Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.Hochzeit-Gedichte. Denn bringt er ihr mit List noch die Bein-Taschen bey/Die Handschuch/ daß sie frey vor Stich und Wunden sey. Es war nun Sylvia in Krieges-Gott verkehret/ Die eiserne Gestalt erschrecklich anzuschauen/ Dem Liebreitz wolte selbst für dieser Wandlung graun/ Als sie auf seinen Leib die Pickque zugekehret; Und der Rubinen-Mund der vor nur Rosen bließ/ Glamm itzt voll Rach und Zorn wenn er sein Feuer wieß. Cupido wie er pflegt hat sich drauf fort geschwungen/ Schreyt durch die freye Lufft: Triumph ich bin vergnügt/ Triumph! denn Sylviens ihr Hertz ist nun besiegt/ Triumph! denn meine List ist abermahl gelungen. Jch eil' ich eil ich eil in meiner Mutter Schoß/ Damit ichs melden kan/ der Sieg ist schön und groß! Unfern gieng Siegersdorf/ den wir Adonis nennen/ Und hörte durch die Lufft diß schallende Geschrey: Ach! sprach er dieser Post meß ich nicht Glauben bey/ Es weiß der Himmel wol mein lieben und mein brennen/ Und daß die Sylvia in Adern und Gebein/ Mit mehr als Diamant mir ist gepräget ein. Weil aber nimmermehr ihr Hertze zu erweichen/ Weil keine gegen-Gunst auß ihrer Seelen rinnt/ Eh noch die Lachesis den Faden mir abspinnt/ Such ich den Krieg wie vor/ da wünsch ich zuerbleichen. Mir sol noch Blitz noch Bley so schäd- und schrecklich seyn/ Als die umb Sylvien erdulte Liebes-Pein. Es suchet drauf Adon in allen Ort und Enden/ Wo Mars zu Felde rufft und seine Fahne schwingt. Als ihn ein starcker Zug in diese Gegend bringt/ Wohin sich Sylvia spatzirend pflag zu wenden. Er trifft auch gleich den Ort/ und findt den er erkiest/ Die Sylvie verstellt/ daß sie dem Mars gleich ist. Beherrscher aller Welt/ und Geber aller Siege! Jch falle dir zu Fuß/ so fieng er bebend an/ Du kennst ja deinen Sohn/ biß mir doch zugethan/ Mein Schluß ist Eisen-fest ich folge deinem Kriege/ Schreib mich doch in die Roll' als wie vor diesem ein/ Es soll der Feinde Blut mein schönster Purpur seyn. Jch habe mich nunmehr der Dienstbarkeit entrissen/ Die Lieb ist meinem Ohr ein harter Donnerschlag. Da G g 5
Hochzeit-Gedichte. Denn bringt er ihr mit Liſt noch die Bein-Taſchen bey/Die Handſchuch/ daß ſie frey vor Stich und Wunden ſey. Es war nun Sylvia in Krieges-Gott verkehret/ Die eiſerne Geſtalt erſchrecklich anzuſchauen/ Dem Liebreitz wolte ſelbſt fuͤr dieſer Wandlung graun/ Als ſie auf ſeinen Leib die Pickque zugekehret; Und der Rubinen-Mund der vor nur Roſen bließ/ Glamm itzt voll Rach und Zorn wenn er ſein Feuer wieß. Cupido wie er pflegt hat ſich drauf fort geſchwungen/ Schreyt durch die freye Lufft: Triumph ich bin vergnuͤgt/ Triumph! denn Sylviens ihr Hertz iſt nun beſiegt/ Triumph! denn meine Liſt iſt abermahl gelungen. Jch eil’ ich eil ich eil in meiner Mutter Schoß/ Damit ichs melden kan/ der Sieg iſt ſchoͤn und groß! Unfern gieng Siegersdorf/ den wir Adonis nennen/ Und hoͤrte durch die Lufft diß ſchallende Geſchrey: Ach! ſprach er dieſer Poſt meß ich nicht Glauben bey/ Es weiß der Himmel wol mein lieben und mein brennen/ Und daß die Sylvia in Adern und Gebein/ Mit mehr als Diamant mir iſt gepraͤget ein. Weil aber nimmermehr