Mügge, Theodor: Am Malanger Fjord. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–176. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.wünschen empfangen und noch viel freundlicher als früher begrüßt, denn Jedermann wußte, daß der reiche Hvaland nur die Eine Tochter hatte. -- Der hochfahrende Mann nahm alle diese Huldigungen als einen schuldigen Tribut auf, den er herablassend bei den Vornehmsten und Ersten durch eine Einladung an den Malanger Fjord vergalt. -- Viele Gerüchte waren über die Pracht verbreitet, mit welcher Stureson sich umringt hatte. Die Arbeiter erzählten von Kronen aus Glas und Gold, von goldenen Leisten, die um Thüre und Wände liefen, von glänzenden Möbeln aus ganz dunklem Holze, von großen Uhren unter Glasglocken und wunderbaren Stühlen und Tischen mit geschnörkelten und geschnitzten Beinen. Die Neugier auf diese Herrlichkeiten war um so größer, da Stureson nicht der Mann war, sie zu befriedigen. Er hielt sein Haus verschlossen; die zu ihm kamen in Geschäften, wurden in seiner Amtsstube empfangen und konnten höchstens bis in sein Wohnzimmer gelangen, wo es freundlich und bequem, aber doch nicht übermäßig prächtig aussah. Weiter zeigte er nichts, und sein stolzes Wesen schnitt jede lästige Zudringlichkeit ab. Endlich war er fertig mit dem letzten Pinselstriche und nun sollte Mary sich daran ergötzen und erstaunen. Von Zeit zu Zeit hatte Stureson sein Pferd satteln lassen und war über die Halbinsel zu Hvaland geritten, der ihn immer sehnsüchtig erwartete und glücklich war, wünschen empfangen und noch viel freundlicher als früher begrüßt, denn Jedermann wußte, daß der reiche Hvaland nur die Eine Tochter hatte. — Der hochfahrende Mann nahm alle diese Huldigungen als einen schuldigen Tribut auf, den er herablassend bei den Vornehmsten und Ersten durch eine Einladung an den Malanger Fjord vergalt. — Viele Gerüchte waren über die Pracht verbreitet, mit welcher Stureson sich umringt hatte. Die Arbeiter erzählten von Kronen aus Glas und Gold, von goldenen Leisten, die um Thüre und Wände liefen, von glänzenden Möbeln aus ganz dunklem Holze, von großen Uhren unter Glasglocken und wunderbaren Stühlen und Tischen mit geschnörkelten und geschnitzten Beinen. Die Neugier auf diese Herrlichkeiten war um so größer, da Stureson nicht der Mann war, sie zu befriedigen. Er hielt sein Haus verschlossen; die zu ihm kamen in Geschäften, wurden in seiner Amtsstube empfangen und konnten höchstens bis in sein Wohnzimmer gelangen, wo es freundlich und bequem, aber doch nicht übermäßig prächtig aussah. Weiter zeigte er nichts, und sein stolzes Wesen schnitt jede lästige Zudringlichkeit ab. Endlich war er fertig mit dem letzten Pinselstriche und nun sollte Mary sich daran ergötzen und erstaunen. Von Zeit zu Zeit hatte Stureson sein Pferd satteln lassen und war über die Halbinsel zu Hvaland geritten, der ihn immer sehnsüchtig erwartete und glücklich war, <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="5"> <p><pb facs="#f0115"/> wünschen empfangen und noch viel freundlicher als früher begrüßt, denn Jedermann wußte, daß der reiche Hvaland nur die Eine Tochter hatte. — Der hochfahrende Mann nahm alle diese Huldigungen als einen schuldigen Tribut auf, den er herablassend bei den Vornehmsten und Ersten durch eine Einladung an den Malanger Fjord vergalt. — Viele Gerüchte waren über die Pracht verbreitet, mit welcher Stureson sich umringt hatte. Die Arbeiter erzählten von Kronen aus Glas und Gold, von goldenen Leisten, die um Thüre und Wände liefen, von glänzenden Möbeln aus ganz dunklem Holze, von großen Uhren unter Glasglocken und wunderbaren Stühlen und Tischen mit geschnörkelten und geschnitzten Beinen. </p><lb/> <p> Die Neugier auf diese Herrlichkeiten war um so größer, da Stureson nicht der Mann war, sie zu befriedigen. Er hielt sein Haus verschlossen; die zu ihm kamen in Geschäften, wurden in seiner Amtsstube empfangen und konnten höchstens bis in sein Wohnzimmer gelangen, wo es freundlich und bequem, aber doch nicht übermäßig prächtig aussah. Weiter zeigte er nichts, und sein stolzes Wesen schnitt jede lästige Zudringlichkeit ab. </p><lb/> <p> Endlich war er fertig mit dem letzten Pinselstriche und nun sollte Mary sich daran ergötzen und erstaunen. Von Zeit zu Zeit hatte Stureson sein Pferd satteln lassen und war über die Halbinsel zu Hvaland geritten, der ihn immer sehnsüchtig erwartete und glücklich war,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0115]
wünschen empfangen und noch viel freundlicher als früher begrüßt, denn Jedermann wußte, daß der reiche Hvaland nur die Eine Tochter hatte. — Der hochfahrende Mann nahm alle diese Huldigungen als einen schuldigen Tribut auf, den er herablassend bei den Vornehmsten und Ersten durch eine Einladung an den Malanger Fjord vergalt. — Viele Gerüchte waren über die Pracht verbreitet, mit welcher Stureson sich umringt hatte. Die Arbeiter erzählten von Kronen aus Glas und Gold, von goldenen Leisten, die um Thüre und Wände liefen, von glänzenden Möbeln aus ganz dunklem Holze, von großen Uhren unter Glasglocken und wunderbaren Stühlen und Tischen mit geschnörkelten und geschnitzten Beinen.
Die Neugier auf diese Herrlichkeiten war um so größer, da Stureson nicht der Mann war, sie zu befriedigen. Er hielt sein Haus verschlossen; die zu ihm kamen in Geschäften, wurden in seiner Amtsstube empfangen und konnten höchstens bis in sein Wohnzimmer gelangen, wo es freundlich und bequem, aber doch nicht übermäßig prächtig aussah. Weiter zeigte er nichts, und sein stolzes Wesen schnitt jede lästige Zudringlichkeit ab.
Endlich war er fertig mit dem letzten Pinselstriche und nun sollte Mary sich daran ergötzen und erstaunen. Von Zeit zu Zeit hatte Stureson sein Pferd satteln lassen und war über die Halbinsel zu Hvaland geritten, der ihn immer sehnsüchtig erwartete und glücklich war,
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