan es ſey gewagt/ mein heiſſer Andachts-Brand
Vermiſcht mit Ehren-Furcht brech aus in ſeine Flammen/
Es wird das Edle Zwey die Pflicht-Schuld nicht verdammen.
“Doch Goͤtter hat man ja mit ſchweigen mehr geehrt/
&q;Als durch ein laut Gewaͤſch’. Jch ſchlieſſe Mund und Lippen/
Sonſt ſtoͤſt mein ſchwaches Schiff an toller Freyheit Klippen/
Und ſcheitert auff den Grund. Wer was genaue hoͤrt/
Merckt meiner Clio Wunſch/ wie ſie ſo furchtſam ſtehet
Und ſchamroth/ daß ihr nicht der groſſe Nam entgehet.
“Der name/ den das Haupt der Erden ſelber liebt/
&q;Und den die Majeſtaͤt mit hoͤchſten Wuͤrden zieret/
&q;Der Geiſt/ der Fuͤrſten offt das Hertze hat geruͤhret/
&q;Der Breßlan deinem Rath nicht ſchlechten Zierath gibt.
Genug und mehr als viel: man ſiht den Demant brennen/
Und kan die helle Glut bey dunckler Nacht erkennen.
Was dieſer Phœnix itzt mit ſeinem Adler thut/
Den grundgelahrten Gryph/ (ein Hertz und eine Seele/
Ein Außzug beyder Seel’ in zweyer Leiber Hoͤle)
Das koͤmmt noch Schleſien hinfuͤro dir zu gut;
O Sonnen teutſcher Pracht/ holdſeliges Geſtirne/
Du traͤgſt Athen und Rom und Franckreich im Gehirne.
Nur jedes Wunder-Art und ſchoͤne ſonderheit
Verzaubert meinen Geiſt: Wenn jenes Reden flieſſen
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Zitationshilfe: | Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/54>, abgerufen am 16.02.2025. |