Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.Leichen-Gedichte. Jetzt soll sein Trauer-Hauß umbgeben/Und aller Trost fällt von der Seit. 9. Jedoch ihm ist der Bau der Erden/Und unser Hingang wol bekand. Muß Erd' und Himmel Asche werden/ Was hat denn ewigen Bestand? Sein unerschrocknes Hertz und Sinnen/ Jn Noth und Unfall höchst bewehrt/ Die werden hier auch schliessen können/ Daß bloß der Tod den Leib verzehrt. 10. Sein Leid wird auch die Zeit verbindenGedult legt alle Schmertzen hin. So wird er auch im Pindus finden Was tröstet den betrübten Sinn: Er kan mit den gelehrten Büchern/ Darauff die Nach-Welt sehnlich hofft/ Sich eines steten Ruhms versichern/ Und trotzen Libitinens Grufft. 11. Er hat so vielen längst gegebenDas Kleinod der Unsterbligkeit. Und wo nur ewig bleibet leben Was der Poeten Feder schreibt; So wird er mehr als Orpheus preisen Der Abgelebten Tugend-Lauff/ Und/ seine Liebe zu erweisen/ Jhr ein Gedächtnüß setzen auff. 12. Mnemosyne und das GeschwisterDer drey-gedritten Musen-Schaar/ Setzt ihren Ruhm ins Zeit-Register/ Apollo krönt die schwartze Bahr Mit unverwelckten Leid-Cypressen/ Und setzet dieses Zeugnüß bey/ Daß ihre Tugend nicht vergessen/ Noch/ wie der Leib/ begraben sey. Die
Leichen-Gedichte. Jetzt ſoll ſein Trauer-Hauß umbgeben/Und aller Troſt faͤllt von der Seit. 9. Jedoch ihm iſt der Bau der Erden/Und unſer Hingang wol bekand. Muß Erd’ und Himmel Aſche werden/ Was hat denn ewigen Beſtand? Sein unerſchrocknes Hertz und Sinnen/ Jn Noth und Unfall hoͤchſt bewehrt/ Die werden hier auch ſchlieſſen koͤnnen/ Daß bloß der Tod den Leib verzehrt. 10. Sein Leid wird auch die Zeit verbindenGedult legt alle Schmertzen hin. So wird er auch im Pindus finden Was troͤſtet den betruͤbten Sinn: Er kan mit den gelehrten Buͤchern/ Darauff die Nach-Welt ſehnlich hofft/ Sich eines ſteten Ruhms verſichern/ Und trotzen Libitinens Grufft. 11. Er hat ſo vielen laͤngſt gegebenDas Kleinod der Unſterbligkeit. Und wo nur ewig bleibet leben Was der Poeten Feder ſchreibt; So wird er mehr als Orpheus preiſen Der Abgelebten Tugend-Lauff/ Und/ ſeine Liebe zu erweiſen/ Jhr ein Gedaͤchtnuͤß ſetzen auff. 12. Mnemoſyne und das GeſchwiſterDer drey-gedritten Muſen-Schaar/ Setzt ihren Ruhm ins Zeit-Regiſter/ Apollo kroͤnt die ſchwartze Bahr Mit unverwelckten Leid-Cypreſſen/ Und ſetzet dieſes Zeugnuͤß bey/ Daß ihre Tugend nicht vergeſſen/ Noch/ wie der Leib/ begraben ſey. Die
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Leichen-Gedichte.
Jetzt ſoll ſein Trauer-Hauß umbgeben/
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9.
Jedoch ihm iſt der Bau der Erden/
Und unſer Hingang wol bekand.
Muß Erd’ und Himmel Aſche werden/
Was hat denn ewigen Beſtand?
Sein unerſchrocknes Hertz und Sinnen/
Jn Noth und Unfall hoͤchſt bewehrt/
Die werden hier auch ſchlieſſen koͤnnen/
Daß bloß der Tod den Leib verzehrt.
10.
Sein Leid wird auch die Zeit verbinden
Gedult legt alle Schmertzen hin.
So wird er auch im Pindus finden
Was troͤſtet den betruͤbten Sinn:
Er kan mit den gelehrten Buͤchern/
Darauff die Nach-Welt ſehnlich hofft/
Sich eines ſteten Ruhms verſichern/
Und trotzen Libitinens Grufft.
11.
Er hat ſo vielen laͤngſt gegeben
Das Kleinod der Unſterbligkeit.
Und wo nur ewig bleibet leben
Was der Poeten Feder ſchreibt;
So wird er mehr als Orpheus preiſen
Der Abgelebten Tugend-Lauff/
Und/ ſeine Liebe zu erweiſen/
Jhr ein Gedaͤchtnuͤß ſetzen auff.
12.
Mnemoſyne und das Geſchwiſter
Der drey-gedritten Muſen-Schaar/
Setzt ihren Ruhm ins Zeit-Regiſter/
Apollo kroͤnt die ſchwartze Bahr
Mit unverwelckten Leid-Cypreſſen/
Und ſetzet dieſes Zeugnuͤß bey/
Daß ihre Tugend nicht vergeſſen/
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