Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.Leichen-Gedichte. Es kommt das Leinwand-Hauß mir niemals aus dem Sinn/So offt ich an das Heil der Schulen nur gedencke; Wie selten ach geschichts! daß Lehrern ein Geschencke Von milder Hand kommt zu! Nein/ die Ernährer in Zukünfft'ger Policey/ die Schule/ war dein Sorgen/ So daß die Wolthat noch bey keinem ist verborgen. Dein Rath hieß eine Maur' und die Beredsamkeit Ein scharf durch dringend Pfeil Gemüther zu bewegen/ Und deine Wachsamkeit die kont ein Bollwerck legen Daß wenn ein Sturm gleich kam/ stets die Bescheidenheit Den Mittel-Punckt erzielt; das selbst das Ende lehrte Was vor ein reiffer Witz zum Regiment gehörte. Du zogst Begierden aus als wie ein täglich Kleid/ So offt dich hieß das Recht den scharffen Ernst gebrauchen/ Ließ schlechte Fehler bald gleich einem Dampff verrauchen/ Befreyt von Lieb und Haß/ von Argwohn/ Zorn uud Neid/ Wollst/ wie der Sonnen Licht/ nur allen Menschen nützen/ Wolt'st wie die Themis selbst nur alle Menschen schützen. Die seltne Treffligkeit/ der himmlische Verstand Hat gar der Hohen Gunst und Hold an sich gezogen. Es blieb ein jeder Hoff im Lande dir gewogen/ Biß daß der Leopold/ der Erden Gott/ erkand Dich hochverdienten Mann in Ritterstand zusetzen Und dich als einen Rath vor andern werth zuschätzen. Jch weiß die Demuth nech/ wie du der Majestät Großmächtigste Genad in tieffster Pflicht geehret. Es hat mein Ohre noch den treuen Wunsch gehöret Wie du zu deinem GOtt andächtig hast gefleht/ Daß unserm Käiser mög' in Lorber-vollem Siegen/ Der Erden weiter Kreiß zu seinen Füssen liegen. Es trägt der Eltern Blut zwar viel dem Adel bey/ Die Tugend wird noch mehr die Ehren-Fahn auffstecken Wenn diese Glocke klingt/ pflegt sie die Welt zuwecken/ Daß ein Themistocles ein edles Hertze sey. Denn sol das Vaterland in vollem Flor gedeyen/ Muß erst der Kopff den Witz/ die Faust die Krafft darleihen. Agrippa voller Rath/ nun Seeliger Patron/ Als Präses Säbisch ließ des müden Leibes Bürde/ Und dir ward anvertraut der gantzen Herrschafft Würde/ Wie mancher Hertzens-Wunsch/ wie mancher Jubel-Thon/ Brach
Leichen-Gedichte. Es kommt das Leinwand-Hauß mir niemals aus dem Sinn/So offt ich an das Heil der Schulen nur gedencke; Wie ſelten ach geſchichts! daß Lehrern ein Geſchencke Von milder Hand kommt zu! Nein/ die Ernaͤhrer in Zukuͤnfft’ger Policey/ die Schule/ war dein Sorgen/ So daß die Wolthat noch bey keinem iſt verborgen. Dein Rath hieß eine Maur’ und die Beredſamkeit Ein ſcharf durch dringend Pfeil Gemuͤther zu bewegen/ Und deine Wachſamkeit die kont ein Bollwerck legen Daß wenn ein Sturm gleich kam/ ſtets die Beſcheidenheit Den Mittel-Punckt erzielt; das ſelbſt das Ende lehrte Was vor ein reiffer Witz zum Regiment gehoͤrte. Du zogſt Begierden aus als wie ein taͤglich Kleid/ So offt dich hieß das Recht den ſcharffen Ernſt gebrauchen/ Ließ ſchlechte Fehler bald gleich einem Dampff verrauchen/ Befreyt von Lieb und Haß/ von Argwohn/ Zorn uud Neid/ Wollſt/ wie der Sonnen Licht/ nur allen Menſchen nuͤtzen/ Wolt’ſt wie die Themis ſelbſt nur alle Menſchen ſchuͤtzen. Die ſeltne Treffligkeit/ der himmliſche Verſtand Hat gar der Hohen Gunſt und Hold an ſich gezogen. Es blieb ein jeder Hoff im Lande dir gewogen/ Biß daß der Leopold/ der Erden Gott/ erkand Dich hochverdienten Mann in Ritterſtand zuſetzen Und dich als einen Rath vor andern werth zuſchaͤtzen. Jch weiß die Demuth nech/ wie du der Majeſtaͤt Großmaͤchtigſte Genad in tieffſter Pflicht geehret. Es hat mein Ohre noch den treuen Wunſch gehoͤret Wie du zu deinem GOtt andaͤchtig haſt gefleht/ Daß unſerm Kaͤiſer moͤg’ in Lorber-vollem Siegen/ Der Erden weiter Kreiß zu ſeinen Fuͤſſen liegen. Es traͤgt der Eltern Blut zwar viel dem Adel bey/ Die Tugend wird noch mehr die Ehren-Fahn auffſtecken Wenn dieſe Glocke klingt/ pflegt ſie die Welt zuwecken/ Daß ein Themiſtocles ein edles Hertze ſey. Denn ſol das Vaterland in vollem Flor gedeyen/ Muß erſt der Kopff den Witz/ die Fauſt die Krafft darleihen. Agrippa voller Rath/ nun Seeliger Patron/ Als Praͤſes Saͤbiſch ließ des muͤden Leibes Buͤrde/ Und dir ward anvertraut der gantzen Herrſchafft Wuͤrde/ Wie mancher Hertzens-Wunſch/ wie mancher Jubel-Thon/ Brach
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Leichen-Gedichte.
Es kommt das Leinwand-Hauß mir niemals aus dem Sinn/
So offt ich an das Heil der Schulen nur gedencke;
Wie ſelten ach geſchichts! daß Lehrern ein Geſchencke
Von milder Hand kommt zu! Nein/ die Ernaͤhrer in
Zukuͤnfft’ger Policey/ die Schule/ war dein Sorgen/
So daß die Wolthat noch bey keinem iſt verborgen.
Dein Rath hieß eine Maur’ und die Beredſamkeit
Ein ſcharf durch dringend Pfeil Gemuͤther zu bewegen/
Und deine Wachſamkeit die kont ein Bollwerck legen
Daß wenn ein Sturm gleich kam/ ſtets die Beſcheidenheit
Den Mittel-Punckt erzielt; das ſelbſt das Ende lehrte
Was vor ein reiffer Witz zum Regiment gehoͤrte.
Du zogſt Begierden aus als wie ein taͤglich Kleid/
So offt dich hieß das Recht den ſcharffen Ernſt gebrauchen/
Ließ ſchlechte Fehler bald gleich einem Dampff verrauchen/
Befreyt von Lieb und Haß/ von Argwohn/ Zorn uud Neid/
Wollſt/ wie der Sonnen Licht/ nur allen Menſchen nuͤtzen/
Wolt’ſt wie die Themis ſelbſt nur alle Menſchen ſchuͤtzen.
Die ſeltne Treffligkeit/ der himmliſche Verſtand
Hat gar der Hohen Gunſt und Hold an ſich gezogen.
Es blieb ein jeder Hoff im Lande dir gewogen/
Biß daß der Leopold/ der Erden Gott/ erkand
Dich hochverdienten Mann in Ritterſtand zuſetzen
Und dich als einen Rath vor andern werth zuſchaͤtzen.
Jch weiß die Demuth nech/ wie du der Majeſtaͤt
Großmaͤchtigſte Genad in tieffſter Pflicht geehret.
Es hat mein Ohre noch den treuen Wunſch gehoͤret
Wie du zu deinem GOtt andaͤchtig haſt gefleht/
Daß unſerm Kaͤiſer moͤg’ in Lorber-vollem Siegen/
Der Erden weiter Kreiß zu ſeinen Fuͤſſen liegen.
Es traͤgt der Eltern Blut zwar viel dem Adel bey/
Die Tugend wird noch mehr die Ehren-Fahn auffſtecken
Wenn dieſe Glocke klingt/ pflegt ſie die Welt zuwecken/
Daß ein Themiſtocles ein edles Hertze ſey.
Denn ſol das Vaterland in vollem Flor gedeyen/
Muß erſt der Kopff den Witz/ die Fauſt die Krafft darleihen.
Agrippa voller Rath/ nun Seeliger Patron/
Als Praͤſes Saͤbiſch ließ des muͤden Leibes Buͤrde/
Und dir ward anvertraut der gantzen Herrſchafft Wuͤrde/
Wie mancher Hertzens-Wunſch/ wie mancher Jubel-Thon/
Brach
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Zitationshilfe: | Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/526>, abgerufen am 25.07.2024. |