Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.Glückwünschungs-Gedichte. Dem Jupiter geweyht/ kan aus den Lorber-ZweigenEin unverwelckter Ruhm noch bey der Nach-Welt steigen: Bekrönt den Fabins ein ewiges Gericht/ Und muß noch African aus dem Metalle blitzen/ Wenn Brutus wil sein Blut vors Vater-Land verspritzen/ Wenn Cato standhafft bleibt der Weißheit Bild und Licht: Lebt der Marcellus noch/ und blüht in den Gemühtern/ Steht des Augustus Bild frey von den Ungewittern/ Und stirbt die Tugend nicht/ wie sie nicht sterben kan; Veraltert nie ihr Glantz/ vergehn nie ihre Straalen/ Darff unsre Vor-Welt nicht nur tapfre Helden mahlen/ Jst auch zu unser Zeit was grosses je gethan/ So heist es Schuld und Pflicht/ daß man erlauchten Seelen Zum Denckmal Stein und Ertz und Marmel aus-sol hölen. Denn das ist je gewiß/ daß eine größre Macht Gemeinem Heil zu Nutz auch grosse Geister schicket/ Dieselben mit Verstand und seltner Weißheit schmücket/ Daß vor das Vater-Land ihr munter Auge wacht/ Und der Gedancken Ziel nur eintzig dahin gehet/ Damit das Regimentin schönster Blüte stehet. Was aber misch ich viel von frembden Thaten ein? Zeugt unser Breßlau nicht/ der Brunnquell der Gesetze Und Spiegel guter Zucht/ hierinnen seine Schätze/ (Wo Staats-erfahrne Leut auch so zu nennen seyn:) Kan unser Haupt der Stadt wie Solon sich nicht weisen? Und sol man es nicht mehr als den Lycurgus preisen? Rom hat offt seinem Raht viel Säulen auffgericht/ Und so der Danckbarkeit Kennzeichen hinterlassen. Höchstwerthester Patron/ dergleichen Schluß zu fassen Jst zwar der Wille da/ doch das Vollbringen nicht. Jch kan nicht Mentors Hand/ nicht Zeuxis Pinsel führen/ Die wusten jedes Ding mit Leben außzuzieren. Ein schlechtes Lorber-Blat/ das mir Apollo giebt/ Mecaenas unsrer Zeit/ leg ich zu seinen Füssen; Weil aus des Himmels Gunst Er diesen Tag kan grüssen/ Der seinen Namen führt/ und den ein jeder liebt Als selbst sein eigen Licht; darob die Stadt sich freuet/ Weil durch ihr Haupt zugleich ihr Leben wird verneuet. Zwar wünscht' ich mir ein Lied/ das nach dem Himmel schmeckt/ Und
Gluͤckwuͤnſchungs-Gedichte. Dem Jupiter geweyht/ kan aus den Lorber-ZweigenEin unverwelckter Ruhm noch bey der Nach-Welt ſteigen: Bekroͤnt den Fabins ein ewiges Gericht/ Und muß noch African aus dem Metalle blitzen/ Wenn Brutus wil ſein Blut vors Vater-Land verſpritzen/ Wenn Cato ſtandhafft bleibt der Weißheit Bild und Licht: Lebt der Marcellus noch/ und bluͤht in den Gemuͤhtern/ Steht des Auguſtus Bild frey von den Ungewittern/ Und ſtirbt die Tugend nicht/ wie ſie nicht ſterben kan; Veraltert nie ihr Glantz/ vergehn nie ihre Straalen/ Darff unſre Vor-Welt nicht nur tapfre Helden mahlen/ Jſt auch zu unſer Zeit was groſſes je gethan/ So heiſt es Schuld und Pflicht/ daß man erlauchten Seelen Zum Denckmal Stein und Ertz und Marmel aus-ſol hoͤlen. Denn das iſt je gewiß/ daß eine groͤßre Macht Gemeinem Heil zu Nutz auch groſſe Geiſter ſchicket/ Dieſelben mit Verſtand und ſeltner Weißheit ſchmuͤcket/ Daß vor das Vater-Land ihr munter Auge wacht/ Und der Gedancken Ziel nur eintzig dahin gehet/ Damit das Regimentin ſchoͤnſter Bluͤte ſtehet. Was aber miſch ich viel von frembden Thaten ein? Zeugt unſer Breßlau nicht/ der Brunnquell der Geſetze Und Spiegel guter Zucht/ hierinnen ſeine Schaͤtze/ (Wo Staats-erfahrne Leut auch ſo zu nennen ſeyn:) Kan unſer Haupt der Stadt wie Solon ſich nicht weiſen? Und ſol man es nicht mehr als den Lycurgus preiſen? Rom hat offt ſeinem Raht viel Saͤulen auffgericht/ Und ſo der Danckbarkeit Kennzeichen hinterlaſſen. Hoͤchſtwertheſter Patron/ dergleichen Schluß zu faſſen Jſt zwar der Wille da/ doch das Vollbringen nicht. Jch kan nicht Mentors Hand/ nicht Zeuxis Pinſel fuͤhren/ Die wuſten jedes Ding mit Leben außzuzieren. Ein ſchlechtes Lorber-Blat/ das mir Apollo giebt/ Mecænas unſrer Zeit/ leg ich zu ſeinen Fuͤſſen; Weil aus des Himmels Gunſt Er dieſen Tag kan gruͤſſen/ Der ſeinen Namen fuͤhrt/ und den ein jeder liebt Als ſelbſt ſein eigen Licht; darob die Stadt ſich freuet/ Weil durch ihr Haupt zugleich ihr Leben wird verneuet. Zwar wuͤnſcht’ ich mir ein Lied/ das nach dem Himmel ſchmeckt/ Und
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Gluͤckwuͤnſchungs-Gedichte.
Dem Jupiter geweyht/ kan aus den Lorber-Zweigen
Ein unverwelckter Ruhm noch bey der Nach-Welt ſteigen:
Bekroͤnt den Fabins ein ewiges Gericht/
Und muß noch African aus dem Metalle blitzen/
Wenn Brutus wil ſein Blut vors Vater-Land verſpritzen/
Wenn Cato ſtandhafft bleibt der Weißheit Bild und Licht:
Lebt der Marcellus noch/ und bluͤht in den Gemuͤhtern/
Steht des Auguſtus Bild frey von den Ungewittern/
Und ſtirbt die Tugend nicht/ wie ſie nicht ſterben kan;
Veraltert nie ihr Glantz/ vergehn nie ihre Straalen/
Darff unſre Vor-Welt nicht nur tapfre Helden mahlen/
Jſt auch zu unſer Zeit was groſſes je gethan/
So heiſt es Schuld und Pflicht/ daß man erlauchten Seelen
Zum Denckmal Stein und Ertz und Marmel aus-ſol hoͤlen.
Denn das iſt je gewiß/ daß eine groͤßre Macht
Gemeinem Heil zu Nutz auch groſſe Geiſter ſchicket/
Dieſelben mit Verſtand und ſeltner Weißheit ſchmuͤcket/
Daß vor das Vater-Land ihr munter Auge wacht/
Und der Gedancken Ziel nur eintzig dahin gehet/
Damit das Regimentin ſchoͤnſter Bluͤte ſtehet.
Was aber miſch ich viel von frembden Thaten ein?
Zeugt unſer Breßlau nicht/ der Brunnquell der Geſetze
Und Spiegel guter Zucht/ hierinnen ſeine Schaͤtze/
(Wo Staats-erfahrne Leut auch ſo zu nennen ſeyn:)
Kan unſer Haupt der Stadt wie Solon ſich nicht weiſen?
Und ſol man es nicht mehr als den Lycurgus preiſen?
Rom hat offt ſeinem Raht viel Saͤulen auffgericht/
Und ſo der Danckbarkeit Kennzeichen hinterlaſſen.
Hoͤchſtwertheſter Patron/ dergleichen Schluß zu faſſen
Jſt zwar der Wille da/ doch das Vollbringen nicht.
Jch kan nicht Mentors Hand/ nicht Zeuxis Pinſel fuͤhren/
Die wuſten jedes Ding mit Leben außzuzieren.
Ein ſchlechtes Lorber-Blat/ das mir Apollo giebt/
Mecænas unſrer Zeit/ leg ich zu ſeinen Fuͤſſen;
Weil aus des Himmels Gunſt Er dieſen Tag kan gruͤſſen/
Der ſeinen Namen fuͤhrt/ und den ein jeder liebt
Als ſelbſt ſein eigen Licht; darob die Stadt ſich freuet/
Weil durch ihr Haupt zugleich ihr Leben wird verneuet.
Zwar wuͤnſcht’ ich mir ein Lied/ das nach dem Himmel
ſchmeckt/
Und
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Zitationshilfe: | Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/31>, abgerufen am 24.07.2024. |