ihr Hertze zu erweichen/ Weil keine gegen-Gunſt auß ihrer Seelen rinnt/ Eh noch die Lacheſis den Faden mir abſpinnt/ Such ich den Krieg wie vor/ da wuͤnſch ich zuerbleichen. Mir ſol noch Blitz noch Bley ſo ſchaͤd- und ſchrecklich ſeyn/ Als die umb Sylvien erdulte Liebes-Pein. Es ſuchet drauf Adon in allen Ort und Enden/ Wo Mars zu Felde rufft und ſeine Fahne ſchwingt. Als ihn ein ſtarcker Zug in dieſe Gegend bringt/ Wohin ſich Sylvia ſpatzirend pflag zu wenden. Er trifft auch gleich den Ort/ und findt den er erkieſt/ Die Sylvie verſtellt/ daß ſie dem Mars gleich iſt. Beherꝛſcher aller Welt/ und Geber aller Siege! Jch falle dir zu Fuß/ ſo fieng er bebend an/ Du kennſt ja deinen Sohn/ biß mir doch zugethan/ Mein Schluß iſt Eiſen-feſt ich folge deinem Kriege/ Schreib mich doch in die Roll’ als wie vor dieſem ein/ Es ſoll der Feinde Blut mein ſchoͤnſter Purpur ſeyn. Jch habe mich nunmehr der Dienſtbarkeit entriſſen/ Die Lieb iſt meinem Ohr ein harter Donnerſchlag. Da G g 5
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Hochzeit-Gedichte.
Denn bringt er ihr mit Liſt noch die Bein-Taſchen bey/
Die Handſchuch/ daß ſie frey vor Stich und Wunden ſey.
Es war nun Sylvia in Krieges-Gott verkehret/
Die eiſerne Geſtalt erſchrecklich anzuſchauen/
Dem Liebreitz wolte ſelbſt fuͤr dieſer Wandlung graun/
Als ſie auf ſeinen Leib die Pickque zugekehret;
Und der Rubinen-Mund der vor nur Roſen bließ/
Glamm itzt voll Rach und Zorn wenn er ſein Feuer wieß.
Cupido wie er pflegt hat ſich drauf fort geſchwungen/
Schreyt durch die freye Lufft: Triumph ich bin vergnuͤgt/
Triumph! denn Sylviens ihr Hertz iſt nun beſiegt/
Triumph! denn meine Liſt iſt abermahl gelungen.
Jch eil’ ich eil ich eil in meiner Mutter Schoß/
Damit ichs melden kan/ der Sieg iſt ſchoͤn und groß!
Unfern gieng Siegersdorf/ den wir Adonis nennen/
Und hoͤrte durch die Lufft diß ſchallende Geſchrey:
Ach! ſprach er dieſer Poſt meß ich nicht Glauben bey/
Es weiß der Himmel wol mein lieben und mein brennen/
Und daß die Sylvia in Adern und Gebein/
Mit mehr als Diamant mir iſt gepraͤget ein.
Weil aber nimmermehr ihr Hertze zu erweichen/
Weil keine gegen-Gunſt auß ihrer Seelen rinnt/
Eh noch die Lacheſis den Faden mir abſpinnt/
Such ich den Krieg wie vor/ da wuͤnſch ich zuerbleichen.
Mir ſol noch Blitz noch Bley ſo ſchaͤd- und ſchrecklich ſeyn/
Als die umb Sylvien erdulte Liebes-Pein.
Es ſuchet drauf Adon in allen Ort und Enden/
Wo Mars zu Felde rufft und ſeine Fahne ſchwingt.
Als ihn ein ſtarcker Zug in dieſe Gegend bringt/
Wohin ſich Sylvia ſpatzirend pflag zu wenden.
Er trifft auch gleich den Ort/ und findt den er erkieſt/
Die Sylvie verſtellt/ daß ſie dem Mars gleich iſt.
Beherꝛſcher aller Welt/ und Geber aller Siege!
Jch falle dir zu Fuß/ ſo fieng er bebend an/
Du kennſt ja deinen Sohn/ biß mir doch zugethan/
Mein Schluß iſt Eiſen-feſt ich folge deinem Kriege/
Schreib mich doch in die Roll’ als wie vor dieſem ein/
Es ſoll der Feinde Blut mein ſchoͤnſter Purpur ſeyn.
Jch habe mich nunmehr der Dienſtbarkeit entriſſen/
Die Lieb iſt meinem Ohr ein harter Donnerſchlag.
Da
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