Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.Leichen-Gedichte. 11. Lebt Amaranth durchs Wasser wiederSo bald dasselb' ihn nur benetzt. Ach wie viel mehr wird unsre Glieder/ Die in der Erden Schoß versetzt/ Des HErren Geist lebendig machen/ Sein mächtig Athem hauchen an! Daß sie/ wenn Welt und Himmel krachen/ Beschreiten jene Freuden-Bahn. 12. Folgt schönste Nymfen/ folgt der LeichenUnd füget diese Grabschrifft bey: Die Amaranthe so zugleichen War einem Blumen-vollen May; Der Mutter inniglich Ergetzen/ Deß Vatern Augentrost und Licht; Sieht man zwar hier in Sand versetzen/ Doch raubt sie die Verwesung nicht. Auf Hn. S. R. v. P. d. R. hertz-geliebten DEn Himmel eurer Eh' hat Finsternüß bekleidet/Sohnes W. C. v. P. Seel. Absterben/ den 13. Decembr. 1676. Hochedle/ was euch jetzt befällt/ ist nichts als Nacht. Nach dem der liebste Sohn so früh von hinnen scheidet/ Der sich zum Ebenbild der Ahnen schon gemacht. Wenn jetzt ein gantz Gestirn in Stralen-reichen Fackeln Der Schatten schwartzen Flor mit göldnen Funcken stickt/ Und nur ein eintzig Stern gemach fängt an zu wackeln/ Biß den erkranckten Schein die Wolcke gantz erdrückt/ So sehen wir betrübt/ daß so ein Liecht muß fallen/ Das vor der Nächte Zier und helle Leuchte war. Gar viel mehr klagen sie/ Betrübteste vor allen/ Nun ihres Stammes Stern und Liecht liegt auf der Bahr. Denn wie die Sterne sonst den blauen Himmel zieren/ So ziehrt gemeines Heil gewiß der Adelstand. Ja ein Hochedles Blut pflegt Flammen bald zu spüren Die ihrem Ursprung nach dem Himmel sind verwand. Drumb S s s 5
Leichen-Gedichte. 11. Lebt Amaranth durchs Waſſer wiederSo bald daſſelb’ ihn nur benetzt. Ach wie viel mehr wird unſre Glieder/ Die in der Erden Schoß verſetzt/ Des HErren Geiſt lebendig machen/ Sein maͤchtig Athem hauchen an! Daß ſie/ wenn Welt und Himmel krachen/ Beſchreiten jene Freuden-Bahn. 12. Folgt ſchoͤnſte Nymfen/ folgt der LeichenUnd fuͤget dieſe Grabſchrifft bey: Die Amaranthe ſo zugleichen War einem Blumen-vollen May; Der Mutter inniglich Ergetzen/ Deß Vatern Augentroſt und Licht; Sieht man zwar hier in Sand verſetzen/ Doch raubt ſie die Verweſung nicht. Auf Hn. S. R. v. P. d. R. hertz-geliebten DEn Himmel eurer Eh’ hat Finſternuͤß bekleidet/Sohnes W. C. v. P. Seel. Abſterben/ den 13. Decembr. 1676. Hochedle/ was euch jetzt befaͤllt/ iſt nichts als Nacht. Nach dem der liebſte Sohn ſo fruͤh von hinnen ſcheidet/ Der ſich zum Ebenbild der Ahnen ſchon gemacht. Wenn jetzt ein gantz Geſtirn in Stralen-reichen Fackeln Der Schatten ſchwartzen Flor mit goͤldnen Funcken ſtickt/ Und nur ein eintzig Stern gemach faͤngt an zu wackeln/ Biß den erkranckten Schein die Wolcke gantz erdruͤckt/ So ſehen wir betruͤbt/ daß ſo ein Liecht muß fallen/ Das vor der Naͤchte Zier und helle Leuchte war. Gar viel mehr klagen ſie/ Betrübteſte vor allen/ Nun ihres Stammes Stern und Liecht liegt auf der Bahr. Denn wie die Sterne ſonſt den blauen Himmel zieren/ So ziehrt gemeines Heil gewiß der Adelſtand. Ja ein Hochedles Blut pflegt Flammen bald zu ſpuͤren Die ihrem Urſprung nach dem Himmel ſind verwand. Drumb S ſ ſ 5
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0513" n="281"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Leichen-Gedichte.</hi> </fw><lb/> <lg n="11"> <head> <hi rendition="#c">11.</hi> </head><lb/> <l>Lebt Amaranth durchs Waſſer wieder</l><lb/> <l>So bald daſſelb’ ihn nur benetzt.</l><lb/> <l>Ach wie viel mehr wird unſre <hi rendition="#fr">G</hi>lieder/</l><lb/> <l>Die in der Erden Schoß verſetzt/</l><lb/> <l>Des HErren Geiſt lebendig machen/</l><lb/> <l>Sein maͤchtig Athem hauchen an!</l><lb/> <l>Daß ſie/ wenn Welt und Himmel krachen/</l><lb/> <l>Beſchreiten jene Freuden-Bahn.</l> </lg><lb/> <lg n="12"> <head> <hi rendition="#c">12.</hi> </head><lb/> <l>Folgt ſchoͤnſte Nymfen/ folgt der Leichen</l><lb/> <l>Und fuͤget dieſe Grabſchrifft bey:</l><lb/> <l>Die Amaranthe ſo zugleichen</l><lb/> <l>War einem Blumen-vollen May;</l><lb/> <l>Der Mutter inniglich Ergetzen/</l><lb/> <l>Deß Vatern Augentroſt und Licht;</l><lb/> <l>Sieht man zwar hier in Sand verſetzen/</l><lb/> <l>Doch raubt ſie die Verweſung nicht.</l> </lg> </lg><lb/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Auf Hn. S. R. v. P. d. R. hertz-geliebten</hi><lb/> Sohnes W. C. v. P. Seel. Abſterben/ den<lb/> 13. Decembr. 1676.</hi> </head><lb/> <l><hi rendition="#in">D</hi>En Himmel eurer Eh’ hat Finſternuͤß bekleidet/</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">Hochedle/</hi> was euch jetzt befaͤllt/ iſt nichts als Nacht.</l><lb/> <l>Nach dem der liebſte Sohn ſo fruͤh von hinnen ſcheidet/</l><lb/> <l>Der ſich zum Ebenbild der Ahnen ſchon gemacht.</l><lb/> <l>Wenn jetzt ein gantz Geſtirn in Stralen-reichen Fackeln</l><lb/> <l>Der Schatten ſchwartzen Flor mit goͤldnen Funcken ſtickt/</l><lb/> <l>Und nur ein eintzig Stern gemach faͤngt an zu wackeln/</l><lb/> <l>Biß den erkranckten Schein die Wolcke gantz erdruͤckt/</l><lb/> <l>So ſehen wir betruͤbt/ daß ſo ein Liecht muß fallen/</l><lb/> <l>Das vor der Naͤchte Zier und helle Leuchte war.</l><lb/> <l>Gar viel mehr klagen ſie/ <hi rendition="#fr">Betrübteſte</hi> vor allen/</l><lb/> <l>Nun ihres Stammes Stern und Liecht liegt auf der Bahr.</l><lb/> <l>Denn wie die Sterne ſonſt den blauen Himmel zieren/</l><lb/> <l>So ziehrt gemeines Heil gewiß der Adelſtand.</l><lb/> <l>Ja ein Hochedles Blut pflegt Flammen bald zu ſpuͤren</l><lb/> <l>Die ihrem Urſprung nach dem Himmel ſind verwand.</l><lb/> <fw place="bottom" type="sig">S ſ ſ 5</fw> <fw place="bottom" type="catch">Drumb</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [281/0513]
Leichen-Gedichte.
11.
Lebt Amaranth durchs Waſſer wieder
So bald daſſelb’ ihn nur benetzt.
Ach wie viel mehr wird unſre Glieder/
Die in der Erden Schoß verſetzt/
Des HErren Geiſt lebendig machen/
Sein maͤchtig Athem hauchen an!
Daß ſie/ wenn Welt und Himmel krachen/
Beſchreiten jene Freuden-Bahn.
12.
Folgt ſchoͤnſte Nymfen/ folgt der Leichen
Und fuͤget dieſe Grabſchrifft bey:
Die Amaranthe ſo zugleichen
War einem Blumen-vollen May;
Der Mutter inniglich Ergetzen/
Deß Vatern Augentroſt und Licht;
Sieht man zwar hier in Sand verſetzen/
Doch raubt ſie die Verweſung nicht.
Auf Hn. S. R. v. P. d. R. hertz-geliebten
Sohnes W. C. v. P. Seel. Abſterben/ den
13. Decembr. 1676.
DEn Himmel eurer Eh’ hat Finſternuͤß bekleidet/
Hochedle/ was euch jetzt befaͤllt/ iſt nichts als Nacht.
Nach dem der liebſte Sohn ſo fruͤh von hinnen ſcheidet/
Der ſich zum Ebenbild der Ahnen ſchon gemacht.
Wenn jetzt ein gantz Geſtirn in Stralen-reichen Fackeln
Der Schatten ſchwartzen Flor mit goͤldnen Funcken ſtickt/
Und nur ein eintzig Stern gemach faͤngt an zu wackeln/
Biß den erkranckten Schein die Wolcke gantz erdruͤckt/
So ſehen wir betruͤbt/ daß ſo ein Liecht muß fallen/
Das vor der Naͤchte Zier und helle Leuchte war.
Gar viel mehr klagen ſie/ Betrübteſte vor allen/
Nun ihres Stammes Stern und Liecht liegt auf der Bahr.
Denn wie die Sterne ſonſt den blauen Himmel zieren/
So ziehrt gemeines Heil gewiß der Adelſtand.
Ja ein Hochedles Blut pflegt Flammen bald zu ſpuͤren
Die ihrem Urſprung nach dem Himmel ſind verwand.
Drumb
S ſ ſ 5
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |