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Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.

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Hochzeit-Gedichte.
Sie wird nicht Feinden sein mißgönnen unsrem lieben/
Als die vor alles schätzt des Adels Sonnen-Blum.
Sie hat es auch verdient durch ihre Sorg' und Treue
Daß mit Gehorsam sie der Kinder Pflicht erfreue.
Nur schönste Gärtnerin/ schau was der Himmel schafft.
Wie herrlich ist nicht sonst bey aller Welt gepriesen
Der Sitz der Lustbarkeit/ die Felder in Elysen/
Wo aus den Felsen schwitzt ein ewig Nectar-Safft.
Wo stets der West-Wind spilt/ wo nie die Blumen sterben/
Wo ieder Baum ist Gold/ die edlen Steine Scherben.
Die sag ich sind berühmt durch der Poeten Mund.
Noch dennoch gleichen sie nicht unsern Sommer-Feldern:
Die Venus schämt sich selbst mit ihren Myrthen-Wäldern.
Und ob Alcinoens sein Garten prächtig stund
Zum Wunderwerck der Zeit/ und ob gleich Pomerantzen
Selbst die Hesperides von klarem Golde pflantzen.
So sind sie Schatten-Werck für unserm Paradiß/
Das Chloris du mir baust/ die allerreinsten Lilgen
Stehn Schatz auff deiner Brust/ die nicht der Wind vertilgen
Der Winter tödten kan/ und das ist wol gewiß
Daß dein Mund lieblicher denn Amber und Violen/
Die Nelcken wollen hier Schmuck/ Farb und Anmuth holen.
Es wurtzelt reine Treu in deiner keuschen Seel'
Es käumet Freundligkeit aus Reden und Geberden.
Ach solt ich nicht wie Wachs und Oele fliessend werden!
Eh muß bedecken mich des düstern Grabes-Höl/
Als daß ich deine Gunst nicht für mein Kleinod schätze/
Und dir das Hertze hier zum Unterpfand versetze.
Komm Blumen-Göttin komm/ komm Chloris dein-Adon
Eilt dich zu bitten aus/ so bald nur diß geschehen
Sol man drauff unser Hertz und Hand verknüpffet sehen.
Wie aber/ hören wir nicht einen Freuden-Thon
Der Wünsche? wollen uns nicht bald mit Rosenbetten
Das kleine Liebes-Volck/ die nackten Amouretten.
Die
K k
Hochzeit-Gedichte.
Sie wird nicht Feinden ſein mißgoͤnnen unſrem lieben/
Als die vor alles ſchaͤtzt des Adels Sonnen-Blum.
Sie hat es auch verdient durch ihre Sorg’ und Treue
Daß mit Gehorſam ſie der Kinder Pflicht erfreue.
Nur ſchoͤnſte Gaͤrtnerin/ ſchau was der Himmel ſchafft.
Wie herrlich iſt nicht ſonſt bey aller Welt geprieſen
Der Sitz der Luſtbarkeit/ die Felder in Elyſen/
Wo aus den Felſen ſchwitzt ein ewig Nectar-Safft.
Wo ſtets der Weſt-Wind ſpilt/ wo nie die Blumen ſterben/
Wo ieder Baum iſt Gold/ die edlen Steine Scherben.
Die ſag ich ſind beruͤhmt durch der Poeten Mund.
Noch dennoch gleichen ſie nicht unſern Sommer-Feldern:
Die Venus ſchaͤmt ſich ſelbſt mit ihren Myrthen-Waͤldern.
Und ob Alcinoens ſein Garten praͤchtig ſtund
Zum Wunderwerck der Zeit/ und ob gleich Pomerantzen
Selbſt die Heſperides von klarem Golde pflantzen.
So ſind ſie Schatten-Werck fuͤr unſerm Paradiß/
Das Chloris du mir bauſt/ die allerreinſten Lilgen
Stehn Schatz auff deiner Bruſt/ die nicht der Wind vertilgen
Der Winter toͤdten kan/ und das iſt wol gewiß
Daß dein Mund lieblicher denn Amber und Violen/
Die Nelcken wollen hier Schmuck/ Farb und Anmuth holen.
Es wurtzelt reine Treu in deiner keuſchen Seel’
Es kaͤumet Freundligkeit aus Reden und Geberden.
Ach ſolt ich nicht wie Wachs und Oele flieſſend werden!
Eh muß bedecken mich des duͤſtern Grabes-Hoͤl/
Als daß ich deine Gunſt nicht fuͤr mein Kleinod ſchaͤtze/
Und dir das Hertze hier zum Unterpfand verſetze.
Komm Blumen-Goͤttin komm/ komm Chloris dein-Adon
Eilt dich zu bitten aus/ ſo bald nur diß geſchehen
Sol man drauff unſer Hertz und Hand verknuͤpffet ſehen.
Wie aber/ hoͤren wir nicht einen Freuden-Thon
Der Wuͤnſche? wollen uns nicht bald mit Roſenbetten
Das kleine Liebes-Volck/ die nackten Amouretten.
Die
K k
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[145/0219] Hochzeit-Gedichte. Sie wird nicht Feinden ſein mißgoͤnnen unſrem lieben/ Als die vor alles ſchaͤtzt des Adels Sonnen-Blum. Sie hat es auch verdient durch ihre Sorg’ und Treue Daß mit Gehorſam ſie der Kinder Pflicht erfreue. Nur ſchoͤnſte Gaͤrtnerin/ ſchau was der Himmel ſchafft. Wie herrlich iſt nicht ſonſt bey aller Welt geprieſen Der Sitz der Luſtbarkeit/ die Felder in Elyſen/ Wo aus den Felſen ſchwitzt ein ewig Nectar-Safft. Wo ſtets der Weſt-Wind ſpilt/ wo nie die Blumen ſterben/ Wo ieder Baum iſt Gold/ die edlen Steine Scherben. Die ſag ich ſind beruͤhmt durch der Poeten Mund. Noch dennoch gleichen ſie nicht unſern Sommer-Feldern: Die Venus ſchaͤmt ſich ſelbſt mit ihren Myrthen-Waͤldern. Und ob Alcinoens ſein Garten praͤchtig ſtund Zum Wunderwerck der Zeit/ und ob gleich Pomerantzen Selbſt die Heſperides von klarem Golde pflantzen. So ſind ſie Schatten-Werck fuͤr unſerm Paradiß/ Das Chloris du mir bauſt/ die allerreinſten Lilgen Stehn Schatz auff deiner Bruſt/ die nicht der Wind vertilgen Der Winter toͤdten kan/ und das iſt wol gewiß Daß dein Mund lieblicher denn Amber und Violen/ Die Nelcken wollen hier Schmuck/ Farb und Anmuth holen. Es wurtzelt reine Treu in deiner keuſchen Seel’ Es kaͤumet Freundligkeit aus Reden und Geberden. Ach ſolt ich nicht wie Wachs und Oele flieſſend werden! Eh muß bedecken mich des duͤſtern Grabes-Hoͤl/ Als daß ich deine Gunſt nicht fuͤr mein Kleinod ſchaͤtze/ Und dir das Hertze hier zum Unterpfand verſetze. Komm Blumen-Goͤttin komm/ komm Chloris dein-Adon Eilt dich zu bitten aus/ ſo bald nur diß geſchehen Sol man drauff unſer Hertz und Hand verknuͤpffet ſehen. Wie aber/ hoͤren wir nicht einen Freuden-Thon Der Wuͤnſche? wollen uns nicht bald mit Roſenbetten Das kleine Liebes-Volck/ die nackten Amouretten. Die K k

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Zitationshilfe: Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/219>, abgerufen am 28.11.2024.