Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.Hochzeit-Gedichte. Auf die P. und W. Hochzeit 26. Febr. 1669. DJe Venus ließ ein Mahl auffs prächtigste bereiten/Cupido solte da der Jungfern Marschalck seyn; Bald henckt der kleine Schalck den Köcher an die Seiten/ Und ladet hier und dort die schönen Nimfen ein: Er sagte/ werthes Volck/ des Himmels Meister-Stücke/ Jhr Edelsten Geschöpff/ und Wunder dieser Welt/ Seht welch ein Freuden-Schein durch milde Gnaden-Blicke/ Von meiner Mutter Gunst auff eure Scheitel fällt. Sie hat ein Fest der Lust höchst-feyrlich angesetzet/ Das eure Gegenwart noch angenehmer macht. Was nur ersinnlich ist/ das euch durchaus ergetzet/ Wird da in einem Kreis als wie zusammen bracht/ Die Tafel ist bestellt mit auserlesnen Speisen/ Jhr habt da Götter-Brodt und lauter Nectar-Wein. Was meine Pflicht betrifft/ wil ich mich so erweisen/ Daß jeder sagen kan/ Cupido macht es fein. Alleine last euch diß zu einer Warnung dienen/ Je schöner ihr geziert/ je höher man euch rühmt. Wo ihr/ wie Sonnen/ kommt in Schmuck und Pracht geschienen/ Und daß der gantze Leib mit Sternen überblühmt/ So wird der Venus Aug' euch mit Vergnügung schauen. Ja daß zum Uberfluß an Zierath nichts gebricht/ (Wo ihr nur anders wollt auch meinen Worten trauen/) Urtheilet unter euch der Farben Nacht und Licht. Drauff schloß der Hertzens-Dieb/ als ihm das Frauen-Zimmer Einhellig Antwort gab: er/ als der liebste Sohn/ Verstünde witziger der Farben Glantz und Schimmer/ Sie hofften treuen Rath und Unterricht davon. Der Purpur deckte nur der Venus Perlen-Glieder/ Sie wolten Nimfen und nicht gleich den Göttern seyn. Den Seiden-reichen Sammt beliebte nicht ein jeder/ Offt geb' ein andrer Zeug den allerbesten Schein. Wol/ sprach der Flügel-Schütz/ ihr Blumen zarter Jahre/ So viel als Blumen in dem güldnen Lentzen stehn/ So viel erwehlt euch von der Farben Art und Wahre/ Jhr solt zu Tantz und Spiel gemahlt wie Bilder gehn. Ach angenehmer Schluß! jedwede ward erfreuet; Das Liebens-werthe Volck hebt einen Wett-Streit an. Die C c 2
Hochzeit-Gedichte. Auf die P. und W. Hochzeit 26. Febr. 1669. DJe Venus ließ ein Mahl auffs praͤchtigſte bereiten/Cupido ſolte da der Jungfern Marſchalck ſeyn; Bald henckt der kleine Schalck den Koͤcher an die Seitẽ/ Und ladet hier und dort die ſchoͤnen Nimfen ein: Er ſagte/ werthes Volck/ des Himmels Meiſter-Stuͤcke/ Jhr Edelſten Geſchoͤpff/ und Wunder dieſer Welt/ Seht welch ein Freuden-Schein durch milde Gnaden-Blicke/ Von meiner Mutter Gunſt auff eure Scheitel faͤllt. Sie hat ein Feſt der Luſt hoͤchſt-feyrlich angeſetzet/ Das eure Gegenwart noch angenehmer macht. Was nur erſinnlich iſt/ das euch durchaus ergetzet/ Wird da in einem Kreis als wie zuſammen bracht/ Die Tafel iſt beſtellt mit auserleſnen Speiſen/ Jhr habt da Goͤtter-Brodt und lauter Nectar-Wein. Was meine Pflicht betrifft/ wil ich mich ſo erweiſen/ Daß jeder ſagen kan/ Cupido macht es fein. Alleine laſt euch diß zu einer Warnung dienen/ Je ſchoͤner ihr geziert/ je hoͤher man euch ruͤhmt. Wo ihr/ wie Sonnen/ kom̃t in Schmuck und Pracht geſchienen/ Und daß der gantze Leib mit Sternen uͤberbluͤhmt/ So wird der Venus Aug’ euch mit Vergnuͤgung ſchauen. Ja daß zum Uberfluß an Zierath nichts gebricht/ (Wo ihr nur anders wollt auch meinen Worten trauen/) Urtheilet unter euch der Farben Nacht und Licht. Drauff ſchloß der Hertzens-Dieb/ als ihm das Frauen-Zimmer Einhellig Antwort gab: er/ als der liebſte Sohn/ Verſtuͤnde witziger der Farben Glantz und Schimmer/ Sie hofften treuen Rath und Unterricht davon. Der Purpur deckte nur der Venus Perlen-Glieder/ Sie wolten Nimfen und nicht gleich den Goͤttern ſeyn. Den Seiden-reichen Sammt beliebte nicht ein jeder/ Offt geb’ ein andrer Zeug den allerbeſten Schein. Wol/ ſprach der Fluͤgel-Schuͤtz/ ihr Blumen zarter Jahre/ So viel als Blumen in dem guͤldnen Lentzen ſtehn/ So viel erwehlt euch von der Farben Art und Wahre/ Jhr ſolt zu Tantz und Spiel gemahlt wie Bilder gehn. Ach angenehmer Schluß! jedwede ward erfreuet; Das Liebens-werthe Volck hebt einen Wett-Streit an. Die C c 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0109" n="35"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Hochzeit-Gedichte.</hi> </fw><lb/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Auf die P. und W. Hochzeit 26. Febr. 1669.</hi> </hi> </head><lb/> <l><hi rendition="#in">D</hi>Je Venus ließ ein Mahl auffs praͤchtigſte bereiten/</l><lb/> <l>Cupido ſolte da der Jungfern Marſchalck ſeyn;</l><lb/> <l>Bald henckt der kleine Schalck den Koͤcher an die Seitẽ/</l><lb/> <l>Und ladet hier und dort die ſchoͤnen Nimfen ein:</l><lb/> <l>Er ſagte/ werthes Volck/ des Himmels Meiſter-Stuͤcke/</l><lb/> <l>Jhr Edelſten Geſchoͤpff/ und Wunder dieſer Welt/</l><lb/> <l>Seht welch ein Freuden-Schein durch milde Gnaden-Blicke/</l><lb/> <l>Von meiner Mutter Gunſt auff eure Scheitel faͤllt.</l><lb/> <l>Sie hat ein Feſt der Luſt hoͤchſt-feyrlich angeſetzet/</l><lb/> <l>Das eure Gegenwart noch angenehmer macht.</l><lb/> <l>Was nur erſinnlich iſt/ das euch durchaus ergetzet/</l><lb/> <l>Wird da in einem Kreis als wie zuſammen bracht/</l><lb/> <l>Die Tafel iſt beſtellt mit auserleſnen Speiſen/</l><lb/> <l>Jhr habt da Goͤtter-Brodt und lauter Nectar-Wein.</l><lb/> <l>Was meine Pflicht betrifft/ wil ich mich ſo erweiſen/</l><lb/> <l>Daß jeder ſagen kan/ Cupido macht es fein.</l><lb/> <l>Alleine laſt euch diß zu einer Warnung dienen/</l><lb/> <l>Je ſchoͤner ihr geziert/ je hoͤher man euch ruͤhmt.</l><lb/> <l>Wo ihr/ wie Sonnen/ kom̃t in Schmuck und Pracht geſchienen/</l><lb/> <l>Und daß der gantze Leib mit Sternen uͤberbluͤhmt/</l><lb/> <l>So wird der Venus Aug’ euch mit Vergnuͤgung ſchauen.</l><lb/> <l>Ja daß zum Uberfluß an Zierath nichts gebricht/</l><lb/> <l>(Wo ihr nur anders wollt auch meinen Worten trauen/)</l><lb/> <l>Urtheilet unter euch der Farben Nacht und Licht.</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">D</hi>rauff ſchloß der Hertzens-Dieb/ als ihm das Frauen-Zimmer</l><lb/> <l>Einhellig Antwort gab: er/ als der liebſte Sohn/</l><lb/> <l>Verſtuͤnde witziger der Farben Glantz und Schimmer/</l><lb/> <l>Sie hofften treuen Rath und Unterricht davon.</l><lb/> <l>Der Purpur deckte nur der Venus Perlen-Glieder/</l><lb/> <l>Sie wolten Nimfen und nicht gleich den Goͤttern ſeyn.</l><lb/> <l>Den Seiden-reichen Sammt beliebte nicht ein jeder/</l><lb/> <l>Offt geb’ ein andrer Zeug den allerbeſten Schein.</l><lb/> <l>Wol/ ſprach der Fluͤgel-Schuͤtz/ ihr Blumen zarter Jahre/</l><lb/> <l>So viel als Blumen in dem guͤldnen Lentzen ſtehn/</l><lb/> <l>So viel erwehlt euch von der Farben Art und Wahre/</l><lb/> <l>Jhr ſolt zu Tantz und Spiel gemahlt wie Bilder gehn.</l><lb/> <l>Ach angenehmer Schluß! jedwede ward erfreuet;</l><lb/> <l>Das Liebens-werthe Volck hebt einen Wett-Streit an.</l><lb/> <fw place="bottom" type="sig">C c 2</fw> <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [35/0109]
Hochzeit-Gedichte.
Auf die P. und W. Hochzeit 26. Febr. 1669.
DJe Venus ließ ein Mahl auffs praͤchtigſte bereiten/
Cupido ſolte da der Jungfern Marſchalck ſeyn;
Bald henckt der kleine Schalck den Koͤcher an die Seitẽ/
Und ladet hier und dort die ſchoͤnen Nimfen ein:
Er ſagte/ werthes Volck/ des Himmels Meiſter-Stuͤcke/
Jhr Edelſten Geſchoͤpff/ und Wunder dieſer Welt/
Seht welch ein Freuden-Schein durch milde Gnaden-Blicke/
Von meiner Mutter Gunſt auff eure Scheitel faͤllt.
Sie hat ein Feſt der Luſt hoͤchſt-feyrlich angeſetzet/
Das eure Gegenwart noch angenehmer macht.
Was nur erſinnlich iſt/ das euch durchaus ergetzet/
Wird da in einem Kreis als wie zuſammen bracht/
Die Tafel iſt beſtellt mit auserleſnen Speiſen/
Jhr habt da Goͤtter-Brodt und lauter Nectar-Wein.
Was meine Pflicht betrifft/ wil ich mich ſo erweiſen/
Daß jeder ſagen kan/ Cupido macht es fein.
Alleine laſt euch diß zu einer Warnung dienen/
Je ſchoͤner ihr geziert/ je hoͤher man euch ruͤhmt.
Wo ihr/ wie Sonnen/ kom̃t in Schmuck und Pracht geſchienen/
Und daß der gantze Leib mit Sternen uͤberbluͤhmt/
So wird der Venus Aug’ euch mit Vergnuͤgung ſchauen.
Ja daß zum Uberfluß an Zierath nichts gebricht/
(Wo ihr nur anders wollt auch meinen Worten trauen/)
Urtheilet unter euch der Farben Nacht und Licht.
Drauff ſchloß der Hertzens-Dieb/ als ihm das Frauen-Zimmer
Einhellig Antwort gab: er/ als der liebſte Sohn/
Verſtuͤnde witziger der Farben Glantz und Schimmer/
Sie hofften treuen Rath und Unterricht davon.
Der Purpur deckte nur der Venus Perlen-Glieder/
Sie wolten Nimfen und nicht gleich den Goͤttern ſeyn.
Den Seiden-reichen Sammt beliebte nicht ein jeder/
Offt geb’ ein andrer Zeug den allerbeſten Schein.
Wol/ ſprach der Fluͤgel-Schuͤtz/ ihr Blumen zarter Jahre/
So viel als Blumen in dem guͤldnen Lentzen ſtehn/
So viel erwehlt euch von der Farben Art und Wahre/
Jhr ſolt zu Tantz und Spiel gemahlt wie Bilder gehn.
Ach angenehmer Schluß! jedwede ward erfreuet;
Das Liebens-werthe Volck hebt einen Wett-Streit an.
Die
C c 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/109 |
Zitationshilfe: | Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/109>, abgerufen am 24.07.2024. |