Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.Leichen-Gedichte. Und dein so hoher Ruhm darff keiner Farbe Strahlen/Er kan sich von sich selbst durch eigne Würde mahlen. Als dich Lucina trug/ beschloß des Himmels Rath/ Es solte dieser Zweig in einen Baum sich breiten/ Der seiner Blätter Pracht und Gipffel auch von weiten Geb' allen anzuschaun: Drauff hat dich Brixen-Stadt Jm freyen Francken-Land ein freyer Ort empfangen/ Als deiner Eltern Pfand/ Trost/ Hoffen und Verlangen. Das Glücke wiegte dich/ die Tugend war dein Freund/ Die Gottesfurcht dein Zweck; es zeigten schon die Minen Wie mit der Zeit dein Geist auff hohen Ehren-Bühnen Berühmet würde stehn. Gleich wie der Demant scheint Noch in der Erden Schoß und herrlich pflegt zu brennen/ So gabst du auch dein Feur durch Funcken zu erkennen. Drauffrieß ein stärcker Zug dich in die weite Welt/ Es war der Jugend Wachs die Weißheit einzudrücken/ Es lernte sich dein Sinn in Menschen Händel schicken; Witz und Ersahrenheit/ die sich zu dir gesellt/ Durchschärfften den Verstand und zierten ihn mit Sitten/ Krafft welcher du gar offt der meisten Hertz bestritten. Ein himmlisches Gemüth eilt seinem Ursprung nach Und steiget in die Höh/ verläst des Pöfels Schrancken/ Sucht seinen Thaten Raum voll feuriger Gedancken; Erschrickt vor keiner Müh/ Gefahr noch Ungemach/ Weiß daß der Tugend Cron durch Schweiß sey zugewinnen/ Und daß der nichts erlangt/ der nichts nicht wil beginnen. Dich hat Ulyssens Witz/ O Hochbeglückter Greiß! Bey schwerer Krieges Zeit geführt auff deinen Reisen/ Wenn hier Brand/ Seuch und Pest/ dort ein verräthrisch Eisen Die Menschen weggerafft/ so schiffte doch dein Fleiß Durch die Charybden hin/ und kam mit gutem Winde An Hafen des Gelücks/ der Wolfahrt ihr Gemünde. Noch hat kein Ort der Welt so deinen Sinn bestrickt Als dich die Herrligkeit von Breßlau eingenommen. Es solte hier dein Glück zum höchsten Wachsthum kommen/ So hat der Ausgang auch den Vorsatz nie verrückt; Die Sorgfalt/ der Verstand/ die ungemeine Gaben Bemühte Breßlau sich zum Eigenthum zu haben. Die Mutterkluger Köpff' und Richtschnur aller Zucht/ Der Weißheit Nährer in ist dir mit Huld begegnet; Es
Leichen-Gedichte. Und dein ſo hoher Ruhm darff keiner Farbe Strahlen/Er kan ſich von ſich ſelbſt durch eigne Wuͤrde mahlen. Als dich Lucina trug/ beſchloß des Himmels Rath/ Es ſolte dieſer Zweig in einen Baum ſich breiten/ Der ſeiner Blaͤtter Pracht und Gipffel auch von weiten Geb’ allen anzuſchaun: Drauff hat dich Brixen-Stadt Jm freyen Francken-Land ein freyer Ort empfangen/ Als deiner Eltern Pfand/ Troſt/ Hoffen und Verlangen. Das Gluͤcke wiegte dich/ die Tugend war dein Freund/ Die Gottesfurcht dein Zweck; es zeigten ſchon die Minen Wie mit der Zeit dein Geiſt auff hohen Ehren-Buͤhnen Beruͤhmet wuͤrde ſtehn. Gleich wie der Demant ſcheint Noch in der Erden Schoß und herrlich pflegt zu brennen/ So gabſt du auch dein Feur durch Funcken zu erkennen. Drauffrieß ein ſtaͤrcker Zug dich in die weite Welt/ Es war der Jugend Wachs die Weißheit einzudruͤcken/ Es lernte ſich dein Sinn in Menſchen Haͤndel ſchicken; Witz und Erſahrenheit/ die ſich zu dir geſellt/ Durchſchaͤrfften den Verſtand und zierten ihn mit Sitten/ Krafft welcher du gar offt der meiſten Hertz beſtritten. Ein himmliſches Gemuͤth eilt ſeinem Urſprung nach Und ſteiget in die Hoͤh/ verlaͤſt des Poͤfels Schrancken/ Sucht ſeinen Thaten Raum voll feuriger Gedancken; Erſchrickt vor keiner Muͤh/ Gefahr noch Ungemach/ Weiß daß der Tugend Cron durch Schweiß ſey zugewinnen/ Und daß der nichts erlangt/ der nichts nicht wil beginnen. Dich hat Ulyſſens Witz/ O Hochbegluͤckter Greiß! Bey ſchwerer Krieges Zeit gefuͤhrt auff deinen Reiſen/ Wenn hier Brand/ Seuch und Peſt/ dort ein verraͤthriſch Eiſen Die Menſchen weggerafft/ ſo ſchiffte doch dein Fleiß Durch die Charybden hin/ und kam mit gutem Winde An Hafen des Geluͤcks/ der Wolfahrt ihr Gemuͤnde. Noch hat kein Ort der Welt ſo deinen Sinn beſtrickt Als dich die Herrligkeit von Breßlau eingenommen. Es ſolte hier dein Gluͤck zum hoͤchſten Wachsthum kommen/ So hat der Ausgang auch den Vorſatz nie verruͤckt; Die Sorgfalt/ der Verſtand/ die ungemeine Gaben Bemuͤhte Breßlau ſich zum Eigenthum zu haben. Die Mutterkluger Koͤpff’ und Richtſchnur aller Zucht/ Der Weißheit Naͤhrer in iſt dir mit Huld begegnet; Es
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Leichen-Gedichte.
Und dein ſo hoher Ruhm darff keiner Farbe Strahlen/
Er kan ſich von ſich ſelbſt durch eigne Wuͤrde mahlen.
Als dich Lucina trug/ beſchloß des Himmels Rath/
Es ſolte dieſer Zweig in einen Baum ſich breiten/
Der ſeiner Blaͤtter Pracht und Gipffel auch von weiten
Geb’ allen anzuſchaun: Drauff hat dich Brixen-Stadt
Jm freyen Francken-Land ein freyer Ort empfangen/
Als deiner Eltern Pfand/ Troſt/ Hoffen und Verlangen.
Das Gluͤcke wiegte dich/ die Tugend war dein Freund/
Die Gottesfurcht dein Zweck; es zeigten ſchon die Minen
Wie mit der Zeit dein Geiſt auff hohen Ehren-Buͤhnen
Beruͤhmet wuͤrde ſtehn. Gleich wie der Demant ſcheint
Noch in der Erden Schoß und herrlich pflegt zu brennen/
So gabſt du auch dein Feur durch Funcken zu erkennen.
Drauffrieß ein ſtaͤrcker Zug dich in die weite Welt/
Es war der Jugend Wachs die Weißheit einzudruͤcken/
Es lernte ſich dein Sinn in Menſchen Haͤndel ſchicken;
Witz und Erſahrenheit/ die ſich zu dir geſellt/
Durchſchaͤrfften den Verſtand und zierten ihn mit Sitten/
Krafft welcher du gar offt der meiſten Hertz beſtritten.
Ein himmliſches Gemuͤth eilt ſeinem Urſprung nach
Und ſteiget in die Hoͤh/ verlaͤſt des Poͤfels Schrancken/
Sucht ſeinen Thaten Raum voll feuriger Gedancken;
Erſchrickt vor keiner Muͤh/ Gefahr noch Ungemach/
Weiß daß der Tugend Cron durch Schweiß ſey zugewinnen/
Und daß der nichts erlangt/ der nichts nicht wil beginnen.
Dich hat Ulyſſens Witz/ O Hochbegluͤckter Greiß!
Bey ſchwerer Krieges Zeit gefuͤhrt auff deinen Reiſen/
Wenn hier Brand/ Seuch und Peſt/ dort ein verraͤthriſch Eiſen
Die Menſchen weggerafft/ ſo ſchiffte doch dein Fleiß
Durch die Charybden hin/ und kam mit gutem Winde
An Hafen des Geluͤcks/ der Wolfahrt ihr Gemuͤnde.
Noch hat kein Ort der Welt ſo deinen Sinn beſtrickt
Als dich die Herrligkeit von Breßlau eingenommen.
Es ſolte hier dein Gluͤck zum hoͤchſten Wachsthum kommen/
So hat der Ausgang auch den Vorſatz nie verruͤckt;
Die Sorgfalt/ der Verſtand/ die ungemeine Gaben
Bemuͤhte Breßlau ſich zum Eigenthum zu haben.
Die Mutterkluger Koͤpff’ und Richtſchnur aller Zucht/
Der Weißheit Naͤhrer in iſt dir mit Huld begegnet;
Es
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Zitationshilfe: | Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/524>, abgerufen am 25.07.2024. |