Mügge, Theodor: Am Malanger Fjord. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–176. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.zwischen den hohen Uferwänden zog der Wind schärfer ihm entgegen. Mit mühevoller Arbeit war doch nur geringes Weiterkommen merklich, und als der Landrichter eine Weile zugeschaut hatte, als er sah, wie die brennende Röthe an den Bergspitzen abnahm und salbte, während blaue Schatten aus den Schluchten langsam herauskletterten, konnte er sich nicht enthalten, eine Frage an die Schiffsleute zu richten. Es wird spät, rief er hinunter, wir kommen langsam vorwärts. Wind und Strömung gegen uns, Herr, antwortete Einer. Und wie weit noch nach Lenvig? Zwei Meilen, sagte der Mann. Werden sie schwer schaffen, ehe die Flut kommt. Der Reisende sah die unwirthliche Küste an; nirgend war die Spur einer Menschenwohnung zu entdecken, und offenbar hatte er wenig Lust, die Stunden der Nacht, so mild und hell diese war, im Freien zuzubringen. Ist keine Handelsstelle in der Nähe? fragte er. Es war, als hätten die müden Ruderer nur auf diese Frage gewartet. Ja, Herr, ja! riefen sie zusammen; ein wenig mehr herauf liegt Christie Hvaland's Stelle. Eine feine Stelle, Herr, fügte der Führer des Bootes hinzu. Christie Havaland ist ein guter und zwischen den hohen Uferwänden zog der Wind schärfer ihm entgegen. Mit mühevoller Arbeit war doch nur geringes Weiterkommen merklich, und als der Landrichter eine Weile zugeschaut hatte, als er sah, wie die brennende Röthe an den Bergspitzen abnahm und salbte, während blaue Schatten aus den Schluchten langsam herauskletterten, konnte er sich nicht enthalten, eine Frage an die Schiffsleute zu richten. Es wird spät, rief er hinunter, wir kommen langsam vorwärts. Wind und Strömung gegen uns, Herr, antwortete Einer. Und wie weit noch nach Lenvig? Zwei Meilen, sagte der Mann. Werden sie schwer schaffen, ehe die Flut kommt. Der Reisende sah die unwirthliche Küste an; nirgend war die Spur einer Menschenwohnung zu entdecken, und offenbar hatte er wenig Lust, die Stunden der Nacht, so mild und hell diese war, im Freien zuzubringen. Ist keine Handelsstelle in der Nähe? fragte er. Es war, als hätten die müden Ruderer nur auf diese Frage gewartet. Ja, Herr, ja! riefen sie zusammen; ein wenig mehr herauf liegt Christie Hvaland's Stelle. Eine feine Stelle, Herr, fügte der Führer des Bootes hinzu. Christie Havaland ist ein guter und <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="1"> <p><pb facs="#f0013"/> zwischen den hohen Uferwänden zog der Wind schärfer ihm entgegen.</p><lb/> <p>Mit mühevoller Arbeit war doch nur geringes Weiterkommen merklich, und als der Landrichter eine Weile zugeschaut hatte, als er sah, wie die brennende Röthe an den Bergspitzen abnahm und salbte, während blaue Schatten aus den Schluchten langsam herauskletterten, konnte er sich nicht enthalten, eine Frage an die Schiffsleute zu richten.</p><lb/> <p>Es wird spät, rief er hinunter, wir kommen langsam vorwärts.</p><lb/> <p>Wind und Strömung gegen uns, Herr, antwortete Einer.</p><lb/> <p>Und wie weit noch nach Lenvig?</p><lb/> <p>Zwei Meilen, sagte der Mann. Werden sie schwer schaffen, ehe die Flut kommt.</p><lb/> <p>Der Reisende sah die unwirthliche Küste an; nirgend war die Spur einer Menschenwohnung zu entdecken, und offenbar hatte er wenig Lust, die Stunden der Nacht, so mild und hell diese war, im Freien zuzubringen. Ist keine Handelsstelle in der Nähe? fragte er.</p><lb/> <p>Es war, als hätten die müden Ruderer nur auf diese Frage gewartet.</p><lb/> <p>Ja, Herr, ja! riefen sie zusammen; ein wenig mehr herauf liegt Christie Hvaland's Stelle.</p><lb/> <p>Eine feine Stelle, Herr, fügte der Führer des Bootes hinzu. Christie Havaland ist ein guter und<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0013]
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Mit mühevoller Arbeit war doch nur geringes Weiterkommen merklich, und als der Landrichter eine Weile zugeschaut hatte, als er sah, wie die brennende Röthe an den Bergspitzen abnahm und salbte, während blaue Schatten aus den Schluchten langsam herauskletterten, konnte er sich nicht enthalten, eine Frage an die Schiffsleute zu richten.
Es wird spät, rief er hinunter, wir kommen langsam vorwärts.
Wind und Strömung gegen uns, Herr, antwortete Einer.
Und wie weit noch nach Lenvig?
Zwei Meilen, sagte der Mann. Werden sie schwer schaffen, ehe die Flut kommt.
Der Reisende sah die unwirthliche Küste an; nirgend war die Spur einer Menschenwohnung zu entdecken, und offenbar hatte er wenig Lust, die Stunden der Nacht, so mild und hell diese war, im Freien zuzubringen. Ist keine Handelsstelle in der Nähe? fragte er.
Es war, als hätten die müden Ruderer nur auf diese Frage gewartet.
Ja, Herr, ja! riefen sie zusammen; ein wenig mehr herauf liegt Christie Hvaland's Stelle.
Eine feine Stelle, Herr, fügte der Führer des Bootes hinzu. Christie Havaland ist ein guter und
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Zitationshilfe: | Mügge, Theodor: Am Malanger Fjord. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–176. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muegge_fjord_1910/13>, abgerufen am 17.07.2024. |