Mügge, Theodor: Am Malanger Fjord. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–176. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.unschönen Züge eines Gesichts veredeln kann, so war Olaf Holmböe ein Beweis dafür. Seine schwache Gestalt hatte nichts von dem krüppelhaften und unförmlichen Wuchs vieler seiner Unglücksgenossen. Er war schlank, doch seine Schultern breiter, als sie sein sollten. Seine Züge erinnerten dabei wohl an seine Abstammung, denn es waren nicht die oft so schönen, scharfen und ebenmäßigen Formen des normannischen Geschlechts, aber bei alledem waren sie keineswegs häßlich, denn aus den kleinen, schiefgeschlitzten Augen strahlte ein Feuer, das dem Ganzen zu Gute kam und ihm einen eigenthümlichen Reiz gab. -- Sein schlichtes, schwarzes Haar fiel reich und fein über eine wohlgebildete Stirn, seine gelbliche Hautfarbe stach gegen die weiße Halsbinde fremdartig ab, und sein schwarzer Rock war so sauber, als halte er viel darauf, gerade die größte Untugend seines Volkes nicht an sich zu dulden. Es ist Scherz, Ole, lachte der Kaufmann, als er den starren Blick bemerkte, Scherz von dem Landrichter, der dein Gönner und Beschützer sein wird, so gut wie Holmböe, wenn du es danach treibst. -- Setz dich nieder hier, nimm dein Glas und trinke mit uns. Bist ein armer Tropf, aber ein anstelliger Bursch, der es verdiente, besser geboren zu sein. -- Nimm dein Glas, sage ich, und nun, Mary, lauf hinaus und sieh, wie es mit Tisch und Küche steht. -- Werdet zufrieden sein müssen, ihr Herren, mit dem, was ich unschönen Züge eines Gesichts veredeln kann, so war Olaf Holmböe ein Beweis dafür. Seine schwache Gestalt hatte nichts von dem krüppelhaften und unförmlichen Wuchs vieler seiner Unglücksgenossen. Er war schlank, doch seine Schultern breiter, als sie sein sollten. Seine Züge erinnerten dabei wohl an seine Abstammung, denn es waren nicht die oft so schönen, scharfen und ebenmäßigen Formen des normannischen Geschlechts, aber bei alledem waren sie keineswegs häßlich, denn aus den kleinen, schiefgeschlitzten Augen strahlte ein Feuer, das dem Ganzen zu Gute kam und ihm einen eigenthümlichen Reiz gab. — Sein schlichtes, schwarzes Haar fiel reich und fein über eine wohlgebildete Stirn, seine gelbliche Hautfarbe stach gegen die weiße Halsbinde fremdartig ab, und sein schwarzer Rock war so sauber, als halte er viel darauf, gerade die größte Untugend seines Volkes nicht an sich zu dulden. Es ist Scherz, Ole, lachte der Kaufmann, als er den starren Blick bemerkte, Scherz von dem Landrichter, der dein Gönner und Beschützer sein wird, so gut wie Holmböe, wenn du es danach treibst. — Setz dich nieder hier, nimm dein Glas und trinke mit uns. Bist ein armer Tropf, aber ein anstelliger Bursch, der es verdiente, besser geboren zu sein. — Nimm dein Glas, sage ich, und nun, Mary, lauf hinaus und sieh, wie es mit Tisch und Küche steht. — Werdet zufrieden sein müssen, ihr Herren, mit dem, was ich <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="1"> <p><pb facs="#f0039"/> unschönen Züge eines Gesichts veredeln kann, so war Olaf Holmböe ein Beweis dafür.</p><lb/> <p> Seine schwache Gestalt hatte nichts von dem krüppelhaften und unförmlichen Wuchs vieler seiner Unglücksgenossen. Er war schlank, doch seine Schultern breiter, als sie sein sollten. Seine Züge erinnerten dabei wohl an seine Abstammung, denn es waren nicht die oft so schönen, scharfen und ebenmäßigen Formen des normannischen Geschlechts, aber bei alledem waren sie keineswegs häßlich, denn aus den kleinen, schiefgeschlitzten Augen strahlte ein Feuer, das dem Ganzen zu Gute kam und ihm einen eigenthümlichen Reiz gab. — Sein schlichtes, schwarzes Haar fiel reich und fein über eine wohlgebildete Stirn, seine gelbliche Hautfarbe stach gegen die weiße Halsbinde fremdartig ab, und sein schwarzer Rock war so sauber, als halte er viel darauf, gerade die größte Untugend seines Volkes nicht an sich zu dulden.</p><lb/> <p> Es ist Scherz, Ole, lachte der Kaufmann, als er den starren Blick bemerkte, Scherz von dem Landrichter, der dein Gönner und Beschützer sein wird, so gut wie Holmböe, wenn du es danach treibst. — Setz dich nieder hier, nimm dein Glas und trinke mit uns. Bist ein armer Tropf, aber ein anstelliger Bursch, der es verdiente, besser geboren zu sein. — Nimm dein Glas, sage ich, und nun, Mary, lauf hinaus und sieh, wie es mit Tisch und Küche steht. — Werdet zufrieden sein müssen, ihr Herren, mit dem, was ich<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0039]
unschönen Züge eines Gesichts veredeln kann, so war Olaf Holmböe ein Beweis dafür.
Seine schwache Gestalt hatte nichts von dem krüppelhaften und unförmlichen Wuchs vieler seiner Unglücksgenossen. Er war schlank, doch seine Schultern breiter, als sie sein sollten. Seine Züge erinnerten dabei wohl an seine Abstammung, denn es waren nicht die oft so schönen, scharfen und ebenmäßigen Formen des normannischen Geschlechts, aber bei alledem waren sie keineswegs häßlich, denn aus den kleinen, schiefgeschlitzten Augen strahlte ein Feuer, das dem Ganzen zu Gute kam und ihm einen eigenthümlichen Reiz gab. — Sein schlichtes, schwarzes Haar fiel reich und fein über eine wohlgebildete Stirn, seine gelbliche Hautfarbe stach gegen die weiße Halsbinde fremdartig ab, und sein schwarzer Rock war so sauber, als halte er viel darauf, gerade die größte Untugend seines Volkes nicht an sich zu dulden.
Es ist Scherz, Ole, lachte der Kaufmann, als er den starren Blick bemerkte, Scherz von dem Landrichter, der dein Gönner und Beschützer sein wird, so gut wie Holmböe, wenn du es danach treibst. — Setz dich nieder hier, nimm dein Glas und trinke mit uns. Bist ein armer Tropf, aber ein anstelliger Bursch, der es verdiente, besser geboren zu sein. — Nimm dein Glas, sage ich, und nun, Mary, lauf hinaus und sieh, wie es mit Tisch und Küche steht. — Werdet zufrieden sein müssen, ihr Herren, mit dem, was ich
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription.
(2017-03-15T15:04:01Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2017-03-15T15:04:01Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |