Mügge, Theodor: Am Malanger Fjord. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–176. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.wenn sie dann auch zurückkehrte, so war von Zeit zu Zeit immer wieder eine Reise nach dem Süden in Aussicht gestellt. Stureson ließ die Absicht durchscheinen, daß er überhaupt nicht Willens sei, sein Leben in diesen Einöden zu beschließen. Er sprach von seinem väterlichen Gute in Mandals-Amt, beschrieb die alten Eichen und Buchen, welche sich über dessen Dach neigten, und die Reize des alten Sitzes seiner Familie mit verlockendem Feuer. Dazwischen mischten sich ehrgeizige Entwürfe. Es würde ihm nicht schwer sein, meinte er, ein Storthingmann zu werden; er sei aus dem Holze, wo Staatsmänner und Führer gemacht würden, und seine mächtigen Freunde bildeten eine Partei, auf welche er rechnen könnte. Hvaland begriff das besser, wie seine Tochter, und während er in Gedanken rechnete, was besser sei, ein Schwiegersohn als Richter am Malanger Fjord oder als Staatsrath in Christiania, oder wohl gar als Minister in Stockholm, hörte Mary nicht ohne Theilnahme zu, was ihr Bräutigam von den gesellschaftlichen Kreisen der Hauptstadt erzählte, und wie bald man in wenigen Tagen dahin gelangen würde, wenn die Dampfbootverbindung eingerichtet sei, zu der er aus allen Kräften helfen werde. Alles, was Stureson sprach und als gewiß darstellte, mußte angenehme Gefühle erregen, und wer Mary am Arme des stolzen Mannes gehen sah, konnte nicht umhin, sie glücklich zu preisen. -- Am Nachmit- wenn sie dann auch zurückkehrte, so war von Zeit zu Zeit immer wieder eine Reise nach dem Süden in Aussicht gestellt. Stureson ließ die Absicht durchscheinen, daß er überhaupt nicht Willens sei, sein Leben in diesen Einöden zu beschließen. Er sprach von seinem väterlichen Gute in Mandals-Amt, beschrieb die alten Eichen und Buchen, welche sich über dessen Dach neigten, und die Reize des alten Sitzes seiner Familie mit verlockendem Feuer. Dazwischen mischten sich ehrgeizige Entwürfe. Es würde ihm nicht schwer sein, meinte er, ein Storthingmann zu werden; er sei aus dem Holze, wo Staatsmänner und Führer gemacht würden, und seine mächtigen Freunde bildeten eine Partei, auf welche er rechnen könnte. Hvaland begriff das besser, wie seine Tochter, und während er in Gedanken rechnete, was besser sei, ein Schwiegersohn als Richter am Malanger Fjord oder als Staatsrath in Christiania, oder wohl gar als Minister in Stockholm, hörte Mary nicht ohne Theilnahme zu, was ihr Bräutigam von den gesellschaftlichen Kreisen der Hauptstadt erzählte, und wie bald man in wenigen Tagen dahin gelangen würde, wenn die Dampfbootverbindung eingerichtet sei, zu der er aus allen Kräften helfen werde. Alles, was Stureson sprach und als gewiß darstellte, mußte angenehme Gefühle erregen, und wer Mary am Arme des stolzen Mannes gehen sah, konnte nicht umhin, sie glücklich zu preisen. — Am Nachmit- <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="4"> <p><pb facs="#f0108"/> wenn sie dann auch zurückkehrte, so war von Zeit zu Zeit immer wieder eine Reise nach dem Süden in Aussicht gestellt. Stureson ließ die Absicht durchscheinen, daß er überhaupt nicht Willens sei, sein Leben in diesen Einöden zu beschließen. Er sprach von seinem väterlichen Gute in Mandals-Amt, beschrieb die alten Eichen und Buchen, welche sich über dessen Dach neigten, und die Reize des alten Sitzes seiner Familie mit verlockendem Feuer. Dazwischen mischten sich ehrgeizige Entwürfe. Es würde ihm nicht schwer sein, meinte er, ein Storthingmann zu werden; er sei aus dem Holze, wo Staatsmänner und Führer gemacht würden, und seine mächtigen Freunde bildeten eine Partei, auf welche er rechnen könnte. </p><lb/> <p> Hvaland begriff das besser, wie seine Tochter, und während er in Gedanken rechnete, was besser sei, ein Schwiegersohn als Richter am Malanger Fjord oder als Staatsrath in Christiania, oder wohl gar als Minister in Stockholm, hörte Mary nicht ohne Theilnahme zu, was ihr Bräutigam von den gesellschaftlichen Kreisen der Hauptstadt erzählte, und wie bald man in wenigen Tagen dahin gelangen würde, wenn die Dampfbootverbindung eingerichtet sei, zu der er aus allen Kräften helfen werde. </p><lb/> <p> Alles, was Stureson sprach und als gewiß darstellte, mußte angenehme Gefühle erregen, und wer Mary am Arme des stolzen Mannes gehen sah, konnte nicht umhin, sie glücklich zu preisen. — Am Nachmit-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0108]
wenn sie dann auch zurückkehrte, so war von Zeit zu Zeit immer wieder eine Reise nach dem Süden in Aussicht gestellt. Stureson ließ die Absicht durchscheinen, daß er überhaupt nicht Willens sei, sein Leben in diesen Einöden zu beschließen. Er sprach von seinem väterlichen Gute in Mandals-Amt, beschrieb die alten Eichen und Buchen, welche sich über dessen Dach neigten, und die Reize des alten Sitzes seiner Familie mit verlockendem Feuer. Dazwischen mischten sich ehrgeizige Entwürfe. Es würde ihm nicht schwer sein, meinte er, ein Storthingmann zu werden; er sei aus dem Holze, wo Staatsmänner und Führer gemacht würden, und seine mächtigen Freunde bildeten eine Partei, auf welche er rechnen könnte.
Hvaland begriff das besser, wie seine Tochter, und während er in Gedanken rechnete, was besser sei, ein Schwiegersohn als Richter am Malanger Fjord oder als Staatsrath in Christiania, oder wohl gar als Minister in Stockholm, hörte Mary nicht ohne Theilnahme zu, was ihr Bräutigam von den gesellschaftlichen Kreisen der Hauptstadt erzählte, und wie bald man in wenigen Tagen dahin gelangen würde, wenn die Dampfbootverbindung eingerichtet sei, zu der er aus allen Kräften helfen werde.
Alles, was Stureson sprach und als gewiß darstellte, mußte angenehme Gefühle erregen, und wer Mary am Arme des stolzen Mannes gehen sah, konnte nicht umhin, sie glücklich zu preisen. — Am Nachmit-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription.
(2017-03-15T15:04:01Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2017-03-15T15:04:01Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |