Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.Glückwünschungs-Gedichte. Doch wil mir fast die Krafft gebrechen/Und Phöbus Huld und Gunst absprechen. Hoch-Edle Frau/ von Trefflichkeiten Der höchsten Tugend außgeziert/ Wie mag ich Opffer zubereiten/ Das meiner Schuldigkeit gebührt? Jch weiß wohl/ daß man Heroinen Nichts schlechtes gab/ sie zu bedienen. Zu dem so müssen kluge Geister Die köstlichsten Lobsprecher seyn. Apollo selbst der Künste Meister Schleust die Vernunfft in Schrancken ein/ Und saget/ daß dergleichen Gaben Auch nicht die Männer-Sinnen haben. Gewiß/ es wird der Neid gestehen/ Daß ihr Verstand dem Himmel gleicht/ Daß ihre Tugend in den Höhen Viel heller als die Sternen leucht. Der Rede Liebligkeit und Zierde Macht Stock und Steinen auch Begierde. Glantz aller schönen Höfligkeiten/ So je die Gratien erdacht/ Wie stlmm ich doch nur meine Seiten/ Daß sie die außerleßne Pracht/ Nach ihrer Würde recht besingeu/ Und angenehme Lieder bringen? Beglückte Frau/ nicht nur vom Stande/ Der die berühmsten Ahnen weiß't. Zier in dem gantzen Meißner-Lande/ So weit die Elbe diß durchfleust; Hoch und Wohledel von Geblüte/ Doch noch viel edler von Gemühte. Was sonst den Weibern karg gegeben/ Daß Schönheit mit Verstand sich paart/ Das siht man hier vollkommen/ eben Auch in der schönsten Töchter Art; Bey denen Witz und Freundligkeiten Stets um die beste Tugend streiten. Es satzte Rom viel Sieges-Zeichen/ Den hochverdienten Fürsten auff. Könt'
Gluͤckwuͤnſchungs-Gedichte. Doch wil mir faſt die Krafft gebrechen/Und Phoͤbus Huld und Gunſt abſprechen. Hoch-Edle Frau/ von Trefflichkeiten Der hoͤchſten Tugend außgeziert/ Wie mag ich Opffer zubereiten/ Das meiner Schuldigkeit gebuͤhrt? Jch weiß wohl/ daß man Heroinen Nichts ſchlechtes gab/ ſie zu bedienen. Zu dem ſo muͤſſen kluge Geiſter Die koͤſtlichſten Lobſprecher ſeyn. Apollo ſelbſt der Kuͤnſte Meiſter Schleuſt die Vernunfft in Schrancken ein/ Und ſaget/ daß dergleichen Gaben Auch nicht die Maͤnner-Sinnen haben. Gewiß/ es wird der Neid geſtehen/ Daß ihr Verſtand dem Himmel gleicht/ Daß ihre Tugend in den Hoͤhen Viel heller als die Sternen leucht. Der Rede Liebligkeit und Zierde Macht Stock und Steinen auch Begierde. Glantz aller ſchoͤnen Hoͤfligkeiten/ So je die Gratien erdacht/ Wie ſtlmm ich doch nur meine Seiten/ Daß ſie die außerleßne Pracht/ Nach ihrer Wuͤrde recht beſingeu/ Und angenehme Lieder bringen? Begluͤckte Frau/ nicht nur vom Stande/ Der die beruͤhmſten Ahnen weiß’t. Zier in dem gantzen Meißner-Lande/ So weit die Elbe diß durchfleuſt; Hoch und Wohledel von Gebluͤte/ Doch noch viel edler von Gemuͤhte. Was ſonſt den Weibern karg gegeben/ Daß Schoͤnheit mit Verſtand ſich paart/ Das ſiht man hier vollkommen/ eben Auch in der ſchoͤnſten Toͤchter Art; Bey denen Witz und Freundligkeiten Stets um die beſte Tugend ſtreiten. Es ſatzte Rom viel Sieges-Zeichen/ Den hochverdienten Fuͤrſten auff. Koͤnt’
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Gluͤckwuͤnſchungs-Gedichte.
Doch wil mir faſt die Krafft gebrechen/
Und Phoͤbus Huld und Gunſt abſprechen.
Hoch-Edle Frau/ von Trefflichkeiten
Der hoͤchſten Tugend außgeziert/
Wie mag ich Opffer zubereiten/
Das meiner Schuldigkeit gebuͤhrt?
Jch weiß wohl/ daß man Heroinen
Nichts ſchlechtes gab/ ſie zu bedienen.
Zu dem ſo muͤſſen kluge Geiſter
Die koͤſtlichſten Lobſprecher ſeyn.
Apollo ſelbſt der Kuͤnſte Meiſter
Schleuſt die Vernunfft in Schrancken ein/
Und ſaget/ daß dergleichen Gaben
Auch nicht die Maͤnner-Sinnen haben.
Gewiß/ es wird der Neid geſtehen/
Daß ihr Verſtand dem Himmel gleicht/
Daß ihre Tugend in den Hoͤhen
Viel heller als die Sternen leucht.
Der Rede Liebligkeit und Zierde
Macht Stock und Steinen auch Begierde.
Glantz aller ſchoͤnen Hoͤfligkeiten/
So je die Gratien erdacht/
Wie ſtlmm ich doch nur meine Seiten/
Daß ſie die außerleßne Pracht/
Nach ihrer Wuͤrde recht beſingeu/
Und angenehme Lieder bringen?
Begluͤckte Frau/ nicht nur vom Stande/
Der die beruͤhmſten Ahnen weiß’t.
Zier in dem gantzen Meißner-Lande/
So weit die Elbe diß durchfleuſt;
Hoch und Wohledel von Gebluͤte/
Doch noch viel edler von Gemuͤhte.
Was ſonſt den Weibern karg gegeben/
Daß Schoͤnheit mit Verſtand ſich paart/
Das ſiht man hier vollkommen/ eben
Auch in der ſchoͤnſten Toͤchter Art;
Bey denen Witz und Freundligkeiten
Stets um die beſte Tugend ſtreiten.
Es ſatzte Rom viel Sieges-Zeichen/
Den hochverdienten Fuͤrſten auff.
Koͤnt’
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Zitationshilfe: | Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/44>, abgerufen am 24.07.2024. |